Die Wundersamen Erinnerungen des Prof. Hans: social programming
IP/EP-Nr.: 17.32/5145

Oder meinst du, daß die Verfassungen von der Eiche oder vom Felsen entstehen und nicht aus den Gesinnungen derer, die in den Staaten sind, nach welcher Seite hin eben diese den Aussschlag geben und das übrige mit sich ziehen?

Platon. Politeia. Achtes Buch 544e


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Formt der Mensch die Gesellschaft oder formt die Gesellschaft den Menschen? Mit solchen Eulenspiegeleien beschäftigten sich manche rennomierte Sozialwissenschaftler in der Endzeit der präbiotischen Ökonomie.    
Während die Koryphäen der beschreibenden Sozialwissenschaften auf solche Weise an ihren heillosen Modellen der Realität feilten wie einst die Astronomen der Scholastik an ihren verwickelten Schalenmodellen der himmlischen Sphären, derweil entstanden in den Ideenschmieden einiger fortschrittlicher afrikanischer Staaten die Konzepte der frühen frühbiotischen Ökonomie.    
Der Grundgedanke war einfach. So wie die Form von Kristallen vor allem erst einmal das Ergebnis des Aufbaus seiner Atome ist, so ist eine Gesellschaft vor allem erst einmal das Ergebnis seiner Menschen.   <= Grundthese des social programming
Wie sähe denn ein Turmalinkristall aus, wenn die enthaltenen Lithium-Atome zwei Neutronen weniger in ihrem Kern hätten als es tatsächlich der Fall ist? Wären Diamanten vielleicht trigonal (und somit wertlos) anstatt kubisch wenn die Elektronenschalen der C-Atome etwas länglicher als tatsächlich wären? Das gleiche Prinzip ist auch in Insektenstaaten verwirklicht und, so die scheinbar berechtigte Extrapolation, auch in menschlichen Gesellschaften.   Einige beispielhafte Titel aus dieser Veröffentlichung aus dem Jahre 2001Literaturtipp: Ant Robotics, in "Annals of Mathematics and Artificial Intelligence", 2001 by Kluwer Academic Publishers, ISSN: 1012-2443

Autorentipps zu kollektiver Intelligenz: Stanislaw Lem Stanislaw Lem war vor allem produktiv in den 1960er, 70er und 80er Jahrenund Olaf StapledonDer englische Science Fiction Autor Olaf Stapledon schrieb etwa zwischen 1930 und 1950

Alles war vollkommen offensichtlich. Wenn es nur gelänge, empirisch valide Korrelationen zwischen der Psyche, dem Verhalten und den Instinkten einzelner Menschen zu entdecken, dann würde es genügen, per Genmanipulation das Verhalten unserer Nachfahren chirurgisch behutsam zu verändern und fertig wäre die Idealgesellschaft. Es tauchten Bücher auf über "Fraktale Gesellschaften", über "autonomous human agents" und über die "soziale Parkettierung der sozio-historischen Gestaltungsräume".    
In einer bahnbrechenden historischen Studie wies Nkomo Mkubwe die Berechtigung dieses Ansatzes nach.    
Mkubwe belegte anhand reicher historischer und zeitgenössischer Quellen dass
  • der ökonomische Erfolg der ehemals angelsächsisch kolonisierten Länder unmittelbar auf das Credo der fundamentalprotestantischen Siedler zurückzuführen ist: wirtschaftlicher Erfolg ist ein Indiz gottgefälligen Lebens
  • die pluralistische Rassentoleranz ehemals katholisch kolonisierter Länder wie Brasilien, Mosambik, Kubas etc. unmittelbar auf den hohen Stellenwert menschlicher Würde in der katholischen Theologie verweist.
  • Die volle Wucht des chinesischen Wirtschaftswunders eine direkte Konsequenz konfuzianischen Denkens war.
  • Die Stagnation der indischen Wirtschaft zum Ende der präbiotischen Ökonomie genauso eine Folge der hinduistischen Schichsalsergebenheit war die darauffolgende Revolutionierung der Weltwirtschaft durch Indien.Eine Phantasie über Durchbruchtechnologien: Indien wird Wirtschaftsmacht Nummer eins
 

