Chronik gesellschaftlichen Wandels, 07.05.2003

Steigende Sozialbeiträge, Klonen und Stammzellen

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[1] Die Rheinische Post führt auf ihrer Titelseite vom 7. Mai 2003 zwei scheinbar zusammenhangslose Artikel:

  • Renten- und Krankenkassenbeiträge steigen
  • Klonen - Grünen kritisieren Bulmahn
  <= Um was es geht
[2] Der erste Artikel handelt davon, dass die Rentenbeiträge von ehemals 19,1 Prozentpunkten Ende 2002 auf 19,8 oder mehr Prozentpunkte bis Anfang nächsten Jahres steigen könnten. Die durchschnittlichen Krankassenbeiträge würden im Laufe diesen Jahres von 14,3 auf rund 15 Prozent(punkte?) steigen.   <= Menschen sind teuer
[3] Der zweite Artikel, der in einem weiteren Artikel auf einer der folgenden Seiten fortgeführt wird, gibt die Kritik der Partei der Grünen an einem vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) organisierten Kongress wider. Das Ministerium von Edelgard Bulmahn habe dem Kongress durch Programmgestaltung und Wahl der Referenten eine eindeutig befürwortende Ausrichtung in Sachen Klontechnologie gegeben. Der Folgeartikel verweist des Weiteren auf die Forschungsergebnisse einer Wissenschaftlergruppe aus Pennsylvania (USA). Dieser Gruppe sei es gelungen, embryonale Stammzellen von Mäusen in Eizellen zurückzuführen. Dies, so der Artikel, mache es zumindest denkbar, eines Tages menschliche Wesen aus Stammzellen entstehen zu lassen.   <= Kritiklose Klonforschung? Menschenzucht denkbar?

Weitere Schlagzeilen der Titelseite vom 7. Mai 2003:

  • NRW setzt stur auf Kohle
  • Gewerkschaften lehnen Treffen mit Kanzler ab
  • Schwägerin mit Messer enthauptet
  • Rennstrecke City - mit Vollgas ins Verderben
  • Warschau überrascht Berlin mit Einladung in den Irak

[4] In dieser Zeitungsausgabe vom 7. Mai wurde wohl kein Bezug zwischen der Steigerung von Gesundheits- und Rentenbeiträgen einerseits und den wachsenden Möglichkeiten der sogenannten Life Sciences hergestellt. Ein solcher Zusammenhang aber ist denkbar.

  <= Artikel ohne thematischen Bezug
[5] Denn die steigenden Gesundheits- und Rentenbeiträge verdeutlichen, dass Menschen sehr teuer sind. Dennoch tragen Menschen trotz hoher Kosten nicht unbedingt zu einer Stärkung von Wirtschaftsräumen bei. Renter, Arbeitslose und Dauerkranke zum Beispiel vernichten nur Werte und erzeugen kaum welche (zumindest was Geldwerte angeht!). Die gleiche Ausgabe der Rheinischen Post reflektiert an mehreren Stellen genau diese Tatsache im Zusammenhang mit den konstant hohen Arbeitslosenzahlen von vier bis fünf Millionen Menschen in Deutschland.   <= Menschen kosten Geld

Februar 2002: Wie lange noch wird es Lokführer und Straßenfeger geben? Mensch oder Maschine: Eine Kostenfrage? (2002)

[6] Nun eröffnen aber vielleicht die Technologien der Life Sciences einmal Möglichkeiten, nicht unbedingt ganze Menschen nach Belieben zu erzeugen, aber vielleicht nur einzelne Teile davon wie etwa Gehirngewebe. Gehirngewebe welches bestimmte Arten von Wissensarbeit verrichten könnte und gegebenfalls noch mit siliziumbasierten Computern gekoppelt wird wäre dann eine preiswerte Alternative zu echten Menschen. An solchen sogenannten hybriden Systemen wird heute intensiv geforscht.   <= Gezüchtetes Gehirngewebe?

