Super Diät
IP/EP-Nr.: 91.12/849547
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Die folgende Aufzeichnung
entstand im Zuge einer standardmäßigen Dotierung der
Leiterbahnen eines Computers der Grimaldi-Klasse mit
geringsten Mengen des antarktischen Staubes. |
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Zum Hintergrund:
Der antarktische Staub als psychoaktive
Wissensvermittlung: die Memoiren des Prof. Hans |
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Schüler entdecken Grundprinzip einer
bahnbrechenden Diät
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"Manchmal sind Schüler
einfach die besseren Wissenschaftler." So
kommentierte Prof. Dr. Henning Traumgarten von der
Technischen Universität Fulda das Ergebnis eines
fünfjährigen Pilotprojektes des Institutes für
Funktionale Genetik und des Sankt Benedikt Gymnasiums in
Lauterbach (Vogelsberg). |
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<= Uni + Schule: Ein Pilotprojekt |
Das Projekt begann mit einem
aufwändigen Experiment, welches bei den Schülern der
damaligen Klasse 7f Interesse an den Grundprinzipien
evolutionärer Prozesse wecken sollte. Am Institut für
Funktionale Genetik (und in enger Kooperation mit dem
Institut für Angewandte Pseuterie von Prof. Hans) hatte
Prof. Traumgarten mit seinem Mitarbeiter-Team eine etwa
5x10 m² große Phantasielandschaft aufgebaut. In ihr gab
es Seen, Flüsse, Berge, Wiesen und Wälder sowie eine
fest an der Decke aufgehängte Sonne. Die Pflanzen dieser
Landschaft wuchsen aus erst kürzlich entwickelten
organischen Verbindungen, den sogenannten
Erythro-Lipiden. Dank dieses "Baustoffes"
zeichneten sich die Pflanzen bereits während ihrer
Lebzeit durch einen extrem hohen Brennwert (25.000
Kilojoule pro Kilogramm) aus. Die Pflanzen wurden
genetisch so programmiert, dass sie, ausreichend guter
Boden und Sonneneinstrahlung vorausgesetzt, mehrere
Zentimeter pro Tag zu wachsen vermochten. Dies diente vor
allem einer Beschleunigung der Abläufe in der
Phantasielandschaft. Eine optimale Düngung wurde zu
jeder Zeit durch das Versuchsteam gewährleistet. Die
Strahlungsintensität der Sonne jedoch wurde an die
Einstrahlung der echten, irdischen Sonne auf einem
bestimmten Flecken nahe der Stadt Lauterbach im
Vogelsberg gekoppelt. Dies brachte eine gehörige Portion
Unvorhersehbarkeit in das Geschehen. |
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<= Künstliche Pflanzen mit super-Brennwert |
Die Aufgabe der Schüler war
es nun, kleine Bio-Roboter derart zu programmieren, dass
sie für einen Überlebenskampf in der
Phantasie-Landschaft optimal geeignet sind. Die Roboter
sahen zunächst aus wie zu dünn geratene Hamster und sie
benötigten zum Überleben die oben beschriebenen
Pflanzen als Nahrung. |
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<= Bio-Roboter in Phantasie-Evolution |
Jeweils zwei
Schüler erhielten einen Roboter, den sie programmieren
durften. Dabei ließen sich beispielsweise die folgenden
Eigenschaften der "Tiere" beeinflussen:
- Frustschwelle bei der Nahrungssuche: Wann stellen
die Tiere eine erfolglose Nahrungssuche ein und
schonen lieber ihre Reserven?
- Hungerpotenzial: Bei welchem Grad von Hunger
beginnen die Tiere nach Nahrung zu suchen?
- Suchstrategien: Suchen die Tiere da, wo sie
früher auch fündig waren? Gehen sie das
Gelände rastermäßig ab?
- Sozialverhalten: Zerstören die Tiere bei
Sattheit Pflanzen, sodass Konkurrenten eine
Nachteil erleiden und vielleicht sterben? Oder
signalisieren sie ihren Konkurrenten, wo es etwas
zu essen gibt, in der Hoffnung auf gegenseitige
Kooperation?
Derart programmiert wurden alle Roboter der Klasse,
das heisst 15 Individuen, für jeweils 4 Wochen in die
Phantasielandschaft gesetzt. Dieser Vorgang wurde über
eine Dauer von drei Jahren insgesamt 28 Mal wiederholt,
wobei die Schüler ihre Hamster immer besser an die
Gegebenheiten in der Phantasielandschaft anpassen
konnten.
