Die Hauptverwaltung als Gehirn
oder: Bionic Architecture?

   
Das Gehirn weist eine räumliche Sturktur nach funktionalen Gesichtspunkten auf. Verschiedene Hirnbereiche sind für verschiedene Aufgaben zuständig. Das Bild unten zeigt eine (inzwischen überholte) Kartierung des Gehirnes in einer Darstellung aus dem 19. Jahrhundert:    

Assoziationssprung: spezifische Muster neuronaler Erregung in Gehirnen

Kartierung der Hirnfähigkeiten

40 kB Bild: Eine große Spedition und räumlich bündelbare Datenfunktionen

Analogie: in einem Logistitkunternehmen

short English text about the spatial differentiation of knowledge workÄhnliche Gedanken auf Englisch: The phrenology of knowledge work

Ein Grund für diese räumlich-funktionale Ausdifferenzierung ist sicherlich die Optimierung der Datenübertragungskapazitäten: Neuronen die oft Daten miteinander austauschen oder bei denen es auf eine hohe Geschwindigkeit bei der Datenübertragung ankommt rücken räumlich enger zusammen als andere.    
In Unternehmen oder sonstigen Organisationen dürfte dieses Phänomen umso deutlicher erkennbar werden, je großer die Bedeutung einer schnellen oder billigen Datenübertragung ist.    
Spielen die innerbetriebliche Kommunikation und Datenverarbeitung in einem Unternehmen eine große Rolle, so wird dieses Unternehmen wahrscheinlich zunächst seine Mitarbeiter und Datenverarbeitungskapatzitäten an einem Ort zentralisieren:    

Wird die Hauptverwaltung in der Mitte vielleicht einmal ein architektonisches Gehirn?

Zentralisierte Datenverarbeitung eines Unternehmens

Etwa 140 Animationen und Bilder über Bewusstsein, Quantenphysik, evolutionäre Ökonomie, hybride Menschen etc.Weitere Bilder und Animationen über Bewusstein, neuronale Netzwerke und intelligente Unternehmen

<= Auf dieser Seite geht es um das, was zwischen den drei Hochhäusern passiert.

Aber auch wenn ein großer Teil der Informationsverarbeitung bereits räumlich eng konzentriert ist, kann es weiterhin sinnvoll sein Computer und Menschen nach dem Gesichtspunkt einer Optimierung von Kommunikationskapazitäten anzuordnen:   <= Gründe für eine räumliche Gliederung von Menschen und Computern
  • Personen zwischen denen ein ungezwungener, informeller Informationsaustausch zwecks Gruppenkreativität gewünscht ist sollten in Büros um geeignete Treffpunkte wie etwa Cafeterien angeordnet werden.
  • Personen die oft an gemeinsamen Besprechungen teilnehmen sollten ihre Büros nicht zu weit voneinander entfernt haben.
  • Personen zwischen denen kein Kontakt gewünscht ist (z. B. Auftragsvergabe und Rechnungsprüfung) sollten möglichst weit voneinander entfernt sitzen.
  • Betriebsüberwachung Blick in die Betriebsüberwachung einer Kohlenaufbereitung (etwa 1995) von zum Beispiel Bergwerken oder Rangierbahnhöfen sollten möglichst nahe am operativen Geschehen sitzen um die schnelle und vor allem sichere Übertragung von Prozessdaten und sonstigen Informationen zu gewährleisten.
  • Datenbestände und Anwendungen die datenintensiv miteinander wechselwirken Weitere Beispiele innerbetrieblicher Kommunikationsollten möglichst dicht beisammen liegen.
  Internetsichtipp: Stichwörter zur räumlichen Struktur von Kommunikation (Space Syntax)Das Wochenmagazin "Der Spiegel" vom 25. März 2002 brachte ab Seite 194 einen Artikel über die Londoner Firma "Space Syntax". Der Amerikaner Thomas Allen habe nachgewiesen, dass Gruppenkreativität davon abhänge, wie oft sich Mitarbeiter verschiedener Abteilungen zwanglos über den Weg laufen. Alan Penn und Bill Hillier wenden ihr Wissen mit Hilfe von Computersimulation auf Gebäude und Städte an: die Architektur spiegelt optimale Kommunikation wider.
Die folgende Animation soll illustrieren, welchen Vorteil eine räumliche Restrukturierung von Kommunikationsteilnehmern bringen kann:    

Ist das Ergebnis einer solchen Restruktierung eine Architektur wie sie sich im menschlichen Kortex findet?

Räumliche Differenzierung & Kommunikation
Links: vor der Restrukturierung
Rechts: nach der Restrukturierung

Kreise: Computer, Menschen, Datenspeicher, Aktenordner...