Man versucht, Neuronen und Siliziumchips zu koppeln... August 2001: Wasserschnecke und Chips

[7] Und spinnt man den Gedanken einmal fort, dass es eines Tages tatsächlich gelänge, dem Gehirn ähnliches Gewebe quasi im Labor zu züchten, eröffnen sich dann nicht ganz neue Möglichkeiten der Gestaltung von Wirtschaftsräumen? Denn angesichts der großen Schwierigkeiten, das Phänomen des Lebens im Allgemeinen oder des menschlichen Lebens im Besonderen eindeutig zu definieren wird es vielleicht immer eine Möglichkeit geben, gehirnähnliches Gewebe zu züchten, welches bestimmte Fähigkeiten von Menschen aufweist, aber juristisch nicht als schützenswertes Leben sondern als Ding aufgefasst werden kann.

  <= Künstliche Hirne ohne Körper?

Menschen müssen in virtuellen Welten Wissensarbeit verrichten. 2002: Virtuelle Wissensarbeit, eine Vorahnung

Ein bedrückender Artikel über rechtlose Menschen in der Gegenwart 2002: Rechtloses Leben im Niemandsland heute

[8] Es wäre dann unter Umständen denkbar, dass man Gehirngewebe zum Verrichten von Textarbeit, von Mustererkennungen, zur Erkennung von Computerviren oder zur Steuerung von Flugbomben entwickelt. Und es wäre durchaus denkbar, dass solches Gewebe - obzwar rechtlich bloß ein Ding - Gefühle hat. Warum nicht? Warum soll es ausgeschlossen sein, dass ein trainiertes Hirngewebe in einer Flugbombe Angst vor einem Aufschlag leidet und dass Gewebe zur Erkennung von Computerviren eines Tages die Frage nach dem Sinn seines Tuns formuliert und einen Freiheitsdrang entwickelt? Die Gewebe sind aber Dinger und wenn sie wirtschaftlich nicht mehr nützlich sind, werden sie entsorgt.   <= Juristische Dinge mit Gefühlen?

Literaturtipp: The Case of Charles Dexter Ward von James Lovecraft handelt von der Möglichkeit aus den sterblichen Überresten von Menschen, das alte Leben wiederzuerwecken. In der Tat werden solchermaßen wiedererweckte Wesen unter qualvollen Bedingungen in Verliesen gehalten und gefoltert, sodass sie ihr Wissen preiszugeben!

[9] Und wenn es gelänge, einen Großteil menschlicher Arbeiten von solch seltsamen und vielleicht auch bedauernswerten Geschöpfen verrichten zu lassen, liegt es dann aus Sicht großräumiger Ökonomien nicht nahe, die Anzahl der bloß noch wertverzehrenden Menschen zu reduzieren, zum Beispiel durch eine gesetzliche Begrenzung der Kinderanzahl von Paaren auf weniger als zwei?

  <= Schleichende Abschaffung von Menschen

[10] Nun mag man einwenden, dass ökonomische Triebkräfte nicht die einzigen handlungsbestimmenden Kräfte sind. Das mag sein. Sie sind aber sehr starke Kräfte. Dies wird gegenwärtig sehr deutlich am Verhalten der USA im Nahen Osten: Nicht wenige Personen kommen zu dem Schluss, dass die USA Anfang 2003 den Irak einzig und alleine dazu eroberten, direkten Zugriff auf seine Ölquellen zu erhalten um dadurch das Kartell der Ölproduzenten, die OPEC, aufzuweichen und die strategische Anwesenheit in der Region zu sichern. Menschliches Leben und der Schutz von Kulturgütern scheint nach der Schilderung vieler Journalisten und Irakkenner für die Amerikaner keinerlei Rolle zu spielen.

  <= Ökonomische Triebkräfte sehr stark: Beispiel USA im Irak

Aristoteles (384-322 ): Denn es sind immer die Schwächeren, die die Gleichheit und die Gerechtigkeit anstreben, die Stärkeren aber kümmern sich nicht darum. Aristoteles (Politik, Sechstes Buch)

März 2003: Gedanken über die Motive der USA und individuelles Verhalten 2003: War and Personal Behaviour

[11] Muss man unter solchen Eindrücken nicht zu dem Schluss kommen, dass die schleichende Abschaffung oder Umgestaltung von Menschen zugunsten effizienterer Kunstgebilde der Life Sciences zumindest ein nicht gänzlich unwahrscheiniches Szenario ist, gerade weil ethische Haltungen nicht zwangsläufig stärker sind als ökonomische Motive?

  <= Szenario ernst nehmen?

Aristoteles (384-322 ): "...denn die Mehrzahl der Leute strebt mehr nach Gewinn als nach Ehre." Aristoteles (Politik, Sechstes Buch)


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