Projektideen
Februar 2003

   
[1] Wenn der Mensch Gott wird – die Grenzen des Vorstellbaren

Die Frage nach der Rechtfertigung des Leides in der Welt ist für viele Menschen ein unüberwindbares Hindernis, um an der Existenz eines liebenden Gottes zu zweifeln.

Beiträge zu aktuellen Entwicklungen aus den Neurowissenschaften sowie der Schaffung virtueller Welten werden in den Medien immer öfter plakativ mit Bildern freigelegter Gehirne in einer elektronischen Netzstruktur illustriert. Diese metapherhafte Vorstellung eines Gehirnes in einer vollständig simulierten Welt soll als Ausgangspunkt für die Frage nach den Grenzen idealer Welten dienen.

Wie sähe eine Welt aus, in der wir vollkommen frei von physikalischen Einschränkungen jegliche Sinnesdaten eines empfindenden Menschen in vollkommener schöpferischer Freiheit manipulieren könnten und in der wir all seine ausgehenden Nervensignale erkennen könnten? Welche Bedeutung hätten Begriffe wie Willensfreiheit, Individualität, Barmherzigkeit oder Gemeinschaft in einer solchen Welt?

   
[2] Empirischer Vergleich verschiedener Argumentationssstrategien

Seit der Antike verfügt der Mensch über allgemein anerkannte Regeln logischen Denkens und Redens. Doch welche Rolle spielt die Logik in der Praxis alltäglicher Entscheidungsfindungsprozesse? Auf welche Überzeugungsstrategien greifen Eltern gegenüber ihren Kindern zurück? Welche Rolle spielt Logik im politischen Diskurs? Appelliert Werbung an die Logik oder versucht sie gerade diese zu umgehen?

Anhand einer empirischen Analyse aktueller Entscheidungsfindungsprozesse sollen zunächst Kategorien gängiger Überzeugungsstrategien gebildet werden. In einer zweiten Stufe soll mit Hilfe soziologisch operationalisierter Kriterien die tatsächliche Eignung verschiedener Strategien für – ebenfalls kategorisierte - Aufgaben und Situationen bewertet werden.

   
[3] Geisteswissenschaften als Produktionsprozess

Die letzten Jahrzehnte führten zu einer spürbaren Standardisierung zielgerichteter organisatorischer Abläufe und Strukturen. Normierungen, das zunehmende Denken in Prozessen, der Erfolg von Standardsoftware sowie der zunehmende Druck internationalen Gepflogenheiten zu entsprechen bewirkten, dass sich heute Produktionsprozesse zur Herstellung von Füllfederhaltern in vielen formalen Aspekten mit der Erstellung von Verkehrsdienstleistungen vergleichen lassen. Eine Vereinheitlichung von Begrifflichkeiten und Kategorien aber stellt die Grundlage für einen innovationsorientierten Erfahrungsaustausch über die Grenzen alltäglicher Gemeinsamkeiten hinaus dar.

Inwiefern lassen sich nun solche Standardisierungen auf die Geisteswissenschaften übertragen, sodass diese letztendlich auch von den Erfahrungen anderer "Branchen" profitieren können? Was sind die Produkte der Geisteswissenschaften? Gibt es einen Markt für philosophische Erkenntnis? Kann man von Entwicklungsprozessen, von Ausschussraten oder Amortisationszeiten sprechen?

   
[4] Kundenorientierte Geisteswisschaften

Es gehört zum etablierten Kanon bildungspolitischer Willensäußerungen, die Notwendigkeit interdisziplinärer Arbeit beständig und mit Nachdruck anzumahnen. Doch welche Voraussetzungen sind zu erfüllen, dass sich Vertreter verschiedener Fachrichtungen freiwillig zuhören? Dieser Frage soll zunächst exemplarisch am Beispiel der Geisteswisschaften nachgegangen werden.

Mit Hilfe soziologischer und linguistischer Methodik sollen Merkmale geisteswissenschaftlicher Vortrags- und Übungsveranstaltungen – auch außerhalb eines universitären Umfeldes – operationalisiert und empirisch untersucht werden, die für die Akzeptanz unter nicht-Geisteswisschaftlern eine Rolle spielen. Beispielhaft sind hier die Anzahl von Fachbegriffen, Verweise auf dem Zuhörer fremde Autoren und Denkströmungen, die Anzahl unbeantwortet aufgeworfener Fragen aber auch Bezugnahmen auf aktuelle Geschehnisse des öffentlichen Lebens zu nennen. Dabei sollen verschiedene Gruppen von Zuhörern wie etwa Ingenieure, Naturwissenschaftler, Schüler oder Werktätige hinsichtlich ihres Akzeptanzverhaltens unterschieden werden.