Rote Linien: Autofahrten, Fussgänge, E-Mails, FTP, Datenaustausch generell

Statusbalken: Aufwand der Kommunikation

Die bunten Kreise sind beliebige mehr oder minder ortsfeste Bestandteile von Kommunikation: Büromitarbeiter, FTP-Server, Aktenordner, Archiv, E-Mail-Server, Besprechungszimmer...    
Die roten Linien bilden beliebige Kommunikationsvorgänge zwischen den Bestandteilen ab: E-Mail-Verkehr, Dienstfahrten, Fussmarsch in das Büro eines Kollegen, Einsatz der Hauspost, Datenübertragung über Netzwerke etc.    
Die beiden Statusbalken bilden die Kosten der Kommunikation ab. Die Kosten einer nicht optimierten Raumstruktur (links) fallen dabei sichtbar höher aus als die kosten einer optimierten Raumstruktur (rechts).    
Kosten für Kommunikation können zum Beispiel sein:
  • Abschreibungen von Investitionen in Glasfasernetze, Computer, Kabelkanäle
  • Schulungskosten für Netzwerkbetreuer
  • Personalkosten von Firmenkurieren
  • Personalkosten des Postdienstes
  • Stromkosten der EDV-Anlage
  • Softwarelizenzen für Kommunikationsanwendungen
  • Ausfallstundensätzte von Mitarbeitern, die sich aufgrund eines Autobahnstaues in einer Besprechung verfehlten...
 
Wenn man nun eine Analyse der Kommunikationsvorgänge in einem Unternehmen machen würde, käme dabei wahrscheinlich heraus, dass zunächst einmal die Kommunikation innerhalb klasssicher Organisationseinheiten wie Arbeitsgruppen, Abteilungen oder Aussendienstkolonnen besonders intensiv ist.    
Die zunehmende Vernetzung von Mitarbeitern, die Schaffung flacher Hierarchien und der Einsatz ganz neuer EDV-Technologien kann aber auch zu dem Ergebnis führen, dass ganz neue Kommunikationsstrukturen zwischen bisher kaum kommunizierenden Rechnern oder Menschen entstehen. Interessant dürfte aber nicht nur die Betrachtung kleiner Einheiten wie Menschen oder Rechner sein, sondern auch die Betrachtung ganzer Abteilungen: können sie in eine günstigere räumliche Lage gebracht werden? Gibt es Abteilungen oder Rechnergruppierungen, auf die mehr oder minder sternförmig zugegriffen wird? Sollten diese in der räumlichen Mitte des Unternehmens platziert werden?    
Auch eine Berücksichtigung von Sollzuständen gegenüber einer reinen Erfassung von Istzuständen sollte erworgen werden. Vielleicht haben die Mitarbeiter den Öffentlichkeitsabteilung nur deshalb so mangelhaft mit dem Betriebsrat kommuniziert, weil ihre Büros über mehr als 7 Kilometer voneinander getrennt waren. Und vielleicht läuft die Zusammenarbeit zwischen der technischen Planung der Hauptverwaltung und den Planungsbüros in den dezentralen Werken nur deshalb so schleppend ab, weil kein gemeinsames Netzwerk für eine gemeinsame Datenhaltung vorhanden ist.    
Wie dem auch sei, eine konsequente Anwendung einer räumlichen Optimierung von Kommunikationsteilnehmern würde wahrscheinlich zu einer räumlichen Wiedergabe organisatorischer Strukturen führen.    
Und wenn man den Gedanken so weit trägt, dass vielleicht sogar die Anwendung von Gebäuden und den Räumen innerhalb der Gebäude nach solchen Überlegungen erfolgt, dass könnte das Ergebnis vielleicht so etwas ähnliches sein, wie es im Gehirn von Menschen als Ergebnis der Evolution entstanden ist:    
  • Die integrativsten Funktionskomplexe im Zusammenhang mit der Bildung von Emotionen und Stimmungen (limbisches System) liegen zentral in der Mitte des Gehirns.
  • Das "Gedächtnismanagement" ist eng mit dem limbischen System im Hirninneren verwachsen.
  • Eingänge von Sinnesdaten (affektorische Signale) laufen an wenigen Stellen des Gehirn in eng gebündelten Kanälen zusammen: Sehnerv, Hörnerv, Rückenmark.
  • Befehlssignale (motorische, effektorische Signale) aus dem Gehirn an externe Organe werden über eng geführte Kabelkanäle geleitet (Rückenmark).
  • Die "Stabsfunktionen" der Intelligenz liegen im Neokortex, der Neuhirnrinde, um die inneren Strukturen des Gehirns herum.
  • Der Neokortex ist in sechs horizontale Lagen aufgeteilt.
  • Der Neokortex ist in vertikale Säulen mit einem Durchmesser von etwa 3mm aufgeteilt.
<= Raumbezogene Eigenschaften menschlicher Gehirne

Global Memory: Anmerkungen zu einem Artikel aus der "ZEIT" vom 11. April 2002Muss sich ein digitales Gedächtnis von großen Organisationen räumlich differenzieren?