Hat Pluralität einen erfolgsrelevanten Zweck für GruppenPluralität als Baustein von Intelligenz?
Die damals kühne (aber bald schon überholte) Forderung der Gruppe um Mkubwe lautete: Man könne die volle Bandbreite der Gesellschaften und Öknomien realisieren, wenn es nur gelänge, einzelne Menschen gezielt aber behutsam genetisch oder kulturell zu programmieren: Social Programming. In seinem letzten Werk fasste der alternde Mkubwe einige seiner Gedanken in bewusst provozierenden Thesen zusammen:    
  • Programmiere Mitleid und Solidarität aus den Menschen heraus und Du erhältst lebenstüchtige Bauteile einer vital-agressiven Marktwirtschaft.
  • Programmiere kulturelle Vielfalt als unmittelbar schützenswertes Gut in die Menschen hinein und du erhältst eine hochdiversifizierte, komplexe, dynamische, adaptive und nachhaltig expansionsfähige Ökonomie
  • Programmiere Fremdenfeindlichkeit und Ablehnung von Andersartigkeit generell in die Menschen hinein und du erhältst uniforme Blöcke hoher ökonomischer Durchschlagkraft und effizienter Steuerbarkeit für zentralistische Machtstrukturen.
  • Programmiere ein göttliches Sendungsbewusstsein in die Menschen hinein und du erhälts agressive, zähe und regenartionsfähige Ökonomien mit hoher Lebenserwartung aber geringem Expansionspotenzial.
   
Diese sehr langfristig orientierte genetische Programmierung einzelner Menschen mit Wirkung auf der Makroebene von Ökonomien hatte eine Entsprechung auf der Mikroebene: die Steuerung kurzfristiger Abläufe (weniger als zwei Jahrzehnte) sollte ebenfalls an den Individuen ansetzen. Der wesentliche Mechanismus war das Wechselspiel zwischen Kulturbetrieb und Börse.   Geld als Hormon, Börse als Hypophyse? Die Idee der neuronalen Unternehmen...Die Feinjustierung der Ökonomie über Kultur und Börse
Schon lange wussten Soziologen, dass es Zusammenhänge gab zwischen der Länge von Frauenröcken und Konjunkturzyklen, zwischen der Kriegsstimmung in einem Land und dem Verhältnis weiblicher und männlicher Neugeborener, zwischen der durchschnittlichen Dauer neuer Kinofilme und der Sparrate von Normalbürgern, zwischen der Anzahl von Konsonanten in den Titeln neu veröffentlichter Bücher und der mittleren Entfernung der Urlaubsorte vom Heimatort, zwischen dem Fettanteil im Essen und der Bereitschaft junger Menschen zur Wehrdienstverweigerung und so weiter.    
Aber erst die unwiderlegbaren Erfolge der sich zaghaft etablierenden Disziplin des Social Programming brachten den Durchbruch. Wieder war es ein zunächst unterentwickeltes Schwellenland der südlichen Hemisphäre, welches beherzt die Ergebnisse der Wissenschaft annahm und so binnen weniger Jahre ein Global Player wurde: Neu-Guinea.    
Die Machthaber in dem Land forcierten mit riesigen Kraftanstrengungen das kulturelle Leben in ihrem Land - und koppelten es unmittelbar mit dem Börsengeschäft. Zunächst von allen belächelt machte die Börse von Port Moresby schon bald den etablierten Börsenplätzen in London, Johannesburg, Emden, New York, Shanghai und Sao Paolo Konkurrenz.    
Große Firmen verlegten ihre Abteilungen für strategische Planung nach Neu-Guinea und schon bald entschieden Rohstoffkonzerne den Einstieg in unsichere Märkte danach, ob man in der Pause von einer Aufführung Goethes Faust in "Pomo" (Port Moresby) eher Sekt oder eher Orangensaft trank. Die Anzahl der Ringe an den Armen der Frauen eines bestimmten Stammes von Neu-Guinea entschied über den günstigsten Zeitpunkt einen großen Konkurrenten per feindlicher Übernahme auszuschalten. Eine liebevolle Studie der damaligen Stimmung hielt Irvin Wunderblum in seinem Klassiker "The Bird that Never Landed" fest.   Über die Habilitationsschrift von Theo Gehm aus dem Jahre 1995Kommentare zu einem Fachartikel von 1995: Informationsverarbeitung in sozialen Systemen

Volle Titelangabe sowie weitere Literaturtipps"The Bird that Never Landed" erschien auf Deutsch im Sirzangel Verlag unter dem Titel: "Wolkenflug" und kostet 2 Euro 50 Cent pro Megabyte.