Als praktisch anwendbares Ergebnis des Projektes soll ein Leitfaden interdisziplinären Dialoges erstellt werden, der unter anderem in der Erwachsenenbildung, der universitären Ausbildung, Unternehmensfortbildungen und an Schulen Verwendung finden kann.

   
[5] Lebensrhythmen und Leistungsfähigkeit – Volkswirtschaftliche Aspekte eines strukturierten Alltages

Hohe Mobilität, ständige Verfügbarkeit und flexible Arbeitszeiten sind nur drei beispielhafte Schlagworte die für eine zunehmende zeitliche Fragmentarisierung des Alltages moderner Menschen stehen. Dem Konzept eines hochdynamischen, ständig agilen Menschen entgegen steht der Wunsch, wie er zum Beispiel von den Kirchen aufrecht erhalten wird, nach einem allgemeingültig strukturierten und mit Ruhepausen versehenem Alltag.

Es soll nun, empirisch fundiert, überprüft werden, welchen Einfluss eine zeitliche Fragmentarisierung von Lebens- und Arbeitsrhythmen auf die ökonomisch verwertbare Leistungsfähigkeit von sowohl Individuen als auch Gruppen hat.

Dabei sollen zwei zwei Betrachtungsebenen unterschieden werden. Zum Einen soll mit arbeitswissenschaftlichen Methoden die Effizienz von Arbeitsabläufen, wie etwa die gemeinsame Erstellung komplexer Texte oder Produkte, auf ihre Abhängigkeit von Arbeitsrhythmen der beteiligten Mitarbeiter untersucht werden. Zum Anderen aber soll mit soziologischer Methodik und volkswirtschaftlichen Bewertungsmaßstäben auch die langfristige Auswirkung fragmentarisierter Lebensweisen auf die nachhaltige Leistungsfähigkeit von Personen und Gruppen betrachtet werden. Die Ausbildung und Bedeutung beständiger sozialer Gruppen sowie die Möglichkeit tiefgehender Reflexion und sozialer Kommunikation fallen beispielhaft unter diese Frage.

   
[6] Interdisziplinärer Dialog als rhetorische Herausforderung

Benutzt ein Philosoph Wörter wie "seiend" oder "dialektisch" oder bezieht er sich in einem Gespräch auf Wittgenstein und Hegel, so wird ein zuhörender Ingenieur eventuell schnell die Orientierung verlieren und "abschalten". Im Gegenzug wird ein Philosoph wenig Toleranz für erläuternde technische Skizzen aufbringen, zu deren Verständnis man umfangreiche Konventionen bezüglich der Bedeutung unterschiedlicher Arten von Strichen kennen muss.

Erfolgreicher interdisziplinärer Dialog setzt die Phantasie voraus, sich vorzustellen, was der Dialogpartner nicht wissen kann und die darauf aufbauende rhetorische Fähigkeit, sich darauf einzustellen.

Ziel des Projektes ist die Erarbeitung konkreter Seminarinhalte und Vermittlungsmethoden, um Ingenieuren und Geisteswissenschaftlern ein gegenseitiges Verständnis für die Denkweise des anderen zu vermitteln und dieses durch die Verwendung einer allgemein verständlichen Sprache zu berücksichtigen.

   
[7] Geisteswissenschaft als Massenproduzent der Zukunft

Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow (1908 bis 1970) erstellte eine Hierarchie der Bedürfnisse und er postulierte, dass Menschen zunächst die Bedürfnisse niederer Hierarchiestufen zu erfüllen suchen und dann erst die höheren. Hierarchisch tief stehen die unmittelbaren physiologischen Bedürfnisse. Es folgen Sicherheit, Zugehörigkeit, Anerkennung und als oberstes Bedürfnis: Selbstverwirklichung.

Lässt sich Maslows Hierarchie individueller Motivation auch auf das Konsumverhalten von Ökonomien übertragen? Inwiefern kann man mit einem steigenden Bedürfnis einer wachsenden Anzahl von Konsumenten nach Selbstverwirklichung rechnen und wie würde sich dies äußern? Ist das Wachstum der Esoterik-Branche eine Indiz für die Richtigkeit der Vermutung und wäre es denkbar, die Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnis als "Dienstleistungsangebot" mit Wachstumspotenzial auszuweisen?

