Innere Pluralität als
Baustein von Intelligenz: im Gehirn |
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In einem
äußerst bemerkenswerten und außerordentlich gut
illustrierten Buch
über "das innere Team" beschreibt Friedhelm
Schulz von Thun wie sich unsere Psyche als ein
Team aus konkurrierenden, koalierenden,
intrigierenden und im wesentlichen autarken Mitgliedern
auffassen lässt. Es gelingt dem Autor anhand vieler einfach nachvollziehbarer Beispiele fast schon zu beweisen, daß Alltagstauglichkeit und Erfolg wesentlich vom richtigen Zusammenspiel der Mitglieder des inneren Teams abhängen. In der Regel lassen sich die Teamgenossen als eher langlebige Gesellen auffassen und mit Namen umschreiben wie: "der vorsichtige Stratege", der "Gesundheitsbewusste", "der gesunde Egoist", "der kritische Geist", "der höfliche Zustimmer", "der Nette" und so weiter. Nach der Lektüre dieses Buches, dürfte man sich als "mutliple Persönlichkeit" eher normal denn krank fühlen. Der Veraltensbiologe Konrad Lorenz prägte in diesem Zusammenhang den Begriff des "Parlamentes der Instinkte". John Eccles beschreibt in seinem Buch "Wie das Selbst sein Gehirn regiert" die Tätigkeit von Modulen in der Großhirnrinde des Menschen. Diese Module haben eine Größe von wenigen Millimetern und lassen sich im Mikroskop optisch erkennen. Ihre Funktion besteht nach Eccles im wesentlichen darin, die Aktivität (das neuronale "Feuern") benachbarter Module durch Aussendung hemmender Signale niederzuhalten und dabei gleichzeitig erregende Signale an weiter entfernte Module abzugeben (koalieren und konkurrieren?). Findet sich in diesen neuronalen Strukturen das physiologische Korrelat zu den von Thun`schen Teammitgliedern? Ist der Kampf der Module Ausdruck der Bloom`schen "Kämpfe innerhalb der Gruppe" oder von "Diversitätsgeneratoren"? Könnte es Analogien zwischen dem Kampf der Module um neuronale Aktivität und dem innerbetrieblichen Kampf von Abteilungen um Aufmerksamkeit und Ressourcen geben, die der Gesamtheit förderlich sind? |
Robert Louis Stevenson legte 1886 in seinem Roman "Dr Jekyll and Mr Hyde" ebendieser Titelfigur die folgenden Worte in den Mund: "I thus drew steadily nearer to that truth... that man is not truly one, but truly two. I say two, because the state of my own knowledge does not pass beyond that point. Others will follow, others will outstrip me on the same lines; and I hazard the guess that man will be ultimately known for a mere polity of multifarious, incongruous and independent denizens." | |
Literatur zur Funktion innerer Pluralität: Schulz von Thun, F.: Miteinander Reden: Das "innere Team" und situationsgerechte Kommunikation. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1998. ISBN: 3 499 60545 7 Bloom, H.: Global Brain: Die Evolution sozialer Intelligenz. Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, Stuttgart, 1999. ISBN: 3-421-05304-9 |
<= Fachliteratur zur Phantasie Allgemeine Literatur zur neuronalen Intelligenz von Unternehmen |
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Stand: Juni 2003 | ||