Die wundersamen Erinnerungen des Prof. Hans: der ChatGenerator
IP/EP-Nr.: 17.32/4145

Der ChatGenerator: ein typisches Produkt der spät-biotischen Ökonomie


   

Schleichende Hybridisierung

Die Hybridisierung des irdischen Lebens erfolgte schleichend. Aus verschiedensten Bausteinen der Intelligenz wurden immer neue Kombiprodukte geschaffen und diese begannen schon frühzeitig das gesamte Leben der damaligen Menschheit zu durchnetzen. Ein typisches Beispiel war der ChatGenerator; zunächst eine einfache Software aus der Gattung der LifeWare (lifestyle software) und später die Keimzelle der vollautarken Avatare.

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Small Talk als Gruppenvorteil

Ein wesentlicher Bestandteil menschlicher Kommunikation war der sogenannte Small Talk. In geselliger Plauderstimmung durchstreiften Gruppen von Menschen in freier Assoziation und auf oberflächliche Weise riesige Themenräume. Wie einige bahnbrechenden Studien zur kollektiven Intelligenz menschlicher Gruppen zeigen konnten, erfüllte der Small Talk wichtige Aufgaben in der Koordination der Informationsverarbeitung semiautonomer Agenten (Menschen).

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Ein ernst gemeinster Gedanke über den geldwerten Vorteil des menschlichen KulturbetriebesDer menschliche Kulturbetrieb als emotionale Intelligenz von Ökonomien?

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Small Talk als Renditebringer

Innovativ orientierte Firmen erkannten schon bald die Renditerelevanz der Fähigkeit firmeninternen Small Talk zu begünstigen und sogar zu forcieren. So erkannten Abteilungen, dass sie sich vielleicht redundant mit gleichen Problemen herumschlugen, Trends konnten früher festegestellt werden, die Gruppenkohärenz wird enorm gefestigt und so weiter.

   

Schwachstellen von Small Talk

Feldstudien in Büros, auf Baustellen, im Cockpit von Flugzeugen, in den Küchen von Restaurant und in Krankenhäusern offenbarten aber einhellige einen gefährlichen Schwachpunkt jeder Plauderrunde: Schweigephasen von mehr als 4 Sekunden haben eine 85% Wahrscheinlichkeit dass sich die Plauderrunde anschließend auflöst.

   

Talkmaker als Berufsbild

Manche Firmen begegneten diesem Befund mit der Einstellung spezieller Talkmakers. Diese Mitarbeiter hatten im wesentlichen dafür zu sorgen, dass innerhalb der Firmen möglichst viel Small Talk entsteht und am Laufen bleibt. Die Mitarbeiter mussten über hohe soziale Kompetenz verfügen. Vor allem aber benötigten sie ein großes Reservoir an assoziativ vernetzten Begriffen. Ein Talkmaker musste in der Lage sein, ein drohendes Auseinanderfallen einer Small-Talk-Runde durch die unaufdringliche Erwähnung eines geeigneten Sichtwortes oder einer provozierenden These zu verhindern. Nur wenige Menschen genügten allerdings den hohen Ansprüchen welche die Personalabteilungen vorgaben.

   

PC-supported Small Talk

So wurde die Idee einer computerunterstützten Lösung geboren. Die Firma GLifeX brachte schon bald die ersten Prototypen auf den Markt. Es handelte sich dabei um kleine, autarke PCs die in Firmen, Behörden oder auch zu Hause an strategisch günstigen Orten platziert werden konnten. Diese als ChatGenerators vermarkteten kleinen Kisten entwickelten in kürzester Zeit Kompetenzen die weit über die Fähigkeiten von Menschen hinausragten. Bereits in der dritten Generation verfügten die ChatGenerators über die folgenden Standardfunktionalitäten. Einige Beispiele sollen die Wirkung der Life-Style-Software illustrieren:

  Total Happiness Management: eine andere Produktidee von GLifeXMehr über GLifeX (2002)