   
[8] Mechanismen neuronaler Informationsverarbeitung in zielorientierter Kommunikation

Mechanismen neuronaler Informationsverarbeitung werden als sogenannte neuronale Netze schon seit langem mit wirtschaftlichem Erfolg in Computerprogrammen genutzt. Dabei steht weniger die Frage nach theoretischer Erkenntnis als vielmehr die ökonomische Verwertbarkeit im Vordergrund.

Aufbauend auf vorhandenen wissenschaftlichen Ansätzen, menschliche Gruppen als neuronale Netze zu modellieren sollen Möglichkeiten einer aktiven Unterstützung organisationaler Kommunikation durch die gezielte Implementierung von Mechanismen neuronaler Informationsverarbeitung untersucht werden. Beispielhafte Stichworte sind "synaptischer Browser", Steuerung temporärer Kommunikationsmuster oder die aktive Steuerung organisationaler Aufmerksamkeit.

   
[9]Mechanismen genetischer Optimierung in Ökonomien

Die Übertragung evolutionärer, genetischer Mechanismen von biologischen Abläufen auf soziale oder ökonomische Erscheinungen wird immer wieder von verschiedenen Disziplinen aus beleuchtet. Dabei nehmen die Autoren in der Regel eine Beobachterposition ein, indem sie der Frage nachgehen, inwiefern evolutionäre Mechanismen sich tatsächlich in sozialen und ökonomischen Prozessen ausprägen.

Doch kann man auch die Frage stellen, welchen Nutzen eine gezielte Implementierung evolutionärer Teilmechanismen als Teil organisationaler Abläufe und Strukturen bringen könnte: inwiefern lassen sich Unternehmen aktiv als evoluierende Populationen gestalten?

   
[10] Bringt viel viel – individuelle Arbeitsbelastung und Netto-Gruppenergebnis

Für viele Menschen ist eine mengenmäßige Überlastung Teil des Arbeitsalltages. Überbordende Posteingänge, ständige Teilnahme an einer Vielzahl von Besprechungen und die zeitgleiche Zuständigkeit für eine große Anzahl von Projekten zwingen den einzelnen zu einer aufwändigen Verwaltung laufender, offener Aktivitäten:

  • Temine werden mit großem Aufwand verschoben.
  • Gesprächsnotizen müssen so verfasst werden, dass man sie auch noch nach Wochen versteht.
  • Ein unkontrollierbarer Alltag zwingt zu ständigen "Vertröstungen" von Kunden und Partnern bezüglich nichterfüllter Termine
  • Mit großem Aufwand muss man sich immer wieder erneut in schwierige Themen einarbeiten.
  • Über die Monate oder Jahre hinweg wechseln Ansprechpartner, entsprechend hoch ist der Aufwand zur Integration neuer Akteure in laufende Projekte und so weiter...

Ziel des Forschungsprojektes ist die Identifizierung von Steuerungsparametern zur Optimierung individueller Arbeitsanforderungen zwischen den beiden Extremen rein sequentieller und massiv paralleler Beanspruchung.

   
[11] Persönlichkeitssensible Mitarbeiterbeurteilung und Gruppenleistung

Die Beurteilung von Mitarbeitern hinterlässt zum einen bei den Bewerteten oftmals das Gefühl falsch eingechätzt zu werden. Andererseits fühlen sich manche Vorgesetzte durch die Pflicht einen Mitarbeiter zu beurteilen überfordert. Ein Grund für beide Phänomene ist die Tatsache, dass die Wirkung eines einzelnen Menschen auf das Arbeitsergebnis einer größeren Gruppe angesichts kurzer Betrachtungszeiträume und mangelnder Vergleichsmöglichkeiten nur schwer oder gar nicht möglich ist: Geschickte Blender sind genauso schwer zu erkennen wie stille Schwerstarbeiter.

Gegenstand des Forschungsprojektes ist die Idee, grundsätzlich auf die direkte Beurteilung einzelner Personen zu verzichten und ausschließlich das Ergebnis ganzer Gruppen zu bewerten. Das Gruppenergebnis wird dann jedem Gruppenmitglied gleichermaßen zugeordnet. Die individuelle Wirkung einer Person auf Gruppenergebnisse ergibt sich dann aus der statistischen Auswertung seiner Gruppennoten. Die organistorische Voraussetzung ist die Zusammenführung einer Großzahl von einzelpersonenbezogenen Gruppenbewertungen in einem zentralen Datenbestand.

