Weltanschauung und persönlicher Blickwinkel

Aachen, Februar 2003

   
[1] Nicht selten redet man mit einem anderen Menschen über eine scheinbar ganz offensichtliche Sache, zum Beispiel, dass Schwarzarbeit nicht in Ordnung sei. Doch dann merkt man an den Antworten des anderen, dass der die Sache grundlegend anders sieht. Und man versteht überhaupt nicht, wie ein Mensch zu der Einstellung gelangen könne, dass Schwarzarbeit grundsätzlich erst einmal in Ordnung ist, solange man sich nicht dabei erwischen lässt.    
[2] Ähnlich verwirrt reagieren manche Menschen, wenn ihnen Theologen sagen, dass Gottes Allmacht und seine Güte durchaus nicht widersprüchlich sein müssen. Und ebenso unverständlich ist es für manche, sich eine vollkommen durch Naturgesetze vorherbestimmte Welt vorzustellen, in der der einzelne dennoch einen freien Willen haben soll.    
[3] Wie kann es dazu kommen, dass es uns manchmal vollständig unmöglich ist zu verstehen, wie ein anderer Mensch zu seinen Ansichten gelangt sein kann?    
[4] Vieles ist vielleicht nur eine Frage der individuellen Erfahrung und des damit verbundenen Blickwinkels auf die Welt. Das Bild unten zeigt eine Landschaft, in der alle möglichen geometrischen Körper auf Pfählen platziert sind. Man kann auf verschiedenen Wegen durch die Landschaft laufen und sich dabei die verschiedenen geometrischen Körper betrachten.   <= Landschaft als Welt und Weg als Lebensweg

Die Welt als Park vielfältig geformter Objekte. Themensprung: die Welt als Mehrbenutzersoftware

Bild 1: Raumkörper-Erlebnispark

Dez. 2002: Wir setzen die Zukunft aus Raumkörpern zusammenÄhnliche Gedanken: Zukunftsgestaltung als 3D-Bastelkasten
[5] Die Körper unterscheiden sich nach Farbe und Form. Solange nun ein ein Besucher in dieser Welt nicht letztendlich alle Wege beschritten hat und sich dabei alle Körper genauestens angeguckt und in all ihren Qualitäten genau gemerkt hat, dann hat dieser Besucher bloß eine Teilansicht dieser ganzen Welt in seinem Kopf:   <= Körper sind unsere Anschauungsobjekte

Assoziatonssprung: was nehmen wir überhaupt bewusst wahr? Was ist Bewusstsein?

Bild 2: Individuelle Erfahrungen im Gedächtnis eins Parkbesuchers

 
[6] Jetzt kann es noch sein, dass ein Mensch manche Körper oder Eigenschaften gar nicht wahrnimmt, sei es dass er zum Beispiel farbenblind ist oder dass er sich für manche Dinge einfach nicht interessiert. Eigentlich muss ein menschlicher Betrachter sogar eine irgendwie geartete Beschränkung seiner Wahrnehmung vornehmen, ganz einfach weil die menschliche Hirnkapazität bschränkt ist. Die Person in Bild 3 zum Beispiel etwa kann oder will nur sehen, was gelb ist:   <= Beschränkte Sicht auf die Welt

Ein anderes grafisches Gleichnis: Emergenz

Bild 3: Gefilterte Erfahrungen und Gedächtnisinhalte

 
[7] Und wenn nun ein Besucher in dieser Landschaft von 3D-Körpern anfängt darüber nachzudenken, ob es irgend eine Regelmäßigkeit in der Landschaft gibt oder ob sich vielleicht die vielen einzelnen Körper zu einem größeren Bild zusammensetzen, dann wird diese Person nur auf ihre individuellen Erfahrungen und Gedächtnisinhalte zurückgreifen können.   <= Weltanschauung, Ideologie
[8] Ein so forschender Mensch wird sich gedanklich in die Lage eines Vogels versetzen und versuchen zu erahnen, wie die Landschaft von oben aussieht und ob sich in ihr irgendwelche Muster zeigen. Bild 4 und 5 zeigen unterschiedliche Weltanschauungen, die auf unterschiedlichen betrachteten Objekten oder Eigenschaften beruhen (sich aber beide auf die gleiche Welt beziehen):    
Assoziationssprung: gibt es erkennbare Muster im Weltprozess? Assoziationssprung: versucht jemand, Muster in die Welt hineinzulegen?
Bild 4: Muster aus braunen Flächen der Objekte, von links oben gesehen Bild 5: Muster aus gelben Flächen der Objekte, von rechts oben gesehen
Sprung zu Absatz 21 dieser Seite...Konkrete Beispiele für unterschiedliche Sichten der Welt: Menschenbilder, Bürokratie, Umwelt...
[9] Vielleicht sind manche der Körper, die die beiden Betrachter in ihrer Erinnerung haben die selben. Doch entweder haben die beiden Menschen ganz unterschiedliche Wahrnehmungs- und Erinnerungsfilter oder aber sie haben den Körper jeweils aus unterschiedlichen Winkeln betrachtet. Vielleicht guckt der Betrachter links immer nur von der linken Seite auf die Körper und der Betrachter rechts guckt immer nur von rechts auf die Körper:    

Assoziationssprung: Der Doppelspaltversuch kann auf zwei ganz unterschiedliche Weisen interpretiert werden.