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<= Eigenschaften der Hamster-Roboter |
Aber wesentlich für die
Auffindung der Super Diät war die Frage nach der
richtigen Körper-Reserve-Politik. Denn die Schüler
konnten auch bestimmen, ob die Hamster-Roboter
Nahrungsreserven direkt am Körper anlegen sollten oder
nicht. Solche Fettreserven am Körper brachten den
Hamstern ausser dem Vorteil ein Fehlangebot an
Nahrungsmitteln überstehen zu können ansonsten nur
Nachteile: die Tiere benötigten mehr Energie um sich zu
bewegen, sie wurden behäbiger in kämpferischen
Auseinandersetzungen mit anderen Hamstern und sie
bentöigten auch mehr Wasser, ebenfalls eine Knappe
Ressoure, für die nötige Kühlung ihrer Körper. Das
Anlegen von Nahrungsreserven muss also wohlüberlegt
sein. |
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<= Fettreserven-Strategie |
Fast alle
Schülergruppen kamen letztendlich auf die Idee, die
Neigung der Hamster zum "Ansetzen von Fett" von
den zu erwartenden Schwankungen des
Nahrungsmittelabgebotes abhängig zu machen. In den
meisten von den Schülern entwickelten Gen-Programmen
fanden sich Code-Sequenzen die sich etwa wie folgt
übersetzen lassen:
- Setze mit jedem Tag ohne Hunger die Neigung zum
Fettansetzen ein Bißchen herunter.
- Setze mit jedem Tag mit Hunger die Neigung zum
Fettansetzen massiv nach oben.
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<= Bei Hunger Fett ansetzen... |
Alle Hamster die anders
programmiert waren, hatten im harten Evolutionsstreit in
der Phantasielandschaft deutlich sichtbare Nachteile, die
sie nur durch Evolutionsvorteile auf anderen Gebieten
kompensieren konnten. |
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<= ...ist die beste Strategie... |
Nach Ablauf der
dreijährigen Versuchsphase wurden die Ergebnisse in der
populärwissenschaftlichen Zeitschrift Schlaumeiereien
veröffentlicht. Die darin prägnant formulierte
Erfolgsformel "Bei Hungergefahr Fett ansetzen"
erregte schon bald das Interesse von
Ernährungswissenschaftlern, Historikern und Soziologen.
Eine zweijährige Forschungsarbeit belegte dann, dass
auch viele Menschen gemäß dieser Formel programmiert
sind. |
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<= und scheint auch bei Menschen zu greifen! |
So konnte ein statistisch
signifikanter Zusammenhang zwischen Hungerereignissen in
der frühen Kindheit von Menschen und deren Neigung
später dickleibig zu werden nachgewiesen werden.
Menschen die nie hungern mussten, zeigten eine
dementsprechend geringe Neigung zur Fettleibigkeit. |
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<= Historische Belege |
Auf Grundlage dieser
Erkenntnis wurde dann eine Diät entwickelt die so
einleuchtend wie angenehm ist: Je mehr man isst, desto
größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man abnimmt.
Man muss seinem Körper durch eine beständige Zufuhr
nahrhaften Essens deutlich und unmissverständlich
signalisieren, dass mit einer Nahrungsmittelknappheit
nicht zu rechnen ist und deshalb das Anlegen von
Fettreserven auch gar nicht nötig ist. Eine Hungerkur
würde dieser Logik zufolge genau das Gegenteil bewirken:
Der Körper erhält das Signal, dass hin und wieder mit
einem Unterangebot an Nahrungsmittel zu rechnen ist und
dass deshalb unbedingt Fettreserven angelegt werden
müssen. |
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<= Super Diät |
Für die Seriösität dieser
wissenschaftlichen Erkenntnis spricht die Tatsache, dass
die beteiligten Forscher jegliche Angebote der
Nahrungsmittelindustrie ablehnten die Diät zu
kommerzialisieren. Die Diät wurde im Volksmund schon
bald scherzhaft " Traumgartens FDD" (Fress das
Doppelte) genannt. Und so verdanken wir es letztendlich
den Schülern des Sankt Benedikt Gymnasiums aus dem
hessischen Lauterbach, dass Fettleibigkeit in unserer
Bevölkerung heute so gut wie ausgestorben ist. |
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<= Diät ein Erfolg |
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Hier endet die Aufzeichnung.
Wie bei fast allen Texten, die unter Einfluss des
antarktischen Staubes entstanden, sind auch hier Fakten
und Phantasien gemischt. Recherchen haben ergeben, dass
die genannten Orte tatsächlich existierten, die
genannten Einrichtungen aber nicht. Auch liefern unsere
Archive keinerlei Hinweis darauf, dass eine derartige
Diät - trotz ihrer einleuchtenden Logik - jemals
ernsthaft angewandt wurde. |
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<= Schluss |
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