Eine differenzierte Ausweisung unterschiedlicher Anforderungsprofile an Gruppen ließe unter Umständen Rückschlüsse auf den Einfluss einzelner Mitarbeiter auf bestimmte Gruppenfähigkeiten zu.

   
[12] Gruppenarbeit in der Hochschullehre – Möglichkeiten und Grenzen

Die Lehre an deutschen Hochschulen zielt im Wesentlichen auf die Aneignung von Wissen sowie die Einübung individueller Fertigkeiten ab. Die Bewältigung beruflicher und gesellschaftlicher Aufgaben erfordert jedoch vielfach soziale und emotionale Fähigkeiten, die man heute als Softskills bezeichnet. Die Vermittlung von Softskills ist zwar Gegenstand einzelner Lehrveranstaltungen, ihre Anwendung wird aber im heute üblichen Lehrbetrieb weder erzwungen noch allgemeinverbindlich gefördert.

Ziel des Vorhabens ist die inhaltliche und didaktische Ausarbeitung projektähnlicher Aufgaben, die ausschließlich durch eine koordinierte Bearbeitung durch mehrere Kleingruppen erledigt werden können. Die Kleingruppen geben dabei abteilungs- oder Teamstrukturen wider. Zwangsläufig werden während der Bearbeitung Probleme entstehen wie zum Beispiel die Frage nach der optimalen Entscheidungsstruktur, die Überwachung der Konsistenz von Teillösungen, der Umgang mit wenig motivierten Teammitgliedern, das Controlling der zeitlichen Abläufe etc. Teil der konzeptionierten Veranstaltungen soll ein aktives "Coaching" der Gruppen hinsichtlich ihrer Softskills sein.

Zu klären ist die Frage der Beurteilung der Leistung einzelner Gruppenmitglieder hinsichtlich einer Anerkennung der Gruppenarbeit im Rahmen bestehende Prüfungsordnungen.

   
[13] Gentechnik und Gesundheitskosten – neue Sachzwänge oder Freiheiten?

Um 1980 stellte der Wissenschaftler und Autor populärwissenschaftlicher Bücher Hoimar von Ditfurth die These auf, dass die Gesundheitskosten in Deutschland rasant ansteigen würden. Als Grund dafür führte er die Tatsache an, dass immer mehr Krankheiten durch den Einsatz teurer medizinischer Methoden behandelt werden könnten, ohne dass aber ihre Ursachen beseitigt werden können. Gene, die die Ausprägung solcher Krankeiten förderten würden dann nicht mehr in dem Maße wie vorher durch ein Absterben der Genträger vor der Geschlechtsreife ausselektiert werden. Als Konsequenz würde wiederum der Anteil behandlungsbedürftiger Menschen in der Gesellschaft ansteigen.

Von Ditfurth distanzierte sich ausdrücklich von jeglichen Zynismen hinsichtlich voreiliger Lösungen. Sollte seine These aber zutreffen, so hätte dies weitreichende Folgen für die Entwicklung der Gesundheitskosten.

Ziel des Vorhabens ist die Definition operationalisierbarer Kriterien zur Überprüfung der These hinsichtlich konkreter Krankheiten und verschiedener Behandlungsmethoden. Darauf aufbauend könnten empirische Untersuchungen quantitative Aussagen bezüglich der Behandlungskosten einzelner Krankheiten treffen und in die Erstellung von Prognosen der Gesamtkostentwicklung von Krankensystemen einfließen. Darüberhinaus sollen Ansätze einer ökonomischen Bewertung des Genpooles von Menschengruppen entwickelt werden.

   
[14] Automatische Trendanalyse durch Methoden der künstlichen Intelligenz

Vor Kriegen soll einer gängigen Meinung nach der Anteil männlicher Geburten steigen und die Länge von Röcken soll angeblich mit konjunkturellen Entwicklungen korrelieren.

Welche Phänomene lassen sich grundsätzlich zur Bestimmung von Eintrittswahrscheinlichkeiten zukünftiger Ereignisse heranziehen? Was könnte es bedeuten, wenn der Trend in der Herrenmode von Naturtönen hin zu künstlichen Farben geht? Gibt es Phänomenmuster, die auf bestimmte zukünftige Ereignisse hinweisen?

