Chronik einer Endomorphose: 2. März 2002 Panzerlaus, Kanalmolch und Co. |
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Die Gentechnik wird es bald erlauben, mit tierischen, pflanzlichen und menschlichen Körpern in großem Maßstab zu experimentieren. | Startseite des Kapitels: Endomorphose | |||||
Die Robotik erzeugt nun langsam wirklich marktfähige, autarke Roboter mit eigener Intelligenz. | Verschiedene Medienbeiträgge aus dem Jahr 2002 | |||||
Die Computertechnologie ersetzt immer mehr Teilleistungen menschlicher Intelligenz. | ||||||
Die Globalisierung der Wirtschaft lenkt Geldströme dorthin wo am wirtschftlichsten produziert wird. Man redet über "Wirtschaftsstandorte" aber nicht über "Ehtik-Standorte". | ||||||
Firmen oder Regionen werden bald wählen können, ob sie bestimmte Aufgaben von toten Robotern, Menschen, gezüchteten Tieren oder Mischformen dieser drei "Rohstofflieferanten" ausüben lassen wollen. Das jetzige Leben wird immer mehr zu einer "Bauteilebibliothek", aus der man zweckorientiert und funktionsgerecht autarke Agenten zur Erledigung wirtschaftlich oder militärisch nötiger Arbeiten wird kreieren können. | Wahr ist: EU-Patent EP 322240: Chimären sind patentierbar | |||||
Nachfolgend eine freie Phantasie, was einmal sein könnte. | Denkbar war: In 40 Millionen Jahren, eine Phantasie von Olaf Stapeldon, geschrieben um 1930 | |||||
Der Kanalmolch Unter fast allen großen und kleinen Städten gibt es weitverzweigte Kanalsysteme. Deren Reinigung und Überwachung war früher technisch nicht enfach und oftmals sehr teuer. Die nicht seltene Folge war, dass viele Leitungen schadhaft blieben und viel Wasser auf dem Transport durch die Rohre verloren ging oder auch erheblich verunreinigt wurde. Kamerasysteme zu Erkundszwecken sowie mechanische Molche zum Reinigen von Rohren gab es schon lange, unter anderem eingesetzt in der Öl- und Gasindustrie. |
Literaturtipp: ein Bildband über die
entstehenden Haushaltsroboter (2001) Wahr ist: "Haushaltsroboter" einer ganz anderen Art: Schießroboter zum Zwecke der privaten Sicherheit (2000) |
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Ein wahrer Durchbruch aber war die erste Implementierung des im Volksmund "Kanalmolch" genannten Geschöpfes im Jahre 2032 in Kalkutta: | Prof. Hans: Bergbauroboter (biotronic mining) | |||||
Literaturverweis: in seinem Buch "The Hobbit" beschreibt J. R. Tolkien in Form des Gollum (Smeagol) ein dem Kanalmolch äußerlich sehr ähnliches Geschöpf. Dem Kanalmolch ähnliche Wesen wurden deshalb auch "Gollumoide" genannant. | ||||||
Der Kanalmolch enthält Gensequenzen
von verschiedener Wesen, unter anderem:
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Wahr ist: Im Jahre 2001 wurde über den erfolgreichen Versuch berichtet einem Affen derart Gensequenzen einer Qualle einzupflanzen, dass dessen Fingernägel im Dunkeln grün leuchten. | |||||
Darüberhinaus ist der Kanalmolch mit elektromagnetisch sensitiven Sender-Empfänger Chip-Implantaten aufgerüstet. Darüber kann der Molch über ein System von Relais-Sendern mit anderen Molchen "telepatisch" kommunizieren sowie von einer zentralen Computerleitwarte aus gesteuert werden. Befehle an die Molche von "über Tage" aus, werden über diese Medium ausgestrahlt. | Wahr ist: Im Jahre 2001 wurde über die
erfolgreiche Kopplung von Chips und Neuronen
berichtet. Wahr ist: Im Jahre 2002 werden bereits solche Chips (z. B. VeriChip) angeboten. |
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Und: der Kanalmolch kann eigenständig evoluieren. Mit Hilfe einer neuartigen Technologie, "gene embedded software design" genannt, können Chip-Implantate aber auch fest darin kodierte Quellcode-Sequenzen vorprogrammierter Software über die Keimbahn der Molche übergeben werden und werden somit zum Gegenstand evolutiver Selbstoptimierung. | Themensprung: der Mensch in einem
materialistischen Weltbild Themensprung: könnte die Hybridisierung des Menschen Teil eines gewünschten Weltprozesses sein? |
