Von Natur aus
ist zwar das Unrechterleiden schändlicher, vom
Gesetz her aber das Unrechttun. Denn dieses, das
Unrechterleiden, passt gewiss auch nicht zu einem
Mann (wörtl.: ist Eigenschaft/Sache eines
Mannes), sondern zu irgendeinem Sklaven, für den
es besser ist, tot zu sein als zu leben, [und]
der nicht imstande ist, wenn ihm Unrecht getan
wird, sich selbst zu helfen und auch keinem
anderen. Aber meiner Meinung nach versetzt die
Masse die Stärkeren der Menschen und die, die
fähig sind, mehr zu haben, in Furcht und
behauptet, dass das Mehr-haben-wollen schändlich
und ungerecht sei und dies das Unrechttun sei,
[nämlich] das Versuchen, mehr als die Anderen zu
haben. Allerdings beweist es meiner Meinung nach
die Natur selbst, dass es gerecht ist, dass der
Bessere mehr hat als der Schlechtere und der
Mächtigere als der Ohnmächtigere. Sie zeigt
dies an vielen Stellen, dass es sich so verhält,
sowohl bei den anderen Lebewesen als auch bei den
Menschen, weil das Gerechte so definiert ist,
dass die Stärkeren über die Schwächeren
herrschen und mehr haben. Mir scheint auch Pindar
[das], was ich sage, in dem Lied zu beweisen, in
dem er sagt, dass Herakles die Rinder des
Geryonos weggetrieben habe, ohne [sie] zu kaufen
oder geschenkt zu bekommen, in der Meinung dass
dies das von Natur aus Gerechte sei, und (das
Folgende ist wieder abhängig von SOK£I) dass
Rinder und alle anderen Besitztümer, sowohl die
der Schlechteren als auch der Schwächeren,
Eigentum des Besseren und Stärkeren seien.
Besten Dank an Uwe Weber!
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