Mit Hilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz (z. B. neuronale Netze, Ontologien, genetische Algorithmen, Folgerungsregeln) sollen automatisch erhebbare Daten kontinuierlich und langfristig auf statistisch relevante Abängigkeiten hin untersucht werden.

Als Ergebnis stünden kategorisierte, statistisch korrelierte Phänomene die als quantitative Prognose der Eintrittswahrscheinlichkeit zukünftiger Ereignisse dienen könnten.

   
[15] Die Leistungsfähigkeit von Ökonomien in systemischer Betrachtung

Wir wirken sich konkrete Einzelmaßnahmen auf volkswirtschaftliche Zielgrößen wie etwa staatliche oder indivdiuelle Wohlstands- und Leistungsindikatoren aus?

Wie ist der erhoffte Nutzen einer vermehrten Mitbestimmung in Betrieben (z. B. Motivationsförderung durch Loyalität, Vertrauen durch Transparenz) gegen denkbare Nachteile (z. B. innovationshemmende Besitzstandswahrung, Verhinderung unternehmerischer Initiative) abzuwägen?

Ziel des Vorhabens ist es nicht, quantifizierende Antworten auf solche Fragen zu geben. Vielmehr soll zunächst ein Kausalmodell denkbarer Abhängigkeiten erstellt werden. Dabei sind insbesondere Maßnahmen zu berücksichtigen, die der politischen Gestaltung zugänglich sind. Aufbauend auf dem Modell soll eine Ontologie entworfen werden, durch welche Methoden, Institutionen oder weiterführende Fragen bestimmte Teilgeflechte des Gesamtzusammenhangs quantifizierend betrachtet werden können.

Auf die Frage, wie sich etwa eine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters um 2 Jahre auf das Bruttoinlandsprodukt auswirkt, soll der Fragende eine gewichtete Liste verknüpfter Themen erhalten sowie Vorschläge, welche Forschungseinrichtungen, Personen oder Forschungsbereiche nähere Informationen liefern können.

   
[16] Ambient Intelligence and Risk Management in Cases of Emergency

The project outlined below addresses both the idea of ambient intelligence and risk management as published by the 6th Framework of the European Community.

The more information becomes technically omnipresent the more attentiion must be given to filtering processes. This is particulalry true of situations of emergency, where a lot of communicating participants are required to act in a coordinated and efficient way.

The basic idea of the project is to define sets of situations that require a different weighing of communicational channels. The concept of weighing is a very wide one. It may range from priorising telephone lines or network capacities to the placement of icons on a computer screen. The challenge of the concept is twofold. Firstly, emergencies such as a terrorist attack on a railway station, widespread floodings of densely populated areas, or a regional blackout must be defined with reference to definite areas and scales of impact. Secondly, all relevant persons potentially involved in dealing with the a specific emergency must be allocated a communicational profile that extends to all forms of tools inherent in the notion of ambient intelligence and communication.

   
[17] Technologie-Labor Maas-Rhein

Die gesamte Euregio Maas-Rhein zu einem Testlabor für Zukunftsentwicklungen zu machen ist der Kerngedanke dieser Projektidee.

Ganz gleich, ob es um Funktelefone als mehrsprachige Stadtführer, um spezielle Konzepte von Mobilität oder um innovative, ökologische Architektur geht: Neue Technologien werden erst dann zu erfolgreichen Technologien, wenn sie von der Gesellschaft akzeptiert und in das alltägliche Leben integriert werden.

Dabei genügt es oft nicht, ein technologisches Produkt von wenigen Personen und für kurze Zeiträume testen zu lassen. Vielfach ergeben sich die vielfältigen Aspekte neuer Technologien erst in groß angelegten Feldversuchen einerseits und in einem lebendigen, öffentlichen Diskurs andererseits. Hierzu die Voraussetzungen zu schaffen ist das Ziel des vorgestellten Projektes.

Die Hochschulen der Euregio Maas-Rhein sind zum Einen international herausragende Initiatoren technologischer Entwicklungen. Zum Anderen verfügen sie aber auch über umfangreiche Erfahrungen in der Beurteilung und gesellschaftlichen Einbettung neuer Technologien. Die Träger dieser doppelten Kompetenz - Technologie und Gesellschaft - der euregionalen Hochschulen sollen mit außeruniversitären Akteuren zu einem Netzwerk von Zukunftsgestaltern verknüpft werden.