Bild 6: Sichtwinkel

<= Einseitige Sichtweisen
[10] Vielleicht hat auch der "braune Betrachter" recht schnell erkannt, dass sich das Braune gerne in Ellipsen anordnet (zumindest aus seinem Blickwinkel). Und so lenkt dieser Betrachter seine Schritte vielleicht gezielt so, dass er möglichst viel Braunes findet, um seine Vermutung zu bestätigen. Und der "gelbe Betrachter" vermutet, dass das Gelbe gerne in perlschnurartigen Gebilden zu finden ist. Und wenn jetzt die beiden sich ganz auf ihre jeweiligen Farben konzentrieren, dann werden sie vielleicht bald glauben, dass die von ihnen gesehenen Muster das wesentliche Merkmal der ganzen Landschaft seien.   <= Sichtbeschränkungen als Arbeitshypothesen

Der Naturwissenschaftler betrachtet nur empirisch Überpüfbares. Welche Weltanschauung ergibt sich daraus?

[11] Hätten aber die beiden Besucher sich alle von ihnen beschauten Raumkörper von mehreren Seiten aus betrachtetet, hätten sie ihre Wahrnehmungsfilter - sofern möglich - abgelegt und wären sie auch einmal um die Körper herum gegangen, dann wären sie vielleicht zu der folgenden Sicht gelangt:    

Assoziationssprung: Gibt es einen Weltprozess hin zu universeller Liebe?

Bild 7: Erweiterte Wahrnehmung

 
[12] Die Metapher von der Landschaft mit den Raumkörpern ließe sich nun weiter verfeinern. So könnte es sein, dass sich die ganz unterschiedlichen Vostellungen einzelner Personen über das wahre Muster in der Landschaft auf ideale Weise ergänzen und ein größeres Bild ergeben:    

Assoziationssprung: Aufgaben verschiedener Disziplinen in der Erkenntnis und Gestaltung der Welt

Bild 8: Zusammenfügen verschiedener Sichten

 
[13] Es könnte aber auch sein, dass ein rot-grün Blinder den Erzählungen der anderen über wundersame Muster schlicht keinen Glauben schenkt. Vielleicht ergibt die Landschaft eine große Fülle faszinierender Muster, je nachdem von wo aus man sie betrachtet. Wie dem auch sei, die Metapher soll jetzt auf das wahre Leben übertragen werden. Zwar hat der einzelne Mensch wahrscheinlich weder Zeit noch die Fähigkeit dazu hat, alle Aspekte aller Körper zu betrachten und sie auf hypothetische Muster hin zu untersuchen. Aber wahrscheinlich können wir unsere Sicht der Welt dadurch bereichern, dass wir die Sichten und Erfahrungen anderer Menschen in unsere Betrachtungen mit aufnehmen.   Glaubt ein "normaler" Mensch den Erzählungen von "übersinnlichen" Begebenheiten?
[14] Können wir so vielleicht den Effekt erklären, dass wir manche Leute partout nicht in ihren Einstellungen zu bestimmten Themen verstehen? Stellen wir uns jemanden vor, der eine überaus glückliche Kindheit in einer kleinen Stadt erlebte. Dort war die Welt rundum in Ordnung. Die Handwerker waren freundlich und zuverlässig, man kannte sich. Die Familie vermittelte Vertrauen und Liebe, das Kind wuchs als starke Persönlichkeit heran. Das Umfeld war glaubwürdig christlich und bürgerlich geprägt. Werte wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und ein gesundes Maß an Pflichterfüllung wurden nicht nur dem Worte nach hochgehalten, sondern als Selbstverständlichkeit gelebt. Das Vereinsleben funktionierte ausgezeichnet. Natürlich gab es Streitigkeiten aber im Groß und Ganzen lebte die Gemeinschaft vom Engagement der einzelnen Mitglieder.   <= Glückliche Kindheit
[15] Dieser Mensch hat also viele Dinge des Alltages so gesehen, dass sich Anstand und Ehrlichkeit auszahlen und dass sie auch eine Grundlage einer leistungsfähigen Gemeinschaft sind. Dieser Mensch hält dementsprechend nicht viel von Schwarzarbeit. Aus seiner Sicht schädigt sie das Gemeinwohl auf offensichtliche Weise. Sie kann bestenfalls in extremen Ausnahmesituationen entschuldigt werden. Dieser Mensch hat, in der Metapher der Raumkörper gesprochen, immer nur die gelbe Seite der Körper gesehen. Ein solcher Mensch wird vielleicht auf ganz selbstverständliche Weise die Existenz und Wirkungskraft kooperativer und gemeinsinnorientierter Einstellungen und Handlungsweisen wahrnehmen. Betrachtet er etwa das Thema Entwicklungshilfe, dann sieht er ohne große Mühe die guten Früchte solcher Tätigkeiten: Menschen wird aus unmittelbarer Not geholfen, Hilfsbereitschaft wird sichtbar gelebt, internationale Solidarität beugt Terrorismus und Gewaltherrschaften vor und so weiter. Ein solcher Mensch wird vielleicht ein Weltbild aufbauen, in dem die Chance durch gute Taten Verbesserungen zu erzielen eine zentrale Rolle spielt. Dieser Mensch erkennt "gelbe Muster" in der Welt.   <= Eine "gelbe" Sicht der Dinge: Gute Taten lohnen sich!