Beispiel 1: Zugfahren

Freitags nachmittags, kurz vor Wochenende, stehen verschiedene Personen aus der Einkaufsabteilung zusammen und plaudern. Da tritt eine peinliche Stille ein. Der ChatGenerator hatte zuvor die Stichworte "Zugfahren" und "Deutsche Bundesbahn" gehört. Ein integrierter Zufallsgenerator wirft nun wahllos einige der folgenden Sätze zum Theme in die Runde:

  • Wenn man eh schon ein Auto hat, dann lohnt sich Zugfahren alleine schon kostenmäßig nicht mehr.
  • Wenn man einmal in einem IC oder so drinn iss, dann iss ja alles gut, aber wehe du wohnst abseits von einem großen Bahnhof.
  • Die machen doch alles nur noch für die Geschäftsbonzen. Hamburg-München is OK, aber ich muss jeden Morgen mit dem Zug auf die Arbeit...
  • Da steckt noch voll der Beamtenschlendrian drin...
  • Mich fragt ja keiner aber...
   

Beispiel 2: Familienfeier

Montags, nach einem verlängerten Wochenende wegen Feiertag, droht ein Gespräch mitten in der Schilderung von Familientreffen zu verebben. Der ChatGenerator springt helfend mit einem der folgenden Kommentare ein:

  • Na ja, wenigstens den Kindern hat es Spaß gemacht.
  • Man sieht sich ja sonst kaum, ausser zu Weihnachten...
  • Mein Gott, jetzt heisst es wieder abnehmen...
  • Ha, dieser alte Erbschleichertreff, da guckt doch jeder nur, dass er der Oma Honig ums Maul schmiert!
  • Das war schon immer so.
  • Nächstes Jahr fahren wir um die Zeit auf die Malediven. Schluß.
   

Beispiel 3: Werbung

Mitten in der Woche fällt das Gespräch auf den Themenbereich Werbung. Da herrscht plötzlich Schweigen von mehr als 3 Sekunden. Der ChatGenerator hilft aus:

  • Irgendwie muss halt auch Geld verdient werden.
  • Nächstens kommt noch Werbung auf Klopapier, ha, ha.
  • Die glauben doch selbst nicht an das was sie tun.
  • Man kann wenigsten die Werbepausen im Fernsehen für einen Klogang nutzen. Ist doch OK.
  • Die Werbung ist manchmal besser als die Filme.
  • Ich habe noch nie was wegen der Werbung gekauft. Ich gucke mir das nur aus Spaß an.
  • PayTV ist halt auch zu teuer. Ich hab jetzt DVD.
   

Beispiel 4: Krankheiten

Ein Mitarbeiter ist mit dem Fahrrad auf einer Eisfläche gestürzt. Man redet über Krankheiten im Allgemeinen. Der ChatGenerator redet mit:

  • Wer sich im Sport verletzt, sollte selber zahlen!
  • Wenn ich zum Arzt gehen, dann kriege ich immer so viele Pillen...
  • Wenn ich zum Arzt gehe, dann werde ich erst richtig krank, ha, ha, ha!
  • Mein Opa ist nie zum Arzt gegangen und ist 95 geworden!
  • Ich mache immer das Gegenteil von dem was der Arzt sagt.
  • Die wirtschaften doch nur in die eigene Tasche. Und die Pharma Industrie...
  • Da kann ich einen guten Tipp geben. Der kennt sich auch mit diesen alternativen Therapien gut aus und hat mir super geholfen.
  • Gegen die Pharma-Lobby ist noch kein Minister angekommen.
   

Beispiel 5: Klimakatastrophe

Eine Gruppe diskutiert engagiert den Klimawechsel. Da tritt Schweigen ein. Der ChatGenerator redet weiter:

  • Früher gab`s auch schon warme Winter
  • Es ging immer irgend wie weiter
  • Die Wissenschaftler widersprechen sich doch selbst dauernd. Da weiß eh keiner was kommt.
  • Mehr Spaß am Untergang
  • No Brain no Pain
  • Ich habe mein Leben gelebt. Jetzt macht ihr jüngeren mal weiter...
  • Deutschland alleine kann doch eh nix ausrichten. Da sollen erst mal die Amis anfangen.
  • Und wer verdient dann das Geld? Da wandert die Industrie halt ab nach Polen oder in die Ukraine.
  • Wenn die Grünen so weitermachen, dann haben wir bald wirklich einen Klimawandeln, ha, ha.
  • Die Windenergie zeigt doch, dass auch Arbeitsplätze geschaffen werden.
  Zeitungsmeldungen über den Klimawandel und Gentechnik (2001)Meldungen von Zeitungen aus dem Jahr 2001