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Eimal in einem Kanalsystem ausgesetzt, beginnt eine Startpopulation von Kanalmolchen sich ihren Aufgaben per Evolution anzupassen. Als Selektionsmechanismus wirken unter anderem Freude-Schmerz-Signale welche vom übertägigen Zentralcomputer aus gesendet werden. Fließt das Wasser schnell und ungestört durch die Kanäle, melden unabhängige Sensoren nur geringe Verluste durch Rohrschäden und erfährt das Wasser nur geringe oder keine Verunreinigungen, so strahlen die Relais-Sender Freud-Signale an die Molche aus. Das motiviert kurzfristig, hebt aber auch die Potenz der Molche. Populationen die ihre Aufgaben nicht so gut erledigen erhalten Schmerzsignale sowie - ebenfalls per gene-embedded software design realisiert - karzinogene Nervenreizungen. Eine geschickt gesteuerte Mobilität einzelner Molche über verschiedene Molchstämme unterstützt dabei die statistische Ausselektierung leistungsschwacher Individuen und Gene. | Literaturtipp: "The Time Machine" von Herbert George Wells. Im Jahre 1935 wurde dieser auch verfilmte Science Fiction Klassiker zum ersten Mal veröffentlicht. Das Buch spielt in einer fernen Zukunft. Die Menschheit hat sich in zwei Rassen aufgeteilt: gutmütige aber fast intelligenzlose Lichtwesen, Eloi genannt, und die Morlocks. Die Morlocks leben unter der Erde und evloluierten aus dem ehemaligen Industrieproletariat. Sie fressen die Eloi, sind eher böse und hinterlistig. | |||||
Gewisse Gensequenzen menschlicher Intelligenzleistungen erlauben es den Molchen, auch vorher nicht vorhandene Lösungen zu finden. So sind manche Molchpopulationen dazu in der Lage, eigenständig Lösungen zu finden, wie sie mit Hilfe einiger weniger Zementsäcke, etwas Sand und einigen Steinen und einfachster Werkzeuge schadhafte Kanalstellen ausbessern können. Sogar Strategien zur Optimierung von Transportstrecken durch die oftmals tausende von Kilometer langen Kanalsysteme wurden von Wisschaftlern bei der Erforschung dieser Spezies schon beobachtet. | ||||||
Millionenstädte wie Sao Paolo, Shanghai, Emden, London oder Johannesburg konnten mit Hilfe einer solchen Technik Millionen und abermillionen Euro an Instandhaltungskosten einsparen. | ||||||
Der Kanalmolch wurde aber auch in der Wartung hybrider Rechnersysteme eingesetzt. Die massenhaft in klimatisierten Schränken vernetzten Gehirne wurden von ganzen Heerscharen von Kanalmolchen gepflegt. Die Molche hielten die Belüftungsrohre offen, entfernten Staub, erkannten faulende oder von Pilzen befallene Gehirne und sie hielten die elektrische Verkabelung der Gehirne intakt. In ihrer Funktion verhielten sie sich also zu den vernetzten Hirnen so ähnlich wie Gliazellen in Gehirnen zu Nervenzellen stehen. | <= Kanalmolch als Gliazelle | |||||
Der Mensch als Zelle in einem neuronalen Unternehmen? | ||||||
Die Panzerlaus Auf ähnlichen Konstruktionsmethoden wie der Kanalmolch beruht die kraftstummelige Panzerlaus. |
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Peace on Earth: Stanislaw Lems Visionen einer skurrilen Zukunft |
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Die Panzerlaus ist etwa 40cm hoch, hat ein gut ausgeprägtes Gehirn mit besonderem Schwerpunkt auf "Kampfgeist" und taktischen Winkelzügen sowie vor allem ein robustes Skelett und kurze kraftvolle Arme. Damit kann die Panzerlaus optimal zum Steuern eines Panzers eingesetzt werden. Massive Stöße haben ihr kaum etwas an und sie braucht kaum Kraft. Neueste Entwicklungen zielen auf den Einsatz dieser Gattung in Kampfjets ab. | Wahr ist: Drohnen (mannlose
Flugzeuge) werden vermehrt gebaut und eingesetzt. Wahr ist: NASA forscht an neuroelektrischen Piloten (Stand 2001) |
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Gegenüber einer körperlosen Computersteuerung von Panzern hat die Panzerlaus den großen Vorteil, dass sie mechanische Reparaturarbeiten an einem Panzer eigenständig ausführen kann. Sie ersetzt also zusätzliche Reparaturroboter. Im Falle einer Zerstörung des Panzers kann die Laus darüberhinaus noch autark in feindlichem Gebiet operieren. | Animation: Mensch wächst mit Computer zu körperloser Einheit zusammen | |||||
Der Gebirgsjäger, Typ Yeti Der Gebirgsjäger vom Typ "Yeti" wurde zunächst für einen Einsatz im Himalaya entwickelt, hat sich aber inzwischen über die ganze Welt verbreitet. Dieses Wesen ist so programmiert, dass es autark in kalter steiler Gegend operieren kann. Sein emotionales System ist derart ausgelegt, dass es gerne alleine oder in kleinen Gruppen lebt und Kälte, Schnee und Sturm sucht. Dazu wurden Gensequenzen einer japanischen Affenart integriert, die vorzüglich im kalten Winter Nordjapans auskommt. Der Gebirgsjäger, Typ Yeti, war über Jahre hinweg ein Exportschlager der japanischen Bio-Industrie. |