Einige Zeilen nach oben: die Metapher der Raumkörperlandschaft...

[16] Ein anderer Mensch nun wuchs in einer Kleinstadt auf, in der man früh lernt, dass der Ehrliche auch der Dumme ist. Die Vereine sind weitgehend ausgestorben und wurden von Fitness-Centren verdrängt, die ganz ohne ehrenamtliches Engagement auskommen. Dieses Kind bekam auf eindringliche Weise früh die Tricks und Kniffe der Lokalpolitik mit, da sein Vater zum einen im Stadtrat saß und zum anderen erfolgreicher Bauunternehmer war. In der Schule erlebte der Junge, wie dem Sohn eines engen Freundes des Schuldirektors wider alle Regeln das Sitzenbleiben erspart blieb, obwohl er nur schlechte Noten erzielte. Zudem erlebte er mehrfach, wie sein Vater gerichtlichen Streit mit Handwerkern austrug, weil diese pfuschten, Termine verschlampten und dann auch noch viel Geld verlangten. Kurzum: Für diesen Menschen ist es selbstverständlich, dass der Ehrliche der Dumme ist. Und er wird partout nicht jemanden verstehen, der freiwillig Schwarzarbeit vermeidet und damit weder sich selbst einen Gerfallen tut noch irgend jemanden damit spürbar nützt. Dieser Mensch hat, in der Metapher der Raumkörper gesprochen, immer nur die braune Seite der Körper gesehen. Und so interpretiert er auch andere Phänomene der Welt mit einem Braunfilter in der Wahrnehmung und baut sich aus diesem Blickwinkeln sein Weltbild auf. Im Bezug auf Entwicklungshilfe dürfte es für ihn offensichtlich sein, dass die eigentlichen Nutznießer korrupte Beamten in den Empfängerländern sind. Darüberhinaus wird er - aus eigener Erfahrung und Anschauung - erkennen, dass Entwicklungshilfe jegliche Eigeninitiative der Empfänger unterdrückt. Wenn dieser Mensch in den Nachrichten Meldungen über veruntreute Gelder einer Entwicklungshilfeorganisation oder über wirkungslos gebliebene Hilfeprojekte hört, so bestätigt ihn dies in seinem Weltbild. Ist das Weltbild ausreichend fest im Kopf dieses Menschen verankert, so wird er gegenläufige Informationen gar nicht mehr wahrnehmen oder als unbedeutende Abweichung von der Regel abtun.   <= Eine "braune" Sicht der Dinge: Die Ehrlichen sind die Dummen.

Einige Zeilen höher im Text: gleicher Körper, verschiedene Sichten...

Wie man zu Entwicklungshilfe steht, hängt sehr von dem gewählten Werte-Bezugssystem ab.Entwicklungshilfe in verschiedenen Wertesystemen

Mit Hilfe einer Versuchsreihe beweist ein Physiker, dass alle ungeraden Zahlen auch Primzahlen sind:

1: passt
3: passt
5: passt
7: passt
9: Messfehler
11: passt
13: passt

Die These, dass alle ungeraden Zahlen Primzahlen sind, hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, richtig zu sein.

[17] Nun liegen solche Erfahrungen des jeweils anderen durchaus noch im Bereich dessen was sich normale Menschen vorstellen können.    

[18] Wie aber verhält es sich mit den folgenden Erfahrungen:

  • Gotteserfahrungen
  • Nah-Tod-Erlebnisse
  • Déjà-vu-Erlebnisse
  • Schizophrenie
  • Drogenerfahrungen
  • Alleinige Weltumseglung
  • Erfolgreiches Mobbing als Opfer
  • Erfolgreiches Mobbing als Täter
  • Sieg in einem existenzbedrohlichen Machtkampf
  • Aktive Teilnahme an einem verlorenen Krieg
  • Öffentliches Eingeständnis einer schweren Schuld
  • Empfänger von großer menschlicher Solidarität
  • Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens
  In dem Buch "The Varieties of Religious Experience", geschrieben um 1900, berichtet der Autor William James über eine Fülle nicht mit Worten vermittelbarer Erlebnisse.