Ziel ist es, markante technologische Visionen bereits im Frühstadium ihrer Entwicklung weit gefassten, gesellschaftlichen Kräften zugänglich zu machen und öffentliche Akteure aktiv in die weitere Gestaltung entstehender Technologien einzubinden. Eine intensive, interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Naturwissenschaftlern, Geistes- und Humanwissenschaftlern ist hierfür eine unbedingte und machbare Voraussetzung. Um die dazu nötigen Netzwerke, Kompetenzen und gewachsenen Abläufe auch langfristig nutzen zu können, soll eine ausreichende, institutionelle Verankerung des "Technologie-Labors Maas-Rhein" angestrebt werden.

   
[18] Hochschulnahe Lehrerfortbildung

Neben der Vermittlung grundlegender Inhalte und Fertigkeiten sollen Lehrer an allen Schulformen in der Lage sein, aktuelle Themen aufgreifen und in den Unterricht einbinden zu können.

Für das Themenfeld "Technik und Technik" soll ein gewerblicher Veranstalter von Lehrerfortbildungsmaßnahmen im Rahmen einer Kooperation oder eines Personalaustausches mit einer technisch orientierten Hochschule seine Kompetenz zur Vermittlung aktueller Forschungsinhalte in ihrem gesellchaftlichen Kontext stärken. Dabei sollen vor allem Querbezüge zu vorhandenen Inhalten der Curricula an Schulen hergestellt werden.

Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen der gewerblichen Lehrerfortbildungseinrichtung und einer Hochschule sind unter anderem:

  • Aufbau von nachhaltig nutzbaren Kontakten in den laufenden Forschungs- und Lehrbetrieb
  • Erstellung unmittelbar nutzbarer Unterrichtsmaterialien unter Nutzung neuer Medien
  • Erweiterung der Wissensbasis um technische und naturwissenschaftliche Themen (Life Sciences, Virtual Reality, Technikfolgenabschätzung etc.)
   
[19] Verwaltungsstrukturen als Datenbanken

Datenbanken stellen Methoden und Strukturen zur Verfügung, die die Handhabung stark formalisierbarer Daten unterstützen. Datenkonsistenzen, geregelte Schreib- und Lesezugriffe, Vermeidung von Redundanzen, kontextunabhängige Interpretierbarkeit, eindeutige Adressierbarkeit von Daten und die Abbildbarkeit innerer Bezüge sind grundlegende Anforderungen an Datenbanken.

Diese Anforderungen stellt man auch an die Datenbestände von Behörden oder sonstigen Verwaltungsinstitutionen. Und man kann vermuten, dass die dort entstandenen Mechanismen und Strukturen denen von Datenbanken ähneln könnten.

Ist es möglich, Begriffe aus beiden Welten miteinander in Bezug zu setzen? Was wäre ein "update" oder ein "edit" auf einen Datensatz des Einwohnermeldeamtes? Wie sähen SQL-Abfragen im Jargon einer zwischenbehördlichen Auskunftsanfrage aus? Gibt es "unique constraints" zur Identifizierung von Liegenschaften? Kann man Verwaltungsvorschriften als "Trigger" interpretieren? Würde es Sinn machen, eine "Normalisierung" behördenübergreifender Datenbestände anzudenken? Kann man relationale und objektorientierte Datenbestände in der Finanzverwaltung unterscheiden? Welche Lösungen haben Verwaltungen entwickelt um mit dem Problem der "Concurrency" im Rahmen von Planfeststellungsverfahren umzugehen? Mit welchen Worten beschreibt man im Verwaltungswesen 1:1, 1:n und n:m Beziehungen? Wie formulieren Behörden "null" und "not null", z. B. im Bezug auf Formulare oder Anträge? Welche Fremdschlüssel benutzen Verwaltungen zur Korrelation von Daten und was passiert in einer Verwaltung wenn durch ein Löschen von Daten aus Auswahllisten Inkonsistenzen entstehen könnten? Welche Probleme können in einer Behörde auftreten, wenn ohne vorherige Abstimmung ein vormals "not null" definiertes Feld in einem Formular auf "null" gesetzt wird und dieses aber gleichzeitig als Fremdschlüssel benutzt in anderen Formularen verankert ist?

