Gottes viele Wege: Von Besessenen und dem Ziel Gottes

Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
Goethe
Weitere Zitate von Goethe und anderen philosophisch interessierten Menschen

Auf einer anderen Seite wurde als ein denkbares Zwischenziel des jenseitigen Willens die Zusammenführung der Menschheit zum einem Überindividuum erläutert. Mit diesem Ansatz liesse sich auch erklären, dass der jenseitige Wille auf scheinbar widersprüchliche Weise in uns wirken möchte. Ein solcher Widerspruch ist beispielsweise die Unverträglichkeit der Militanz des alten Testaments der Hebräer und des neuen Testaments der Christen.

Vielleicht wählte der jenseitige Wille tatsächlich ein Volk aus, um seinen Willen als Religion auf der Erde einzupflanzen. Zur Zeit des alten Testaments musste es dann zweckmässsig erscheinen, dieses Volk gegen andere zu schützen. Aber als die Schwelle erreicht war, um diese Religion des Friedens auch anderen Völkern sinnvoll zukommen zu lassen, nämlich über das römische Reich, musste der militante Stammescharakter der Religion aufgegeben werden. Er hatte seinen Zweck erfüllt. Vielleicht war dann Jesus tatsächlich von dem jenseitigen Willen inspiriert und gab als "Messias" die neue Losung aus.

Lassen wir in einem Gedankenexperiment die Geschichte der letzten Jahrtausende vor unseren Augen ablaufen. Immer wieder entstanden Großreiche die nicht nur flächenmäßig groß waren, sondern auf innerer Stärke, auf einem ausgeklügelten sozialen System bestanden. Und immer wieder zerfielen diese Reiche. Angenommen wir hätten pro Großreich nur 10 Personen über dessen gesamte Bestandsdauer beeinflussen können, wen hätten wir etwa für Rom, das alte Ägypten oder die Reiche der mittel- und südamerikanischen Indianer gewählt?

Nehmen wir weiter an, wir wöllten die Menschheit auf der Erde durch eine möglichst geringe Beeinflussung derart vereinen, dass aus ihr ein intelligenter Superorganismus wird. Nach der These der beschränkten Kupplung könnte es sinnvoll sein, wenige auserwählte Menschen besonders stark zu beeinflussen. Analog zu der Vorstellung von Weichenereignissen könnte man manche Personen als "Weichenmenschen" auffassen.

Könnte es sein, dass einige von den Menschen die sich als "besessen" oder "fremdbestimmt" empfanden tatsächlich von dem jenseitigen Willen gesteuert worden sind? Die Totalität mit der manche Menschen einzelne eng begrenzte Ziele verfolgten rechtfertigt den Begriff "besessen".

War Buddha besessen um für den Aspekt der inneren Einkehr als Kontakt zum Jenseits zu werben?

  • Waren Joseph und Moses sowie die Propheten besessen, um aus ihrem Volk ein angemessenes Sprachrohr für die Verkündung einer späteren Botschaft (neues Testament?) zu machen?
  • War Jesus besessen um mit seinem Gedanken der Friedfertigkeit die Vereinigung der Menschheit voranzutreiben?
  • War so mancher Wissenschaftler "von seiner Idee" besessen, weil der jenseitige Wille durch Wissenschaft und Technik nicht nur große sondern auch intelligente (und somit effizientere) Gemeinschaften erzeugen wollte?
  • War Hitler vom jenseitigen Willen besessen?

Überlegen Sie sich einmal welche Figuren der Geschichte Sie wie am besten beeinflusst hätten, um die Vereinigung der Menschheit voranzutreiben. Beenden möchte ich diesen Gedanken mit einer Überlegung zu den scheinbar katastrophalen Auswirkungen von Hitlers Wahn.