Steuert Mobbing kollektive Informationsflüsse?Mobbing und Kommunikation

Ich war Tot. Ein Naturwissenschaftler untersucht Nahtod-ErfahrungenBuchtipp: Günter Ewald über Nahtod-Erlebnisse

Drogenerfahrung "Bedeutung" als unmittelbare Wahrnehmungskategorie dürfte vielen Menschen eher fremd sein. und Schizophrenie Schizophrener ist in einer eigenen Wahrnehmungswelt gefangen. in der Erzählung von Aldous Huxley (um 1954)

[19] Welche unterschiedlichen Sichten auf die Welt werden Menschen haben, die verschiedene der oben aufgelisteten Erfahrungen gemacht haben? Wie wirken sich solche Erfahrungen auf die individuell entwickelten Erklärungsmuster der Welt, also auf persönliche Philosophien und ethische Haltungen aus?    
[20] Nachfolgend sind einige beispielhafte Phänomenmuster angedeutet, die man immer wieder als Teile persönlicher Lebensphilosophien in den Erzählungen einzelner Menschen erkennt. Die Beispiele sind teilweise bewusst so ausgewählt, dass zwar die Erkennbarkeit der Muster anerkannt werden muss, dass aber andere Sichten auf die Dinge in der Welt auch konkurrierende und widersprechende Muster zulassen.
   

[21] Menschen reagieren nur auf Zwang:

  • Schüler, die nur mit Notendruck lernen
  • Studenten, die erst dann zügig studieren, wenn das Studium zu teuer wird
  • Lehrlinge die erst dann arbeiten, wenn der Meister Stress macht
  • Autofahrer, die Geschwindigkeitsbegrenzung nur dann einhalten, wenn sie mit Kontrollen rechnen müssen
  • Kinder, die ihr Zimmer nur unter der Androhung von Fernsehverbot aufräumen
  • Ein Deutschland, das erst dann wirklich zu sparen versucht, wenn die Europäische Union Strafmaßnahmen androht
  • Ein Süd-Afrika, das die Apartheid erst auf internationalen Druck hin abschafft
  • Eine Sowjetunion, die ihr diktatorisches und imperialistisches Staatswesen erst nach einem ökonomisch verlorenen Rüstungswettlauf mit den USA aufgibt

All dies belegt: Menschen reagieren nur auf Zwang.


  <= Beispielhafte Muster in der Welt

In Nordrhein-Westfalen werden 2003/04 Studiengebühren eingefürt.

Deutschland erleidet 2003 ein Defizitverfahren der EU aufgrund ein zu hohen Neuverschuldung

Das System der Rassentrennung wurde um 1990 in Süd-Afrika abgeschafft.

[22] Jeder ist sich selbst der nächste:

  • Bewerben sich drei alte Studienkumpels als Absolventen auf die gleiche Arbeitsstelle, dann werden auf einmal keine Tipps und Tricks mehr ausgetauscht wie früher bei Klausuren.
  • Arbeitnehmer in einem festem Arbeitsverhältnis verzichten nicht freiwillig auf gut bezahlte Überstunden, um dadurch vielleicht Arbeitslosen eine Chance zu geben.
  • Die Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten wurden 1945 im Westen nicht unbedingt freundlich empfangen, wenn es um die Zuteilung von Wohnraum ging.
  • Wenn im Supermarkt eine neue Kasse aufgemacht wird, dann wird geschubst und vorgedrängelt, ganz egal wer in den alten Schlangen vorne oder hinten stand. Die Anständigen stehen dann ganz hinten an.
  • Wenn ein Zug an einem vollem Bahnsteig mit vielen wartenden Reisenden einfährt, dann versucht jeder zu drängeln. Wer sich nicht vordrängelt, kann nachher in den Gängen einen Platz suchen.
  • Wenn ein starker Chef einen liebenswerten Kollegen aus dem Arbeitsverhältnis hinausmobbt, dann schreitet niemand unter Gefährdung seiner eigenen Position ein.
  • Wird ein großes Projekt im Berufsleben ein Mißerfolg, dann lädt man die Schuld gerne auf einzelne Sündenböcke.
  • Jeder macht Müll. Aber niemand will einen Müllplatz oder einer Müllverbrennungsanlage an seinem Ort haben.
  • Wenn es ans Erben - sprich um Geld - geht, zerbrechen die besten Familien.

Das alles belegt, dass der Mensch auf egoistische Weise sich selbst der nächste ist.


 

In den 1990er-Jahren forderten die Gewerkschaften immer wieder den Abbau von Überstunden, um neue Arbeitsplätze zu schaffen.

[23] Der Mensch ist ein kooperatives Gemeinschaftswesen:

  • Sehr viele Menschen engangieren sich ehrenamtlich in Sportvereinen, im Sozialbereich, als Wahlhelfer oder in politischen Parteien.
  • Große Katastrophen wie etwa die Flussüberschwemmungen im Sommer 2002 in Deutschland brachten große Solidaritätsleistungen (Spenden, Arbeitseinsätze) hervor.
  • Älteren und erkennbar kranken Menschen wird in überfüllten Bussen meist unaufgefordert ein Platz angeboten.
  • Es hat sich auf der Arbeit noch immer jemand gefunden, der freiwillig die Weihnachtsfeier organisierte.

Das alles belegt, dass der Mensch von Natur aus ein kooperativ eingestelltes Gemeinschaftswesen ist.


