Übersetzung zu Kapitel 22
Falsch gefragt (Xenophon, Anabasis III 1,4-7, gekürzt)
aus: Kantharos, ISBN: 3-12-670100-0; Seite 62

Xenophon (um 430-355 v. Chr.) stellt sich in dem folgenden Text (wahrscheinich ein Teil der Anabasis) seinen Lesern vor: Nach der verlorenen Schlacht von Kunaxa (vergleiche Lektion 12) waren die griechischen Söldnerführer in eine Falle gelockt und ermordet worden, darunter auch der im Text erwähnte Proxenos. Ein Traum bewegt Xenophon dazu die Führung des griechischen Heeres zu übernehmen und den Durchbruch zum Schwarzen Meer zu versuchen.

'Hn de tij en th stratia Xenofwn 'Aqhnaioj, oj oute strathgoj oute locagoj oute stratiwthj wn sunhkolouqei, alla Proxenoj auton metepemyato oikoqen xenoj wn arcaioj. 'Gpescneito de autw filon auton Kurw poihsein, on autoj kreittona enomize thj patridoj. 'O mentoi Xenofwn sumbouleuetai Swkratei tw 'Aqhnaiw peri thj poreiaj. Kai o Swkrathj sumbouleuei autw ton qeon ton en Delfoij erwthsai peri thj poreiaj. 'O de Xenofwn hrwthse ton 'Apollwna, tini qewn quwn kai eucomenoj asistra ercetai thn odon, hn epinoei, kai kalwj praxaj swzetai. Kai aneilen autw o 'Apollwn touj qeouj, oij edei quein. 'Epei de palin hlqe, legei thn manteian tw Swkratei. 'O de akousaj htiato auton, oti ou touto prwton hrwta, poeteron ameinon autw poreuesqai h emenein, all' autoj ekrinen poreuesqai. '''Epei mentoi outwj hrwthsaj'', efh, ''panta crh poiein, a o qeoj ekeleusen.'' Es gab aber in dem Heer einen gewissen Xenophon, einen Athener, der weder als General noch als Hauptmann noch als Soldat mitzog, sondern Proxenos hatte ihn von zu Hause kommen lassen, da er seit alter Zeit Gastfreund war. Er versprach ihm, dass er ihn dem Kyros, den er selbst für bedeutender als die Heimatstadt hielt, zum Freunde mache. Xenophon freilich berät sich mit Sokrates, dem Athener, wegen der Reise. Und Sokrates rät ihm, den Gott in Delphi wegen der Reise zu befragen. Xenophon aber richtete an Apollon die Frage, welchem der Götter er opfern und (zu welchem) er beten solle, damit er die Reise, die er plane, am besten durchführe und wohlbehalten zurückkehre (wörtl.: welchen Gott opfernd und [zu ihm] betend er den Weg, den er plane, am besten gehe und bewahrt werde, nachdem es ihm gut gegangen sei). Und Apollon nannte ihm im Orakel die Götter, denen er opfern müsse. Als er zurückgekehrt war, berichtete er Sokrates von dem Orakelspruch. Der aber machte ihm, nachdem er es gehört hatte, den Vorwurf, dass er nicht dieses zuerst gefragt habe, ob es besser für ihn sei zu reisen oder zu bleiben, sonder selbst entschieden habe zu reisen. "Nachdem du freilich so gefragt hast," sagte er, "musst du alles machen, was Gott befohlen hat!"
 

Diese Übersetzung stammt von Uwe Weber. Besten Dank!