Symbole füllen den
Arbeitsspeicher: im Gehirn und im Unternehmen |
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Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur
Worte hört, Es müsse
sich dabei doch aus was denken lassen. |
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Intelligenz kann auf mindestens zwei Weisen beschrieben werden: in der Sprache einer Symbollogik sowie als konnektionistisch interpretiertes neuronales Netzwerk. | ||
Eine Symbollogik setzt sich aus einzelnen Elementen mit mehr oder minder klarer Bedeutung sowie einem Regelwerk zur Verknüpfung derselben zusammen. Jede menschliche Sprache aber auch die Mathematik oder Programmiersprachen von Computern sind Beispiele einer solchen Symbollogik. | ||
Demgegenüber steht das intelligente Verhalten neuronaler Netzwerke: neuronale Netzwerke verarbeiten Information ausschließlich durch die Veränderung der Wichtungen zwischen Informationskanälen. Man bezeichnet dies Sichtweise als Konnektionismus, da der zentrale Aspekt die Verknüpfung (connection) der neuronalen Bausteine zu übergeordneten Netzen ist. Als "natürliche" neuronale Netzwerke gelten biologische Gehirne mit den beiden Grundbausteinen der Neuronen und Synapsen. | Funktionsprinzip von Neuronen | |
Die menschliche Intelligenz lässt sich in beiden Paradigmen beschreiben: als biologisches neuronales Netzwerk interpretiert können Teilfunktion menschlicher Intelligenz ganz ohne Bezug auf Symbole und ihre Bedeutung beschrieben werden. In der Sprache der Symbollogik allerdings spielen außerst schwer greifbare Begriffe wie Information, Bedeutung, Bewusstsein, Inhalt oder Sinn eine zentrale Rolle. Beide Ansätze, der Konnektionismus und die Symbollogik, haben ihre Berechtigung. | Tor Norretranders on the function of symbols | |
Die materiellen Abläufe in menschlichen Gehirnen können rein in der Sprache der Physik und sonstiger Naturwissenschaften beschrieben werden. Gegenstand der Naturwissenschaften sind ausschließlich Materie, Energie und zwischen ihnen vermittelnde Felder. Demnach müsste auch die Informationsverarbeitung in menschlichen Gehirnen rein druch die Beschreibung der materiellen Abläufe in Gehirnen beschreibbar sein. | Das Weltbild der klassischen Physik | |
Demgegenüber steht aber die offensichtliche Existenz psychischer, geistiger Inhalte von Bewusstsein. Wenn wir denken oder fühlen, dann erleben wir eine Abfolge von symbolhaften Inhalten in unserem Bewusstsein. Es gibt also eine Welt der Psyche, des Geistigen, die zusätzlich zur rein materiellen Welt der Physik existiert. | Die Mystik des Bewusstseins Platons Ideenelehre: eine klassische Formulierung des Leib-Seele Problems |
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In welcher Beziehung zueinander nun die beiden Welten des Psychisch-Geistigen und des Materiell-Unbeseelten stehen, das ist Gegenstand laufender wissenschaftlicher Diskussionen. In der Philosophie wird die Problemstellung über das Stichwort "Leib-Seele-Problem" angesprochen. In der Theorie neuronaler Netzwerke spricht man vom Problem des "Grounding". Die Frage ist vollkommen ungeklärt und soll hier auch nicht weiter verfolgt werden. | Verwandte Stichworte zum Leib-Seele Problem: Monismus, Dualismus, Interaktionismus, Epiphänomenalismus, Materialismus, Determinismus | |
Bedeutsam
für die Idee eines neuronalen Unternehmens ist
allerdings die Vorstellung eines Arbeitsspeichers.
Als Arbeitsspeicher soll hier in Anlehnung an die
Informatik etwas genannt werden, wohinein man Daten laden
kann, worin sie verarbeitet werden und woheraus sie
wieder in externe Datenspeicher oder andere
Arbeitsspeicher übertragen werden können: Input => Processing => Output |
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Es soll auf dieser Seite gezeigt werden, dass man sowohl Teilaspekte psychisch bewussten Erlebens als auch manche Abläufe im Arbeitsalltag menschlicher Organisationen mit Hilfe der Metapher vom Arbeitsspeicher in enger Analogie zueinander beschreiben kann und dass man vielleicht aus der Kenntnis des Einen Nutzen für die Optimierung des Anderen ableiten könnte. | ||
Welche
Inhalte gelangen in unser Bewusstsein, wenn wir das Wort
"Pharao" hören?