   

[24] Bürokratie lähmt jede Initiative:

  • Die ehemaligen Planwirtschaften im sozialistischen Ostblock haben bis 1989 eindrücklich bewiesen, dass bürokratische Gängelei individuelle Initiative unterdrückt.
  • Wer schon einmal versucht hat, einen Handwerksbetrieb zu gründen, weiss wovon die Rede ist.
  • Bevor man versucht, den ganzen Regelungswust (Denkmalschutz, Bauantrag, Zuschüsse, Brandschutz, Vergütungszusagen etc.) um die Installation einer Solaranlage auf dem Hausdach zu verstehen, lässt man es lieber ganz.
  • Behörden waren die letzten, die moderne Computertechnologie in ihre Arbeitswelt hinein ließen.
  • Bevor man wieder umständlich ein vorgerichtliches Schiedsverfahren anleiert, verzichtet man lieber auf seine berechtigten Forderungen gegenüber einem nachlässigen Handwerksbetrieb.

Das zeigt deutlich, dass Bürokratie Initiativen lähmt.


  In Unternehmen gibt es ein Zentralbüro, keine Pressefreiheit, starre Soll-Vorgaben...Sind auch Großunternehmen sozialistiche Planwirtschaften?

Wolfgang Clement (SPD) will als Bundesarbeitsminister im Jahr 2003 ein Gesetz zum Abbau von bürokratischen Hindernissen bei Unternehmensgründungen durchsetzen.

Der Stil von Behörden hat oft einen Zweck und sollte nicht mit echtem Schlendrian verwechselt werden.Eine andere Sicht: Über die missverstandene Beamtenkultur

[25] Der freie Markt wirkt zerstörerisch:

  • Die Kräfte des freien Marktes führten dazu, dass die atlantischen Fisch- und Walbestände im 20. Jahrhundert dramatisch dezimiert wurden und Teilbranchen der Fischereiindustrie selbst daran zugrunde gingen.
  • Einzelne Kohle-, Gas- oder Ölunternehmen würden niemals von sich aus auf eine Förderung fossiler Brennstoffe verzichten und dadurch auf Gewinn verzichten. Dies aber zerstört das jetzige Klima auf der Erde.
  • In Kalifornien gab es Ende um die Jahrtausendwende ein Stromknappheit, weil es sich für die Stromversorger nicht zahlte, die Stromversorgung sicher zu stellen.
  • Im freien Marktgeschehen werden mächtige Unternehmen immer ein Monopol anstreben. Sich selbst überlassen endet der freie Markt immer in einer Monopolwirtschaft. Er zerstört sich selbst.
  • Wird die menschliche Arbeitskraft als Gut auf einem freien Markt aufgefasst, so führt dies früher oder später zu massenhafter Verelendung (Manchester Kapitalismus).
  • Die erzwungene Einführung von marktwirtschaftlichen Prinzipien in Ländern der Dritten Welt führt meist zu einer Verelendung der Bevölkerung und dann zu einer Festigung von Diktaturen. Dies sehen heute sogar Weltbank und internationaler Währungsfond ein.
  • Als in den 1990er-Jahren der englische Bahnverkehr privatisiert wurde stieg die Anzahl schrecklicher Unfälle dramatisch an. Eine direkte Folge der Privatisierung.

All dies zeigt eindrücklich die zerstörerische Kraft freier Märkte auf.


  Um 2000 gibt es kaum mehr Kabeljau, in Neufundland leidet die Fischerei sehr unter Überfischung

Buchtipp: Of Whales and Men. Von R. B. Robertson, 1956. Eine nostalgische Schilderung der Walfangindustrie.

Der volle Buchtitel und Kurzbeschreibung von Engels Werk...Friedrich Engels beschrieb um 1845 eindrücklich die Verelendung der Arbeiter in England.

[26] Der freie Markt ist die effizienteste Form von Bedürfnisbefriedigung:

  • Die westlichen Demokratien setzten im 20. Jahrhundert auf mehr oder minder freie Märkte als Teile ihrer Gesellschaftssysteme. Diese Länder zeichnen sich heute durch den höchsten Wohlstand in internationalen Vergleichen aus.
  • Als in den 1990er-Jahren die Telekommunikationsbranche der ehemaligen Deutschen Bundespost privatisiert wurde, da sanken die Telefongebühren dramatisch, zum Vorteil der Verbraucher.
  • Als ehemals sozialistische Staaten mit Planwirtschaft die Marktwirtschaft einführten, stieg der Wohlstand in der Bevölkerung sichtbar an.

Offensichtlich sorgen die Marktmechanismen für Effizienz.


   

[27] Neue Technologien zerstören Arbeitsplätze:

  • Im 15. und 16. Jahrhundert führte die Ausbreitung des Tuchhandels zu einer Vermehrung der Schafzucht auf Kosten nahrungsmittelproduzierender Betriebe. Es kam zu einer Massenverelendung.
  • Die Entwicklung und Verbreitung von Webmaschinen führte im frühen 19. Jahrhundert zu Massenarbeitslosigkeit (Weberaufstand in Schlesien).
  • Die Erfindung der Kautschuksynthese hat den gesamten Industriebereich der natürlichen Kautschukgewinnung aus tropischen Bäumen vernichtet (~ erster Weltkrieg).
  • Computer haben von 1985 bis 2000 unzählige Arbeitsplätze in der Verwaltung vernichtet.
  • Bald werden vielleicht Computer LKW-Fahrer ersetzen.