Verfolgt man den Ansatz einer kommunikationsbezogenen Architektur konseqent weiter, dann könnte die typische Hauptverwaltung eines großen Unternehmens in Zukunft vielleicht so aussehen:    

Vorstufe der Bioarchitektur: geographische Zentralisierung der Datenverarbeitung und Kommunikation

Bioarchitektur: Hauptverwaltung als Gehirn?

<= Erläutererung zum Bild sie unten im Text
Die großen roten Kabelkanäle im Vordergrund stellen die Sinnesein- oder ausgänge dar: Festnetzkabel zu anderen Firmen, zu eigenen Niederlassungen, operativen Einheiten etc. Genau den gleichen Zweck erfüllen die Antennen auf den Dächern des U-förmigen Baus.    
Der U-förmige Bau entspricht der Hirnrinde. Hier sind spezialiserte Abeilungen und Informationsverarbeitungsbereiche angesiedelt, wie zum Beispiel die Rechnungsprüfung, das technische Controlling, die juristische Abteilung für Europarecht, die Liegenschaftsverwaltung, die Fahrerdisposition etc. Die räumliche Anordnung der Abteilungen in diesem Bau spiegelt die organisatorische Säulen-Lagen-Struktur der Hirnrinde wieder. In diesem Gebäude befinden sich eher Rechner und bald vielleicht auch hybride Wesen. Die hier verrichtete Tätigkeit besteht vor allem aus gut algorithmisierbarer Wissensarbeit. Was Computer mit ihrer massiven Rechenleistung oder per vorgegebener Lösungswege bewerkstelligen können, wird im U-Bau bearbeitet. Das   Den Säulenstrukturen  im Gehirn von Menschen entsprechen die Abteilungen von UnternehmenDie Säulen- und Lagenstruktur organisationaler Intelligenz

Ein Blick in die eher wenig attraktiven Arbeitsumstände im U-BauPhantasie: der Kanalmolch als typischer Arbeiter im U-Bau?

Der blaue Dom in der Mitte ist vergleichbar mit dem emotionalen System, der limbischen Struktur des Gehirns. Es ist das sozio-limbische System des Unternehmens. Im Dom arbeiten vor allem Menschen. Es gibt dort kaum Computer. Das innere des Doms ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt die eher einem römischen Bad, einem Palmengarten, einer Shopping Mall oder einem Freizeitpark gleichen als einem Arbeitsplatz. Es herrscht durchweg eine helle, freundliche Atmosphäre. Das Ambiente soll zu einer entspannten Konzentration anregen. Es gibt dort Räumlichkeiten die antiken Foren (Agora) ähneln, es gibt stille Rückzugsbereiche und Lounges. Und vor allem gibt es überall unaufdringliche Schnittstellen in das IT-Netzwerk des Unternehmens.   Spekulation über die Rolle kollektiver Stimmungen als limbisches System von OrganisationenDas sozio-limbische System von Organisationen, Geld als Hormon und die Börse

Informelle Gespräche sind nützlich für den Unternehmenserfolg. Eine (hypothetische) Software hilft dabei...Phantasie: Chat Generator unterstützt nützliches Plaudern

Die Menschen im Dom können auf großen Plasmabildschirmen im Format mehrerer Quadratmeter in interaktive Virtual Reality Räume eintauchen in denen Informationen in hoher Qualität räumlich dargestellt werden können; in einer menschengerechten Form. Die Interaktion der Menchen mit diesen virtuellen Realitäten erfolgt im Sinne intelligenter Zimmer: die Menschen können mit den Händen zeigen, sprechen oder ihre Mimik einsetzen: die intelligente Umgebung des Limbic Dome wird sie verstehen.   Die kalte Macht der Ökonomie macht aus dem Menschen ein funktionsreduziertes Bauteil von Unternehmensintelligenz: wenig wünschenswertDer "Limbic Dome" stellt eine Alternative zu der wenige wünschenswerten direkten Verwachsung von Menschen und Computern im Sinne von hybriden Lebensformen dar.