   
[20] Organisationale Objekterkennung und Kognitionspsychologie - Analogien

Die über die verschiedenen Sinne einlaufenden Daten werden im menschlichen Gehirn klar erkennbaren Objekten zugeordnet: akustische, optische und olfaktorische Signale können einer Person zugeordnet werden und Briefe, Visitenkarten und und Vorgänge können zum Beispiel einer Firma zugeordnet werden.

Auf gleiche Weise können Organisationen, z. B. Unternehmen, einlaufende Daten mehr oder minder beständigen Objekten zuordnen: Beschwerdeanrufe, Profile von Internetbenutzern, und Bestellungen können einem bestimmten Kunden zugeordnet werden. Verleumdungen der eigenen Organisation in der Presse, Sabotageakte, die Auslöung eines Preiskrieges und die Abwerbung hochrangiger Manager können eventuell einem besonders aggressiven Konkurrenten zugeordnet werden.

Menschen sowie Organisationen müssen also aus verteilten und zunächst zusammenhangslosen Daten Realitäten konstruieren, die aus mehr oder minder kategorisierbaren und beständigen Objekten bestehen. Lassen sich aus der Ähnlichkeit der Aufgabenstellungen auch ähnliche Lösungsmechanismen ableiten?

   
[21] Begehbares Erde-Mond-Modell

Dass die Sonne tagsüber über den südlichen Himmel zu wandern scheint ist allgemein bekannt. Wie aber steht es mit dem Mond? Zieht auch er stets seine Bahn über den südlichen Himmel oder muss man schon einmal nach Norden schauen, um ihn zu sehen?

Obwohl die geometrischen Grundfakten der Erd- und Mondbahnen relativ einfach zu verstehen sind, ist es sehr schwer, einfache Beobachtungen am Himmel damit in Übereinstimmung zu bringen.

Ein massives, maßstabgerechtes und bewegliches Modell der Erde und des Mondes soll vor allem das Interesse von Kindern und Jugendlichen an diesem Thema wecken. Auf einer Fläche mit 10 oder 20 m Durchmesser sollen die Besucher den Mond um die Erde zueinander bewegen können sowie die Erde selbst um ihre eigene Achse drehen können. In ausreichend weiter Entfernung soll eine Lichtquelle die Sonne andeuten. Einfache Anleitungen sollen es ermöglichen, die jeweils aktuelle Lage der drei Gestirne zueinander zu erstellen und daraus abzuleiten, wo am Himmel und vom eigenen Standpunkt aus gesehen Sonne und Mond nun stehen müssten.

Massive Erläuterungstafeln sollen auf thematische Verknüpfungen hinweisen und Interesse an wissenschaftlichen Themen wecken: Galileo, Kopernikus, arabische und chinesische Astronomie etc.

   
[22] Ein "synaptischer Browser" als Bestandteil qualitätsfähiger organisationaler Kommunikation

Die Informationszuleitung hin zu einzelnen Personen so zu steuern, dass die Gruppenleistung in Abhängigkeit von temporären Gruppenzielen maximiert wird ist der Grundgedanke dieser Projektidee.

In Organisationen eingebundene Menschen stehen über verschiedene Kanäle in potenziellem Kontakt mit anderen Kommunikationsteilnehmern: Emails, Internetseiten, face-to-face Treffen, Rundschreiben, Telefonanrufe, Faxsendungen etc. Dabei übersteigt die Anzahl der potenziell abrufbaren Inhalte oftmals bei Weitem die Aufnahmefähigkeit einzelner. Dementsprechend wichtig ist eine Wichtung der Inhalte. Personalisierbare Mechanismen zur Wichtung eingehender Informationen sind heute integraler Bestandteil von Kommunikationssoftware.

Der Gedanke einer Informationsfilterung soll nun erweitert werden um die Abbildung organisationaler Ereignisse, Zustände und Abläufe: Wie sollten die Kanäle einzelner Personen in den folgenden beispielhaften und personenübergreifend relevanten Situationen gewichtet werden: Betriebsunfall mit Öffentlichkeitswirkung, Produkt mit hohem technischen Risiko wird am Markt eingeführt, Unternehmensleitbild soll mit breiter Belegschaftsbeteiligung definiert werden, kurzfristige Kostensenkung ist überlebenswichtig?

Mit Hilfe üblicher Browsertechnologie sollen Mechanismen einer praxisfähigen Wichtung individueller Informationsangebote in Abhängigkeit gesamt-organisationaler Zustände prototypisch entwickelt werden.

   

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