Dies sind nur einige Beispiele die zeigen, dass neue Technologien Arbeitsplätze zerstören.


  Der volle Buchtitel der "Utopia" des englischen Katholiken Thomas Morus (1516)Thomas More beschreibt um 1516 eindrücklich, wie der Aufschwung der Schafzucht zu Massenverelendung in England führte.

Mannlose LKWs im Einsatz auf Firmengelände2002: Die entwicklung mannloser LKW-Steuersysteme

[28] Neue Technologien schaffen neue Arbeitsplätze:

  • Die Erfindung der Eisenbahn führte im 19. Jahrhundert wesentlich zur Entstehung einer Tourismusbranche bei, die es vorher so nicht gab.
  • Die Erfindung des Flugzeugs brachte die Berufe des Piloten, der Mechaniker, Stewards, Stewardessen, der Flight-Controller hervor und ist heute die Grundlage einer blühenden Tourismus-Industrie.
  • Vor der Erfindung und Verbreitung der Computer arbeitete niemand als Softwareentwicklung, Tester, Hardwarelieferant, Trainer, Systemadministrator, Webdesigner und so weiter.
  • Vor der Entwicklung kleiner, leichter Funkttelefone arbeitete niemand als Verkäufer von Händis oder in der Entwicklung von Internetdienstleistungen für Funktelefone.
  • Zigtausende von Forschern sind an der Entwicklung neuer Softwaresysteme beteiligt: Virtuelle Realität, Künstliche Intelligenz, Spiele etc.

Diese Beispiele zeigen, wie sehr neue Technologien an der Schaffung neuer Arbeitsplätze beteiligt sind.


  Visionäre Forschungsprojekte, gefördert durch die Europäische UnionBeispielhafte Forschungsprojekte aus dem Jahr 2002

[29] Das Schlechte in der Welt nimmt beständig zu.

  • Die Umweltzerstörung nimmt zunehmend dramatische Ausmaße an: Rückgang der Gletscher, Wasserknappheit in Orient, Pflanzengift in Pinguinen, Abholzung der Regenwälder, lecke Ölpipelines in Sibirien und so weiter.
  • Kriege fordern immer mehr Tote: Die beiden Weltkriege, Korea, Vietnam, Ruanda, Yugoslawien...
  • Der Überwachungsstaat wird immer stärker: Überwachung von Emails, Rasterfahndung, Chips zur Standortverfolgung unter der Haut und so weiter.
  • Die Anzahl der unterernährten Menschen auf der Welt nimmt beständig zu.
  • Flüchtlinge nehmen zu und sie werden entwürdigend behandelt.
  • Der Terrorismus wird zu einem bleibenden Phänomen in der Welt.
  • Lärmender Autoverkehr verbreitet sich immer mehr. Es werden fortlaufend neue Straßen gebaut.
  • Die Jugend wird immer dümmer. Wer kann heute noch Goethe oder Hölderlin zitieren oder vernünftig kopfrechnen?

Dies zeigt, dass die Welt immer schlechter wird.


  Die Presse meldete für 2001 vor allem Katastrophen...2001: Zeitungsartikel zum Thema Klimawandel

Immer mehr Katastrophen als Titel eines Artikels2001: Aachener Nachrichten

Werden überwachungsstaatliche Instrumente bald unseren Alltag durchdringen?2001: Staatliche Überwachungstätigkeit nimmt zu.

[30] Das Gute in der Welt nimmt langsam aber beständig zu.

  • Kaum ein Mensch muss heute noch an der Pest oder Pocken sterben.
  • Das Auftreten marodierender Söldnertruppen, wie etwa im 30-jährigen Krieg üblich, wird auf immer weniger Gegenden in der Welt beschränkt.
  • Firmen nehmen zunehmend ethische Grundsätze in ihre Leitbilder auf (z. B. der Ölkonzern Shell)
  • Immer mehr Menschen sprechen Fremdsprachen und interessieren sich für fremde Kulturen.
  • Die Belastung durch Industrieabgase und Wasserverunreinigungen ist in Europa seit 20 Jahren deutlich sichtbar zurück gegangen. Lachse kehren in viele Flüsse zurück.
  • Sklaverei ist heute international und einhellig geächtet. Noch 1862 kämpften die amerikanischen Südstaaten für ein Recht auf Sklaverei und in der Antike war Sklaverei eine Selbstverständlichkeit.
  • Viele Institutionen verdienen heute ihr Geld mit verantwortungsvoller Technikfolgenabschätzung (technology assessment), ein Tätigkeitsfeld das es 1960 noch gar nicht gab.
  • Immer mehr Städte werden verkehrsberuhigt. Die Wohnqualität in den Städten steigt wieder an.
  • Der Tierschutz ist seit 2002 in das deutsche Grundgesetz aufgenommen und Methoden nachhaltiger Landwirtschaft setzen sich immer weiter durch.

