Emotionale Intelligenz von Unternehmen und Staaten: Beispiele

   
Auf der vorherigen Seite wurde der Begriff der emotionalen Intelligenz auf wirtschaftliche Unternehmen übertragen. Auf dieser Seite soll nun noch einmal die Bedeutung der emotionalen Intelligenz auf Unternehmens- und Staatsebene anhand einiger Beispiele veranschaulicht werden, bevor dann auch der nächsten Seite die Idee betrachtet wird, ob es nicht gerade der Kulturbetrieb von Gesellschaften ist, der die emotionale Intelligenz von großen Menschengruppen verwirklicht.   Rücksprung auf die vorherige Seite: der Begriff der emotionalen Intelligenz von Unternehmenvorherige Seite: Einführung

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Spekulation über Weichenereignisse: was wäre gewesen wenn...Hypothetisches Beispiel für die Tragweite historischer Entscheidungen

Äußeres Auftreten eines Staates

Die Geschichte im Vorfeld des ersten Weltkrieges (1914-1918) bietet eine Fülle von Beispielen, welchen Einfluss nationale Stimmungen auf die tatsächliche Politik nehmen können. Ganze Nationen konnten gekränkt, stolz, vorwärtsstürmend, eisern im Durchhaltewillen etc. genannt werden. Diese nationalen Stimmungen äußerten sich in Reden der Politiker oder Monarchen, in Gedichten, Bildern, der eigenen Geschichtsschreibung, in Atlanten (Namensgebung von mehrsprachig benennbaren Städten!), in Denkmälern und vielerlei mehr. Die schon damals weit vorangeschrittene Globalisierung der Wirtschaft konnte denn auch wenig zum Verhindern eines Krieges beitragen.

Auch heute (2002) gibt es neben der kühl kalkulierenden Logik globalisierter Märkte und Börsen den Faktor nationaler Stimmungen. Die Führer islamisch geprägter Staaten führen immer wieder an, dass sie sich nicht zu weit vom Volk entfernen dürften, sonst drohe vielleicht ein Umsturz. China verbittet sich als erwachende Militär- und Wirtschafsmacht eine Einmischung in die Menschenrechtsfrage sowie eine Bevormundung in der Frage der nationalen Eigenständigkeit Taiwans. In Rußland schwelen vielleicht starke nationalistische Kräfte die die alte Herrlichkeit des Sowjetimperiums oder der Zarenzeit wieder herstellen möchten. Das Verhältnis Deutschlands oder besser Europas zu diesen Regionen wird wesentlich durch Aussagen unserer Politiker geprägt. Die Politiker müssen nämlich nicht einfach den höflichen, sondern den richtigen Ton finden. Und dieser richtige Ton kann manchmal vielleicht auch das ehrlich klare Wort sein. Vielleicht deutet der ein oder andere Staat zu viel Freundlichkeit als Schwäche und wird gerade deshalb erst agressiv. Oder aber, im Umkehrfall, zu viel Direktheit stärkt nur innere Kräfte eines Landes die man lieber nicht erstarken lassen möchte. Im Einzelfall dürfte die Entscheidung den richtigen Ton und die richtigen Entscheidungen zu finden sehr schwer sein und sehr viel Wissen über das fremde Land und Einfühlungsvermögen in dessen Kultur erfordern: mehr Wissen und Einfühlungsvermögen als ein einzelner Politiker überhaupt haben kann. Hier nun wird wieder die Bedeutung der Kultur klar. Das Beispiel der Behandlung Afghanistans nach den Terroranschlägen auf Amerika (11. Sept. 2001) zeigt, welchen Nutzwert ein Kulturbetrieb haben kann. Sofort nach den Anschlägen in New York und Washington konnte man in Deutschland ein starkes Erwachen des Interesses an allen Frage bezüglich des Islams erkennen. Es erschienen neue Bücher, Zeitungen brachten Artikel mit viel Hintergrundwissen, Experten tauschten sich im Fernsehen aus, es gab Radio-Diskussion. Kurzum: es wurde jede Menge Wissen durch jede Menge Personen verarbeitet. Auf diese enorme, kulturelle Wissensarbeit konnten dann Politiker zurückgreifen indem sie sich von der öffentlichen Meinung beraten ließen. Wie gut die Entscheidungen waren, das wird natürlich erst die Zukunft zeigen.

  Buchtipps zu "nationaler Stimmung" vor und im ersten Weltkrieg:

William le Queux erzeugt in "German Spies in England" Angst vor deutschstämmigen Bürgern in England (erschienen 1915)

General Friedrich von Bernhardi argumentiert in "Deutschland und der nächste Krieg" (1911/1914) für eine Pflicht zum Krieg.