Der erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 war eine internationale Katastrophe aus der die Menschheit nicht gelernt hatte. Nach dem sinnlosen Verlust von 20 Millionen Menschenleben weltweit sinnte Frankreich auf eine Kleinhaltung Deutschlands, der Kapitalismus als Wirtschaftssystem führte über Kolonialismus und Konkurrenz um Märkte eher zur Verschärfung politischer Gegensätze als zu einer Einigung. Die Sowjetunion wuchs als agressiver Machtfaktor heran. Die Völker des Balkan und Osteuropas waren in sich tief zerstritten. Amerika kümmerte sich als Weltmacht vorrangig um seine eigenen Wirtschaftsinteressen. Nichts deutete auf eine ernsthafte Einigungsbewegung zwischen verschiedenen Nationen hin.

Im Gegenteil. Betrachtet man die zwanziger Jahre standen damals die Weichen vielleicht auf "Diktatur" und Stagnation. Vielleicht war zu befürchten, dass früher oder später Atombomben erfunden worden wären, ohne dass es auf der Erde auch nur den Keim stabiler Verhältnisse gegeben hätte. Nationen deren Völker noch in den Kategorien der "Erbfeindschaft" und "nationaler Grösse" dachten und fühlten hätten mit Atombomben gesegnet recht schnell zu einem globalen Atomkollaps geführt.

Vielleicht brauchte die Welt eine grosse Katastrophe, um diesen Stillstand mit Stagnationsgefahr unwahrscheinlicher zu machen. Vielleicht war aus dem damaligen Sicht ein echter Neubeginn nur als Folge eines totalen Zusammenbruchs der alten europäischen Verhältnisse denkbar. Tatsächlich war dem ja auch so. Als Ergebnis des zweiten Weltkrieges stand zwar nicht die vereinigte Erde, aber es waren zwei rational handelnde Machtblöcke entstanden. Den Gedanken der Völkerverständigung und des Friedens auf der Grundlage des Handels gelang es tatsächlich Westeuropa zu einen. Von einem Hass der Völker ist in Westeuropa heute nicht mehr viel übrig. In Goethes Faust charakterisiert sich Mephistopheles als "ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft" (Vers 1335 und 1336). Eine Beschreibung die auf diesen Gedanken passt.

Ist man einmal zu dieser Ansicht gelangt, wäre der nächste Schritt die Heraufbeschwörung beziehungsweise Beschleunigung der Katastrophe, bevor es zu einer noch grösseren Katastrophe kommt. Der fremde Wille aus dem Jenseits hätte sich dazu etwas die Sachlage angeguckt und wäre vielleicht recht schnell zu dem Schluss gelangt, dass Deutschland das ideale Zielgebiet für eine Beeinflussung sei: ein hohes wirtschaftliches und technologisches Potential und eine potentiell stark vergrösserbare Armee liessen sich ideal als Flammenwerfer zur Entzündung eines Weltkrieges benutzen. Ideal waren auch die psychologischen Bedinungen. Durch den Einsatz einiger weniger Demagogen könnte man das Volk der Deutschen einfach für ein solches Ziel einspannen. Anders als in den dekomkratiebewährten Ländern des Westens müsste man hier nicht viele Menschen in feiner Ausgewogenheit beeinflussen, sondern die Obrigkeitsgläubigkeit der Deutschen liesse sich über die Steuerung eines einzelnen Menschen, eines Diktatoren, umsetzen. Hier lässt sich grosse Effektivität im Sinne der These von der beschränkten Kupplung vermuten.

Der jenseitige Wille suchte sich also einen inhaltlich formbaren Menschen mit guten demagogischen Anlagen und einer starken Führungsnatur und fand ihn in Hitler. So fuhr der Geist in Hitler ein. Und das Auftreten Hitlers war denn auch tatsächlich als besessen zu bezeichnen. Während seiner Reden schien er sich in eine Trance hineinzusteigern und der Fanatismus und die Totalität mit der er alles tat war kaum mehr als menschlich zu bezeichnen. Und so führte er Europa in einen Ruin, aus dessen Aschen eine neue Welt entstehen konnte. Vielleicht war in diesem Sinne Hitler von dem gleichen Gott besessen, der auch Jesus inspiriert hatte.Noch ein Thema?

   

   
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