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Der feingliedrige Kabelmaxe Der Kabelmaxe wird bevorzugt in großen Gebäuden, Schiffen, Flugzeugen oder Raumstationen eingesetzt, um dort in engen, langen Kabelkanälen neue Stränge einzuziehen, alte Stränge auszulösen oder zu reparieren. Der Kabelmaxe hat eine genetisch programmierte Angst vor freien, großen Flächen oder überhaupt vor dem Fehlen enger Räume. Er fühlt sich wohl in der Enge, kann also als claustrophil bezeichnet werden. Wie der Kanalmolch hat auch der Kabelmaxe Gensequenzen von Quallen, die ihn im Dunkeln leuchten lassen. |
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Als technische Neuerung gegenüber dem Kanalmolch verfügt der Kabelmaxe noch über Schnittstellengene des Chamäleons: die Helligkeit seiner Leuchtorgane steuert der Kabelmaxe halbbewusst sowie eine Chamälaeon seine Hautfarbe zu Tarnzwecken der Umgebung anpassen kann. | ||||||
Der Offshore-Fitter Dieses Wesen vereinigt Gene von Delphinen, Menschen sowie einige speziell programmierte Softwaresequenzen (gene-embedded). Der als "offshore-fitter" vermarktete Organismus ist in der Lage, eigenständig komplizierte Reparatur und Montagearbeiten unter der Wasseroberfläche durchzuführen. Es kann bis zu 600m tief tauchen. Ein Kostenspareffekt gegenüber konventionellen Berufstauchern ergibt sich vor allem aus dem Wegfall der langen Dekompressionszeiten im Verhältnis zu den bis dato kurzen "Betriebszeiten" (Einsatz). Die offshore-fitter leben in kleinen Populationen und haben großen Spaß an technischen Manipulationen. Während ihrer vergleichsweise langen Kindheit von rund 3 Jahren lernen sie auf spielerische Weise die wesentlichen von ihnen erwarteten Operationen von ihren Artgenossen. |
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Die Tagebauspinnen Kein Erfolg war hingegen der Versuch, aus Stahl und Computergehirnen große erdlösende und -bewegende Bergbaumaschinen zu bauen: |
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Die wundersamen Erinnerungen des Prof. Hans | ||||||
Indien als Meilensteinschaffer Die oben beschriebenen Lebensformen lagen schon lange in den "Schubladen" der großen Life-Science Konzerne. Jedoch hatten diffusive Ängste und moralische Skrupel deren Einsatz verhindert. Der großflächige Einstaz wurde nicht durch technische Mängel sondern politisch operationalisierte Bedenken der klassischen Menschen verhindert. |
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Den Durchbruch brachte Indien herbei. Das Land war im Jahre 2020 sozial und wirtschaftlich vollends verelendet und hatte nichts mehr zu verlieren. Die Bevölkerung und die Politiker waren bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Indien bot sich als Nation mit 2 Milliarden Einwohnern freiwillig als Versuchsfeld für jeglichen Fortschritt an. Es wurde eine äußerst liberale Gesetzgebung erlassen, die Konzerne der Life Sciences und Computerwissenschaften, der Robotik und der Nanotechnologie zu tausenden ins Land lockte. Binnen weniger Jahre war Indien eine der führenden Wirtschafts- und Militärmächte der Welt. | Suchtipp: Als "Extropier" bezeichnen sich namhafte Personen des öffentlichen Lebens. Auf der Website www.extropy.org propagieren sie die konsequente Nutzung jeglicher Technik. Der Grundglaube dieser Menschen scheint zu sein, dass das moralisch wünschenswerte von alleine siegt. | |||||
Aber binnen weniger Jahre begannen sich die ehemalals rein sozial relevanten Kasten der hinduistischen Religion zunehmend auch durch körperlich und geistig unterscheidbare Menschen und Lebensformen zu unterscheiden. | ||||||
Heute kann man fast sagen, dass die ehemals rein sozial unterschiedenen Kasten eher verschiedene biologische (oder technische?) Arten kennzeichnen. | ||||||
Die Rolle der Börse Die Börse ließ mit ihrer Reaktion nicht lange auf sich warten und so floßen Milliarden und abermilliarden von Euro und Dollar nach Indien. Das Geld wurde in den vordem reichen Regionen Europas und Nordamerikas abgezogen. So sahen sich die dortigen Regierungen letztendlich gezwungen, dem Beispiel Indiens zu folgen und die Genomorphose und Hybridisierung der Menschen per Gesetzesänderungen zuzulassen. |
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