"Kleiner Deutscher Kolonialatlas" von 1899 erzeugt Stolz und Anspruchsdenken im deutschen Volk (Verlag von Dietrich Reimer)

Stock entwirft das positive Bild einer für den globalen Organismus sehr wichtigen Menschheit.. Weitere Literaturtipps...Gregory Stock sieht für die Menschheit eine wichtige und gute Rolle als Teil eines globalen Organismus: "Metaman: the merging of humans and machines into a global superorganism" (1993)

Zuwanderungspolitik

Der deutsche Wahlkampf 2002 wird unter anderem durch die "Zuwanderungsdebatte" geprägt sein. Politiker der Unionsparteien CDU und CSU setzen auf eine klare Begrenzung von Zuwanderung. Demgegenüber plädieren die Wirtschaftsverbände, die Kirchen sowie die beiden Regierungsparteien SPD und Grüne für eine grundsätzlich eher offene Zuwanderungspolitik. Das Ergebnis dieser Diskussion sollte letztendlich ein Zuwanderungsgesetz sein. Je nachdem wie und wann dieses Gesetzt endgültig zustande kommt kann durchaus einen wichtigen Einfluß auf die wirtschaftliche Lage Deutschlands nehmen:

  • Gewinnt Deutschland den Ruf Ausländer eher weniger willkommen zu heißen, könnten für die Wirtschaft wichtige Fachkräfte ausbleiben. Firmen mit dem Bedarf an entsprechenden Arbeitnehmern würden ins Ausland abwandern.
  • Kann Deutschland den demographisch sicheren Zuwachs an alten Menschen an der Gesamtbevölkerung nicht durch die Zuwanderung jüngerer Personen ausgleichen, wird das bestehende Rentensystem (Umlage) immer mehr unter Druck geraten.
  • Verschafft oder sichert sich Deutschland den internationalen Ruf ein tolerantes Land zu sein, so könnte dies den wissenschaftlichen Austausch erheblich fördern und Deutschland weiter als Wissenschaftsstandort stärken.
  • Erweckt das Gesetz den Eindruck, Ausländer gegenüber deutschen Arbeitslosen zu bevorzugen, so könnte dies rechtspopulistischen Wahlkämpfern von Nutzen sein.

Die wesentlichen Entscheidungsfindungsprozesse laufen sehr viel weniger mit Hilfe von Fakten wie Statistiken, Analysen von Gesetzen, historischen Vergleichen oder dergleichen ab, sondern im Vordergrund stehen eher emotionalisierende Schlagworte und Parolen.

 

Etwa 140 Animationen und Bilder über Bewusstsein, Quantenphysik, evolutionäre Ökonomie, hybride Menschen etc.Bilder und Animationen über intelligent

Unterliegen Unternehmen einem ähnlichen Evolutionsdruck wie auch lebende Organismen?Wirtschaft als evolutionäres Geschehen: evolutionäre Ökonomie

<= Die Zeilen links wurden geschrieben, bevor es 2002 im deutschen Bundesrat zu einem Eklat bezüglich der Verabschiedung eines Gesetzesentwurfes kam: Das Land Brandenburg stimmte uneinheitlich ab. Die rot-grüne Regierung interpretierte dies als ein Ja, die Konservativen als ein Nein. Das Verfassungsgericht gab letztendlich den Konservativen Recht und das Thema Zuwanderung soll nun (Anfang 2003) im hessischen Wahlkampf durch die CDU weiter thematisiert werden.

Auch in den Niederlanden sorgte das Thema Zuwanderung 2002 für große öffentliche Emotionen (Stichwort: Pim Fortuyn).

In privaten Gesprächen werden die rasant anwachsenden Gesundheitskosten manchmal mit der Asylantengesetzgebung in Verbindung gebracht. Dabei kann aber kaum jemand sagen, welcher Anteil der Ausgaben Asylanten zugute kommt.

Energiedebatte & Klimawandel

Der deutsche Wahlkampf 2002 wird eher weniger von einer Diskussion über die verschiedenen Energiequellen geprägt. Dennoch ist die Diskussion wichtig. Denn: ob und wie schnell fossile Energieträger ersetzt werden durch regenerative Energien oder Atomenergie beeinflusst den deutschen Einfluss auf die internationale Diskussion um Klimaschutzmaßnahmen und dieses wiederum kann letztendlich großen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft haben. Zum einen natürlich darüber, ob und wie der Klimawandel kommt. Wird er die deutsche Landwirtschaft zerstören? Werden wir demnächst höhere Gesundheitskosten zur Behandlung neuer Krankheiten aufbringen müssen? Wird es große Flüchtlingsbewegungen aus Holland geben, falls dieses nicht mehr gegen die vordringende See zu halten ist? Wird der Toursimus in den Alpen (kein Schnee) und an der Nordsee (Land geht unter) aussterben? Neben diesem überspitzten und düsterem Szenario ist es aber auch denkbar, dass Deutschland seinen Exportfähigkeit gerade auf dem Sektor regenerativer Energien erheblich ausbaut und einen großen Vorteil gegenüber internationalen Konkurrenten erwirtschaftet. Oder aber: jegliche Bemühungen in Sachen Klimaschutz sind vergeblich, weil der Wechsel ohnehin kommt oder weil er ohnehin nicht kommt.