Wüste, Kleopatra, Pyramiden, Mumien, die Bibel, der letzte Ägypten-Urlaub, mystische Gefühle, dunkle Kammern? |
The internet mode of thinking | |
Man kann nun in Versuchen nachweisen, dass bestimmte Begriffe eng mit bestimmten neuronalen Erregungsmustern in Gehirne korrelieren. Diese konnektionstische Beschreibung ist hier aber nicht relevant. Relevant ist vielmehr die Tatsache, die Beobachtung, dass ein Symbol wie das Wort Pharao dazu in der Lage ist, unser Bewusstsein mit verschiedenen Inhalten zu füllen. Diese Inhalte können verstreut über das gesamte Gehirn gespeichert sein, sie werden aber auf die Aktivierung des Symbols gemeinsam aktiviert und gelangen ins Bewusstsein. | Die synchronisierte Aktivierung von Neuronenverbänden | |
Auch ein ganzer Satz macht nichts grundlegend anderes: ein sprachlicher Satz ist eine Folge von Symbolen und diese aktiviert in unserem Kopf verknüpfte -assoziierte- Symbole aus dem Data-Warehouse Gehirn. Dabei beeinflussen sich die Symbole gegenseitig um ihren konkreten Gehalt festzulegen. Wenn "bester Weg" neben "Ruhrgebiet" auftaucht, werden sicherlich andere Inhalte aktiviert, als wenn neben "bester Weg" das Wort "Italien" stünde. Sind die Inhalte im Arbeitsspeicher angelangt, können sie bearbeitet werden. |
Beispiel für die Wirkung gruppierter Symbole: der beste Weg ins Ruhrgebiet |
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Die Animation fasst noch
einmal zusammen, wie ein biologisches, neuronales
Netzwerk (unten) mit Inhalten von Bewusstsein (links
oben) korrespondiert. Die Bewusstseinsinhalte werden in
einem Informationsverarbeitungsprozess benutzt (oben).
Das Ergebnis wird irgendwie (vielleicht über
Quantenphänomene) an das materiell existente neuronale
Netzwerk zurückgespielt. Der grundlegende Arbeitsablauf
ist: Input => Bearbeiten im Arbeisspeicher => Output |
<= Arbeitsspeicher <= Datentransfer <= Netzwerk Weitere Bilder und Animationen über Bewusstein, neuronale Netzwerke und intelligente Unternehmen |
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Analog zu der dualistischen Verarbeitung
von Symbolen im Gehirn kann man nun auch Teilschritte von
Wissensarbeit in verteilten Gruppen auffassen. Ein
Projektleiter beispielsweise soll aus den verteilten
Aktivitäten seiner Kollegen sowie den Inhalten
verschiedener Computer, Notizzettel, Ordner etc. ein
realistische Budgetplanung für das kommende
Geschäftsjahr erstellen. In Anlehnung an die
Beschreibung menschlichen Bewusstsein aktiviert dieser
Projektleiter jetzt das Symbol "Budgetplanung".
Daraufhin fließen ihm mehr oder minder automatisch
verschiedenen vordem verteilte Informationen zu: sein
Schreibtisch symbolisiert den Arbeitsspeicher. Der
Projektleiter bearbeitet nun die Information und gibt sie
zurück an das Netzwerk welches seine Firma ist: Input => Bearbeiten im Arbeisspeicher => Output |
<= Arbeitsspeicher <= Datentransfer <= Netzwerk Kollektives Bewusstsein von Arbeitsgruppen? |
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Denkbare
Symbole, die eine unternehmensweite Rolle zum Füllen von
Arbeitsspeichern spielen köntnen sind etwa:
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Ein Artikel über die Entstehung semantischer
Netze im Internet und die Bedeutung von Ontologien Das Funktionsprinzip von Symbolen zum Füllen von Arbeitsspeichern |
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Denkbare
Arbeitsspeicher in einem Unternehmen wären:
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In einer praxisbezogenen Betrachtung stellt sich nun die Frage, wie das Auffüllen eines Arbeitsspeichers mit Hilfe von Computertechnologie oder durch organisatorische Abläufe unterstüzt werden kann und welche weiteren Mechanismen von der Erforschung menschlicher Gehirne gefunden werden. Eine ganze Reihe von Hilfsinstrumenten bestehen bereits: | <= Können Computer helfen? | |
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Eine philosophische Spekulation über Bewusstsein an sich soll diese Seite abschließen. Relevant hierfür sind die Begriffe "Weichenereignis" und "Aussagekraft". | ||
Jede unternehmerische Entscheidung kann nur so gut sein, wie das Wissen das ihr zugrunde liegt. Um gute Entscheidungen treffen zu können muss ein Mensch (oder ein Computer) aussagekräftige Daten zur Verfügung haben. | Spekulation über einen Datentransfer an ein "Jenseits" | |
Entscheidungsträger brauchen aussagekräftige Informationen aus den verteilten Informationen des materiellen Unternehmensalltages. Dies gilt umso mehr, je begrenzter die Ressource "Aufmerksamkeit" ist. | ||
Unternehmen die dies besonders erfolgreich umsetzen werden gegenüber anderen Unternehmen einen Evolutionsvorteil im evolutionären Wirtschaftsgeschehen haben. Das heisst, mit der Zeit werden in Unternehmen Strukturen immer höherer Aussagekraft entstehen. | Wirtschaft als evolutionäres Geschehen: evolutionäre Ökonomie | |
Das heisst mit anderen Worten, dass ein Entscheidungsträger mit immer weniger Aufmerksamkeit immer zielgerichteter Entscheidungen großer Tragweite treffen kann. Letztendlich geht es darum, dass ein Berichts- oder Informationswesen vorhanden ist, welches Entscheidungen über bestimmte Weichenereignisse optimal unterstüzt. | Historisches Beispiel für Weichenereignisse | |
Ist es nun denkbar, dass eine evolutionär interpretierte Ökonomie nur ein kleiner Teilaspekt eines Weltprozesses ist, in dem durch einen seelenlosen Evolutionsdruck Strukturen stets größerer Aussagekraft entstehen? Und kann es sein, dass an diese solchermaßen selbstentstehenden Strukturen ein "jenseitiger" Weltenlenker steuernd in das diesseitige Geschehen eingreift? | Gibt es einen Weltprozess hin zu mehr Aussagekraft? | |