Neu-Guinea aber entbehrte der kritischen Masse an ökonomisch aktiven Menschen um vom read-only-Status zum write-Status zu gelangen. Dieser Schritt wurde wenige Jahrzehnte später in Brasilien vollzogen. Die Verlagerung der wirtschaftlichen Macht vom Norden in den Süden war bereits damals unausweichlich und wir haben es der Weitsicht, Klugheit und Gelassenheit von Politikern wie Joao de Ramificàcáo, Neville Malongo oder auch Ngyuen Hai Dong zu verdanken, dass die degenerierten Nationen Europas und Nordamerikas in die neue Wirtschaftsstruktur integriert wurden.    
Zurück aber nach Brasilien. Dort wurde es den großen Konzernen sowie den Börsen selbst gestattet, unmittelbar das kulturelle Leben des Landes zu beeinflussen. Per Verwaltungsakt könnte die Börse von Sao Paolo bestimmen ob    
  • Frauenkleider länger oder kürzer sein müssen, als dass sie das Knie überdecken können
  • die dominierenden Farben der Herbstmode für Männer unter 35 Jahren eher Naturtöne oder Technofarben widergeben sollen
  • in den Restaurant des Landes mehr als 20% exotische Speisen angeboten werden dürfen oder nicht
  • die Tourismusbranche mit Ökotourismus werben darf oder nicht (bzw. die Quote wurde bestimmt)
  • die nationalen Theater mehr Komödien oder mehr Trgödien spielen dürfen etc.
   
Unterstützt durch eine enge wissenschaftliche Begleitung dieser Maßnahmen durch führende "Social Programme Developers" holte die brasilianische Wirtschaft in kürzester Zeit die USA ein und landete somit auf Platz 13 der führenden Wirtschaftsmächte der Erde.    
Große Impulse verdanken das Social Programming der Entschlüsselung der Genexpression humaner Chromosomen. Denn ob ein bestimmten Basenpaar auf einer menschlichen Doppelhelix eher grüne oder blaue Augen ergibt, das war schnell herausgefunden. Nicht aber den Einfluß des gleichen Basenpaares auf subtil gelebte charakterliche Eigenschaften des Menschen. Die Methoden die Expression der Gene zu ermitteln konnten unmittelbar übertragen werden auf die Erforschung der gewundenen Wege auf welchen (empirisch belegt) der durchschnittliche Zahnpastakonsum in einem Jahr X mit den zu erwartenden Gehaltsforderungen der Gewerkschaften im Jahr X+1 zusammenhängt.   Gedanke der evolutionären Ökonomie (evolutionary economics)Themensprung: Großkonzern als Chromosom kodiert
Letztendlich gelang es der brasilianischen Ökonomie tatsächlich die Gehaltsforderungen ihrer Mitarbeiter dadurch zu kontrollieren, dass in allabendlichen Werbespots der führenden Zahnpastahersteller darauf verwiesen wurde, dass man nun mehr (oder weniger) Paste benötige, weil ein neuer Wirkstoff...    
Achtzig Jahre nach den ersten Erfolgen des Social Programming (kulturell und genetisch) konnte Brasilien die vollständige Abschaffung fast aller staatlichen Institute verkünden: es gab weder ein Parlament noch eine nennenswerte Justiz, noch Minsterien oder sonstige Behörden. Die Ökonomie steuerte sich selbst über eine direkte und enge Kupplung von Börse und Kulturbetrieb.    
Das System arbeitete so perfekt und ausgeklügelt robust, dass keinerlei Zwang auf einzelne Menschen ausgeübt werden musste. Es gab keine zentralen Machtstrukturen, jeder Konsument, jeder Aktienbesitzer und jeder sogar Mensch der nur irgendwie an der Kultur teilnahm bestimmte die Geschicke des Landes. Die Frage ob denn der Mensch die Gesellschaft beeinflusse oder die Gesellschaft den Menschen war somit also auf einfache Weise beantwortet.   Medientzitate und eigene Gedanken: erhält der Mensch Konkurrenz von Robotern und Computern?Kritisches Tagebuch über die Entwicklung der Robotik, Life-Sciences und Computertechnologie

Anhang: Ant Robotics

Ant Robotics, in "Annals of Mathematics and Artificial Intelligence", 2001 by Kluwer Academic Publishers, ISSN: 1012-2443, einige beispielhafte Titel aus dem etwa 240 Seiten starken Buch (voll mit mathematischer Symbolik, sehr wissenschaftlich):

  1. From Ants to A(ge)nts: A Special Issue on Ant-Robotics
  2. Multi-robot collaboration for robust exploration
  3. Efficient and inefficient ant coverage methods
  4. Spanning tree based coverage of continuous areas by a mobile robot
  5. Vertex-Ant-Walk - A robust method for efficient exploration of faulty graphs
  6. Coverage for robotics - A Survey of recent results
  7. Non-mutual captures in cyclic pursuit
  8. Stable polygons of cyclic pursuit
  9. From insect to Internet: Situated control for networked robot teams
  10. Distritubed problem solving in social insects
  11. Animal-robots collective intelligence
 

Zitate aus Lem's Peace on Earth aus dem Jahre 1987Stanislaw Lem prägte in "Peace on Earth" den Begriff der "soziointegrativen Degeneration": Kollektive von Individuen können intelligenter werden, wenn einzelne Individuen auf Autarkie verzichten.

   
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