Dies sind nur einige Beispiele dafür, dass sich das Gute in der Welt zunehmend durchsetzt.


  Stock zeigt viele Beispiele, dass die Welt nicht schlechter wird: voller Buchtitel.1993: Einen eher zuversichtlichen Grundtenor vertritt Gregory Stock in seinem Buch "Metaman".

Buchtipp zum Schrecken des 30-jährigen Krieges: Hermann Löns: "Der Wehrwolf" (geschrieben 1909)

[31] Alles ist durch Naturgesetze geregelt und vorherbestimmt.

  • Früher dachte man, die Götter schleuderten Blitze durch den Himmel. Heute weiss man, dass es sich um elektrische Phänomene handelt.
  • Man sieht im Alltag keine Wunder geschehen: Steine fallen nach unten und Wasser kocht normalerweise bei etwa 100 °C.
  • Kausalität als Arbeitshypothese der Naturwissenschaften hat erstaunliche Erkenntnisse hervorgebracht. Da muss etwas dran sein.
  • Ich fühle mich oft wie der Zuschauer meiner eigenen Handlungen. Anscheinend funktioniere ich wie ein mechanistisches Räderwerk.
  • Psychische Krankheiten lassen sich immer öfter als Wirkung genetischer Defekte erklären. Auch Gehirne funktionieren nach Gesetzmäßgigkeiten.
  • Die gesamte Gefühls- und Wahrnehmungswelt kann durch Chemikalien in kleinsten Dosen grundlegend verändert werden (Drogen, Psychopharmaka).
  • Die Naturgesetze verbieten es, dass ein Mensch zu Fuß über Wasser läuft. Und in der Tat wurde es auch noch nicht zuverlässig beobachtet, dass dies jemanden gelingt.

Dies zeigt, dass wahrscheinlich alles in der Welt dem Gesetz von Ursache und Wirkung entspricht.

  Das Weltbild der klassischen Physik war eher materialistisch.Der Materialismus als Weltanschauung

Yerbury Dent glaubte fest an die alleinige Gültigkeit von Kausalität.1936: Yerbury Dent über die Grundlagen der Wissenschaft

[32] Der Mensch hat einen von Naturgesetzen freien Willen.

  • Schon Platon hat die Fragwürdigkeit einer rein kausalen Sicht der Dinge offenbart.
  • Es ist offensichtlich - evident -, dass ich selbst darüber entscheide, wohin ich in Urlaub fahre. Das hat nichts mit Physik oder Biologie zu tun.
  • Was sollen denn Begriffe wie Schuld, Verantwortung, Kreativität und Sünde bedeuten, wenn der Mensch bloß ein Roboter wäre?
  • Eine Welt ohne freien Willen der darin Lebenden wäre wie ein Kinofilm. Welchen Sinn sollte das machen?

Es ist offensichtlich, dass es in der Welt einen freien Willen geben muss.


  Zitat aus dem Phaidon, einem der platonischen DialogeUm 400 v. Chr.: Platon über den freien Willen

Freier Wille und Quantenphysik (2002)Gedanken über die Freiheit des Willens und Quantenphysik

Zitate aus einem Buch des englischen Politikers Winston Churchill Winston Churchill über den freien Willen

[33] Das Schicksal greift steuernd in die Welt ein.

  • Mein alter Chef kündigte mir just dann, als ich tags darauf die Ausschreibung meiner jetzigen - sehr viel besseren - Arbeit fand: Ein Wink des Schicksals!
  • Irgend ein mir unbekannter Impuls drängte mich in ein Buchgeschäft hinein, als ich dies eigentlich gar nicht vorhatte. Ohne klare Zielvorstellung ging ich dort zügig in eine bestimmte Ecke und fand dort ein Buch, das mein Leben verändert hat. Das kann kein Zufall sein.
  • Ich hatte jahrelang nicht mehr an meinen alten Kumpel K. gedacht. Als er mir ohne erkennbaren Grund plötzlich in den Sinn kam, da ging kurz darauf das Telefon und meldete sich bei mir. Gibt es mehr, als nur die sinnlich wahrnehmbare Welt?

Es scheint klar zu sein, dass viele Ereignisse nur scheinbar zufällig sind.

  Irgend etwas greift hin und wieder in unsere Welt ein.Occasionalismus

Winston Churchill glaubte an Vorsehung (Burenkrieg, Süd-Afrika um 1900)Winston Churchill über Vorsehung