Beispiel 6: Öko-Essen

Nach einem medienwirksamen Skandal über den Verkauf von aufgetautem Mammutfleisch aus Sibieren als Öko-Hammel diskutieren einige Mitarbeiter das Thema. Der ChatGenerator hält die Stimmung hoch:

  • Schwarze Schafe gibt es überall.
  • Und wer kontrolliert die Kontrolleure?
  • Meine Tante, die hat sich nie um so was gekümmert. Die ist noch topfit!
  • Der Bauernlobby sollte man mal den Geldhahn enger drehen.
  • Alles nur eine Modeerscheinung.
  • Ich kenn da einen Metzer, der kann Geschichten erzählen...
  • Ich bezahl` doch nicht dreimal so viel wie normal. Die sollen halt schärfer an den Grenzen kontrolieren. Überhaupt, die sollten die Grenzen am besten gleich ganz dicht machen, ha, ha..
   

Beispiel 7: Beamten

Es geht um Beamten. Ein weites Feld in dem der ChatGenerator keine Probleme hat, jede auch noch so kurze Redepause zu überbrücken:

  • Die erhöhen sich ihre Bezüge doch selbst.
  • Wen wundert das alles noch. Der ganze Bundestag ist doch ein einziger Lehrkörper.
  • Das hat doch nichts mehr mit dem zu tun, was die alten Preußen...
  • Deutschland ist das einzige Land...
  • Wir verdienen, die verwalten.
  • Abschaffen. So wie in Amerika. Die haben auch keine.
  • Die lassen sich alle schön mit 50 frühpensionieren und wir sollen dann bis 67 arbeiten!
  • Ich war gestern beim Einwohnermeldeamt. Mein Gott...
   

Beispiel 8: Die Jugend von heute

Eine interantionale Studie weist aus, dass Deutschland in Sachen Bildung ganz schlecht dastünde. Der ChatGenerator redet mit:

  • Bei den Lehrern kein Wunder. Die können doch selbst nix!
  • Diese ewige Nestbeschmutzerei kann doch auch nicht richtig sein.
  • Wir sind trotzdem die besten.
  • Heute müssen die Kinder halt auch Dinge lernen die es früher gar nicht gab.
  • Der Opa konnte auch keine Rechtschreibung.
  • Wer braucht denn heute noch Kopfrechnen?
  • In Amerika ist auch nicht alles besser.
  • Die ganzen guten Leute wandern doch aus nach Amerika.
  • Deutschland geht zugrunde. Wie seinerzeit Rom. Da fing das auch so an.
  • Ein Metzger braucht auch keine Gedichte zu können.
  • Wir schicken unsere Tochter auf eine Val`de Soli Schule.
  • Die Chinesen haben uns bald eingeholt.
  • Das habe ich schon immer gesagt.
   

Beispiel 9: Die Benzinkosten

Gespräche über den Spritzpreis für Personenkraftwagen sind leichtes Terrain für den ChatGenerator:

  • Immer das gleiche: kurz vor Urlaub gehen die Preise hoch. Und da soll es keine Absprachen der Ölkonzerne geben!
  • Da muss das Bundeskartellamt mal eingreifen.
  • Ich hab` jetzt 70 Kilometer vom Arbeitsplatz gebaut. Da fährt kein Zug hin.
  • Abzocke!
  • An uns hier unten denkt doch eh keiner.
  • Die Mullahs da unten kriegen keine müde Mark zuviel von mir. Ich laufe.
  • Was kostet der Sprit eigentlich in Holland?
  • Wie kann es denn sein, dass der Liter in Niederaußem sage und schreibe 4 Pfennig weniger kostet als in Eckernförde?
  • Ich fahre zum Tanken immer von der Autobahn runter...
   