In die Diskussion eingeworfen werden immer wieder wissenschaftliche Beiträge, Ergebnisse von neuen Simulationen, neue Erkenntnisse über das Abtauen (oder eben nicht) der polaren Eismassen etc. Prägend aber sind auch hier wie bei der Zuwanderungsdebatte eher kulturell geprägte Interessenskonflikte eher kurzfristiger Tragweite. Einen wesentlichen Einfluss auf die Klimaschutzdebatte dürfte der merkwürdig hohe Stellenwert des Automobils in unserer Gesellschaft haben.

 

Manchen Zeitungsmeldungen aus dem Jahr 2001 klingen durchaus dramatisch.Zeitunsmeldungen über den Klimawandel (2001)

In einer Zeitungsmeldung vom 27. September 1988, wahrscheinlich im Hanauer Anzeiger, (Washington, dpa/AFP) heisst es dass das Ozonloch deutlich löchriger sei als bisher angenommen. Ein Cartoon zeigt historische europäische Bauwerke in einer Wüstenlandschaft und den Satz "Klimaveränderung droht". Seit den 1980er Jahren gibt es in Deutschland eine intensive kulturelle, politische und wissenschaftliche Auseinanderetzung mit dem Thema Klimawandel.

Katastrophen & Öffentlichkeit

Vor einigen Jahren ereigneten sich im damaligen Höchst Konzern (Chemieunternehmen bei Frankfurt am Main) eine Reihe von Unfällen. Der Konzern geriet unter starken öffentliche Druck, da seine Äußerungen nach einigen aufgedeckten Ungereimtheiten nicht mehr ernst genommen wurden. Die Konsequenz war vielleicht, dass das Vertrauen von Aktionären, Verbrauchern und Behörden schwand und letztendlich das Unternehmen Kunden und Investititionskapital verlor und gleichzeitig mehr behördlich überwachte Auflagen zu erfüllen hatte. Das Verhalten eines Unternehmens bei medienwirksamen Krisen kann weitreichende Folgen haben und spiegelt durchaus die Unternehmenskultur wider. Wenn das Unternehmen intern eine lebendige Kultur offenen Krisenmanagements führt, wenn das Unternehmen ein inneres und äußeres Ohr für das frühzeitige Erkennen von Krisen hat, wenn das Unternehmen gezielt glaubwürdige Personen in verantwortliche Stellen befördert, dann steht es wahrscheinlich auch gegenüber einer kritischen Öffentlichkeit standfester gegenüber.

  Spekulation über Weichenereignisse: was wäre gewesen wenn...Historisches Beispiel für Weichenereignisse

Themensprung zu Gedanken über evolutionäre Ökonomie: Darf eine Firma demokratisch sein?Die innere Demokratie von Unternehmen

Sehr konstruktiv ging der Ölkonzern Shell seit 1995 mit öffentlichen Angriffen. Damals geriet der Konzern unter Druck, weil er eine stillgelegte Ölspeicherplattform in der Nordsee versenken wollte und weil er in Nigeria angeblich Menschrechtsverletzungen dulde oder unterstütze. Shell nahm die öffentliche Debatte zum Anlass, sich offensiv mit Fragen des sozialen Wandels und der Klimadebatte zu beschäftigen.

Fortbildungsmaßnahmen

Man hört vielfach, dass gut ausgebildete Mitarbeiter das wichtigste Kapital von Unternehmen seien. Ob ein Unternehmen ausreichend Mitarbeiter zur Verfügung hat, um ein PC-Netzwerk professionell zu betreuen, eine gute und dauerhaft aktuelle Internetpräsenz aufzubauen, ob es kompetente Mitarbeiter für Auslandseinsätze in den eigenen Reihen hat, ob die Geschäftskorrespondenz die Beherrschung der neuen Rechtschreiberegeln widergibt und ob die Entscheidungsträger für Zukunftsmärkte neue Technologien oder politische Trends richtig einschätzen können, das alles hängt wesentlich vom Wissensstand vieler Mitarbeiter ab.

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