[34] Die Liste von Beispielen ließe sich leicht weiter fortführen. Sie soll zeigen, dass es in der realen Welt durchaus sehr viele erkennbare Muster gibt. Jedoch sollte man vorsichtig sein, diese all zu sehr zu verallgemeinern.    
[35] Oft ist es so, dass einzelne Fallbeispiele, je nach Blickwinkel, in ganz unterschiedliche Sichten und somit ganz unterschiedliche Erklärungsmuster passen.    
[36] Aus Aus der Sicht, dass die Kräfte eines freien Marktes für effiziente Bedürfnisbefriedigung stehen ist zum Beispiel auch der Niedergang einer privatisierten Industrie ein Indiz für Gültigkeit der eigenen Sicht. Denn wenn ein ehemals staatlicher Industriezweig, wie etwa die englische Steinkohlenindustrie, nach einer Privatisierung weitgehend verschwindet, dann heisst das ganz einfach, dass es für die Produkte des betroffenen Bereiches keine Bedürfnisse gibt. Und keinen Aufwand in die Befriedigung nicht vorhandener Bedürfnisse zu stecken ist sicherlich effizient.   Einige Zeilen höher im Text: gleicher Körper, verschiedene Sichten...
[37] Aus der Sicht, dass die Kräfte des freien Marktes zerstörerisch wirken freilich ist der Niedergang der englischen Steinkohlenindustrie in den 1980er-Jahren ebenfalls ein Beleg für die eigene Sicht. Mit den Bergwerken verschwanden ja nicht nur Arbeitsplätze sondern auch eine ganze Kultur. Ein ganzer Lebensbereich wurde zerstört.   Themenwechsel zu einer Phantasie: Tagebauspinnnen und Wattmangroven...Die englische Steinkohlenindsutrie wurde um 1984 weitgehend privatisiert.
[38] Nun, welche praktische Folgerung könnte man aus dem bisher Gesagten ziehen? Es sind ja keine bahnbrechenden oder besonders originellen Gedanken die hier dargelegt wurden. Es ist eher banal zu sagen, dass jeder Mensch seine eigene Sicht der Welt hat und dass diese sich nicht unbedingt mit den Sichten anderer Personen decken muss.   <= Nutzen dieser Betrachtungen
[39] Ein praktischer Nutzen der Metapher von den geometrischen Körpern könnte sein, dass man sich in Gesprächen öfters vergegenwärtigt, wie sehr man selbst und das Gegenüber durch solche Sichten geprägt sind. Und es kann Gespräche sehr viel interessanter machen, wenn man versucht, seine eigenen Sichten und die der Gesprächspartner zu erkennen anstatt den anderen davon zu überzeugen, dass er eine Sache falsch sieht. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung hierzu soll diese Seite beenden.    
[41] Ich unterhielt mich einmal mit einem ausgebildeten Philosophen über das Thema der Willensfreiheit. Ich äußerte zunächst die Hypothese, dass vielleicht alle Abläufe in der materiellen Welt kausal bestimmt seien, ein Zustand der Welt mithin eindeutig aus dem vorherigen Zustand hervorgehe. Mein Gesprächspartner akzeptierte diese Hypothese als denkbar.   <= Abschließendes Beispiel: Freier Wille
[42] Dann folgerte ich, dass dann natürlich auch der materielle Teil des Menschen dem Gesetz der Kausalität unterliege und der Zustand eines menschlichen Körpers - Gehirn, Zunge, Stimmbänder, Mimik und alles - eindeutig über Naturgesetze geregelt aus der Vergangheit resultiert. Auch diesem Gedanken schloss sich mein Gesprächspartner an.    
[43] Nun schloss ich damit zu hinterfragen, was denn ein Freier Wille in einer solchen Welt sein könne.    
[44] Mein Gesprächspartner verstand mein Problem nicht. Es sei doch offensichtlich, sagte er, dass es eine persönliche und freie Entscheidung sei, was man zum Beispiel abends esse, wen man sich zum Lebenspartner wählt oder welche Partei man wählt.    
[45] Ich erwiderte, dass dies doch dem Vorhergesagten widerspreche, was meinen Gesprächspartner sichtbar verwirrte. Ich sagte, die Welt kann doch nicht gleichzeitig vollständig durch allgültige Gesetzmäßigkeiten geregelt sein und gleichzeitig das Entstehen und Wirken eines Freien Willens zulassen.    
[46] Wir kamen zu keinem gemeinsamen Ergebnis, doch stellte ich später fest, dass für Geisteswissenschaftler die Unvereinbarkeit einer naturgesetzlich vollständig geregelten Welt und eines freien Willens sehr viel weniger zwingend ist als für Ingenieure oder Naturwissenschaftler.    
[47] In welche Argumentations und Denkmuster müssen die folgenden beiden Aussagen eingebunden sein, wenn man sie gleichzeitig als wahr akzeptieren will: 1) Die materielle Welt ist vollständig determiniert 2) Der Mensch hat einen freien Willen?    
[48] Es ist hier fruchtlos, in so einer Situation auf seinem eigene Standpunkt zu beharren. Viel anregender und aufregender ist es, nach unbewussten, eigenen Denkmustern zu suchen und diese zu hinterfragen um letztendlich vielleicht Muster zu entwickeln, die für Geisteswissenschaftlicher offensichtlich sind.    
[49] Der Park aus geometrischen Körpern ist wahrscheinlich sehr groß und er zeigt aus allen möglichen Blickwinkeln ganz unterschiedliche Muster. Bescheidenheit aus seiner beschränkten Einsicht heraus alle Muster erkennen zu können ist sicher angebracht.    

Eine Ebene höher // Zwei Ebenen höher

 

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