Konfiguration des ChatGenerator

Der ChatGenerator kann über eine PC-Schnittstelle konfiguriert werden. Folgende Einstellungen sind in der 3. Generation dieser Software möglich:

   
  • Das Ambiente kann eingestellt werden auf: Stammtisch, Doktorentreff, Finanzführungskräfte, Ingenieure, Sekretärinnen, Vorstand, Vorarbeiter, Ortsälteste, Politklüngel. Die Einstellung wirkt sich auf die Wortwahl und den Tonfall aus.
  • Die Dialektfärbung: Hessisch, Rheinisch, Platt, Fränkisch, Sächsisch etc. Add-Ons sind verfügbar. Die Intensität des Dialektes kann von "Nur Klangfarbe" bis "Full Force Vocabulary" stufenlos geregelt werden.
  • Die Emotionen: die Kommentare des Chatgenerators können die Entstehung folgender Gruppenemotionen fördern: Agression, Harmonie, Indivudalprofilierung, Alpha-Tier-Unterordnung, Wir-sind-die besten, Opferrolle, Abteilungskrieg, Farewell, Nostalgie, Sanftmut etc.
  • Es können bestimmte Themen als bevorzugte Gesprächattraktoren voreingestellt werden: Sportautos, Tagespolitik, Haustiere, ÖPNV, Krankheiten, Lohn und Gehalt, die Jugend von Heute, Steuerschraube etc.
   

ChatGenerator als künstliche Intelligenz

Einen Quantensprung in der Softwareentwicklung stellte der ChatGenerator der vierten Generation dar. Es verfügt über umfangreiche Bausteine der künstlichen Intelligenz. Das Gerät kann unter anderem:

   
  • Personen nach kurzer Zeit perfekt imitieren nach Stimme, Wortwahl und Themenpräferenzen
  • Gruppen treffsicher zu bestimmten Themenfeldern leiten
  • Der ChatGenerator pflegt eigenständig umfangreiche Datenbanken mit Reizwörtern und Satzfragmenten aus allen Themenbereichen.
  • Der ChatGenerator kann immer größere Textpassagen eigenständig nach der Bedeutung klassifizieren.
  • Er kann Antworten und Kommentare auf seine eigenen Einwürfe mit den Vorgaben zum laufenden Gespräch abgleichen. Ein neuronales Netz lässt den Generator lernen, wie er bestimmte Stimmungen erzeugen kann.
   

ChatGenerator besteht Turing-Test

Es war der ChatGenerator der 4. Generation dem es erstmals gelang, den Turing Test dauerhaft zu besten. Dieses Gerät konnte nämlich belieibig lange mit einem echten Menschen per Telefon reden, ohne dass der Mensch eine statistisch relevante Unterscheidung treffen könne, ob sein Gegenüber ein Mensch oder eine Maschine sei. Dieser sogenannte Turing-Test wurde im 20. Jahrhundert als Meßlatte dafür definiert, ob ein Computer die Intelligenzstufe eines Menschen erreicht habe oder nicht.

   

ChatGenerator ersetzt Menschen

Spätesten die 5. Generation des ChatGenerators machte dann Menschen vollständig überflüssig. In Versuchen nach streng wissenschaftlichen Maßstäben konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass kleine Plaudergruppen die ausschließlich aus ChatGeneratoren bestehen, sehr viel wirkungsvoller und zieleffizienter renditewirksames Wissen erzeugen, streuen, bündeln, kategorisieren und archivieren können als jede beliebige Gruppe von Menschen.

  Voller Buchtitel und weitere LiteraturtippsDaydreaming in Humans and Machines (1990)

Chat Generator emuliert Kleingruppen

Der ChatGenerator der 6. Generation wird ausschließlich als Software angeboten, ohne Lautsprecher und Mikrofon. Er kann auf jedem billigen Rechner installiert werden und ist in der Lage dazu, menschliche Gespräche mit beliebigen Themen, in verschiedensten Situationen und Vorgaben perfekt zu emulieren. Böse Zungen behaupteten, dass diese Software letztendlich das vollständige Verschwinden klassisch-körperlicher Menschen aus unseren Firmen besiegelete. Eine interessante aber nicht bewiesene These.

  Spekulationen aus dem Jahre 2002Machen Maschinen Menschen überflüssig (2002)

   
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