Kurzbeschreibung und Kommentare zu einem Artikel aus "DER SPIEGEL"Telepathische Chips: Stand der Technik Ende 2001

Die Menschen im Dom werden aber auch über eine zurückhaltend eingesetzte Nutzung telepathischer Chips untereinander und mit der Computerumgebung kommunizieren.   Nicht (ganz) ernst gemeinte Phantasie über Neuroimplantate zu KommunikationszweckenPhantasie: Brainnnet: Human-Machine Interfaces der nächsten Generation
Der Dom verwirklicht die idealisierten Vorstellungen des Lebens antiker Philosophen. Die Menschen hier werden durch ein kommunikations- und denkförderndes Ambiente zu sozialen Gruppen höchster Kreativität in der Bearbeitung strategischer Fragen und kniffliger Probleme verschaltet.   Theo Gehm beschreibt wie soziale Kleingruppen im Sinne eines neuronalen Netzwerkes mit diffusiven Aufgaben besonders gut zurecht kommen.Menschengruppen als neuronale Netze: über eine Habilitation von 1995
Die sozialen Gruppen im Dom steuern dabei die kortikale Aktivität im U-Bau. Aus dem Dom kommen Vorschläge für komplexe Simulationen alternativer Unternehmensentwicklungen. Der limbische Dom koordiniert das Gedächtnis des Unternemens, die Menschen im Dom steuern die begrenzte Aufmerksamkeit des Unternehmens: welche Konkurrenzunternehmen werden enger betrachtet? Welche Gesetzgebungsvorgänge müssen eng gemonitort werden? Über welche Forschungsbereiche muss man auf dem Laufenden bleiben? Und so weiter.   Artikel aus "VDI nachrichten 28. Juni 2002, Seite 28: Wohlfühl-Faktoren erleichtern Büroleben: "Das Büro von morgen sei eine Mischung aus Arbeitsräumen, Café, Schule, Museum, Erholungscenter..."
Die beherzte Entscheidung Computern und Computernetzwerken weitere Bereiche bisheriger menschlicher Tätigkeitsfelder zu überlassen kann mit einer gleichezeitigen Besinnung auf unsere besonderen Stärken als "Gruppentiere" einen Aspekt unseres zukünftigen Lebens vielleicht positiv gestalten.   Düstere Gedanken über die Konkurrenz zwischen Menschen, Computern, Maschinen und hybriden WesenDer Mensch als reiner Kostenfaktor, als ökonomischer Ballast (Februar 2002)?
Abschließen möchte ich diese Seite mit einer metaphysischen Spekulation. Falls die evolutiven Kräfte des ökonomischen Wettbewerbes vielleicht wirklich einmal zu einer Art Bioarchitektur zentralisierter Unternehmenshauptverwaltungen führen, kann dies dann Bestandteil eines mehr oder minder zwangsläufigen Weltprozesses sein, in dem immer komplexere Gebilde neuronaler Informationsverarbeitung entstehen. Und kann es sein, dass der Grund dafür darin liegt, dass das Bewusstsein sich lesen und steuernd an diese Strukturen anheftet?   Die Evolution auf der Erde: neuronale Unternehmen als neuer Organismus?Gibt es einen erkennbaren Weltprozess hin zu mehr Komplexität?

Bewusstsein, Quantenphysik und der Weltprozess: gibt es ein verbindendes Muster hinter diesen Phänomenen?Animierte Kurzdarstellung philosophischen Spekulationen

Assoziationssprung: neuronale Intelligenz als Schnittstelle zwischen Jenseits und Diesseit?

Ein Weltprozess hin zu einem beseelten Kosmos?

  Metaphysische Spekulation über das Bewusstsein und neuronale UnternehmenPhilosophische Spekulation: werden Untenehmen einmal ein Bewusstsein erlangen?

Literatur zur Raumstruktur neuronaler Intelligenz:

Heylighen F.: Collective Intelligence and its Implementation on the Web: algorithms to develop a collective mental map. In: Computational and Mathematical Organization Theory 5(3), 1999, Seiten 253-280.

Greene M.: Socio-spatial analysis of four university campuses. In: Space Syntax - First International Symposium Proceedings, 1997, 1: 13

Cohen J. et. al.: Temporal dynamics of brain activation during a working memory task. In: Nature, 386, 1997, Seiten 604-608.

Walter S. et. al.: Functional topographic mapping of the cortical ribbon in human vision with conventional MRI scanners. In: Nature 365, Seiten 150-53 (1993).

Grajewski T.: The SAS head office - spatial configuration and interaction patterns. In: Nordic Journal of Architectural Research, 1993:2, 63-74

 



<= Fachliteratur zur funktional räumlichen Ausdifferenzierung neuronal-intelligenter Strukturen

Voller Titel des Buches von Goldman sowie weitere Literatur zu "neuronalen Unternehmen"Allgemeine Literatur zur neuronalen Intelligenz von Unternehmen


   
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