Großunternehmen als
biologische Organismen? Schon lange werden
menschliche Gesellschaften oder Teile davon mit Lebewesen
verglichen. Verkehrsströme sind Blutzellen in Adern,
Kraftwerke sind Mitochondrien, Mülldeponien und Abgase
sind die Fäkalien, Regierungen entsprechen den Köpfen
und so weiter. Seit der Entstehung des Internets werden
diese Analogien um die Metapher des digitalen
Nervennetzes bereichert. Eine große Zahl von
Autoren vergleicht das Internet als die Innvervierung
eines erwachenden globalen Superorganismus.
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neural companies: some ideas in English Hobbes Leviathan: the body as a metaphor for
human societies
Die Welt - ein Organismus? Diogenes Laertios /
Plutarch
A visual simile between organisms and companies
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Dieser Ansatz soll hier
reduziert werden auf denkbare Anwendungen
innerhalb eines Großunternehmens. Es gibt auf
der Welt eine Vielzahl von Unternehmen die gegeneinander
in ähnlicher Weise um begrenzte Ressourcen konkurrieren
wie biologische Organismen, und sie entwickelten
ähnliche Lösungen: Viele Organismen erlangten durch
eine intelligente Informationsverarbeitung einen
Evolutionsvorteil. Neuronale Netze in
Form von Nervennetzen sind dabei die "Betriebssystem"
welches bei allen Organismen eine "Hardware"
und das auffällige Ähnlichkeit aufweist:
Neuronen, Synapsen, elektrische Impulse, synaptische
Plastizität, Lernen durch Back-Propagation und so
weiter. Zunächst sollen auf dieser Homepage einige
solche grundlegenden Analogien aufgelistet werden.
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Aber auch die "installierte
Software" scheint einige wenige gemeinsame
Grundfunktionen aufzuweisen. Die Psyche des Menschen
findet sich bereits teilweise auf der Ebene von
Großunternehmen abgebildet. Einige weiterführenden
Analogien könnten aber gezielt zusätzlich implementiert
werden. Als Wegweiser stehen bereits heute einige
Theorien und Thesen zur Verfügung. Beispielhafte
Stichworte sind: "komplexe adaptive
Systeme", "Spieletheorie",
"Chaostheorie" und so weiter. Sollte
ein Großunternehmen emotionale Zentren besitzen? Ist die
Konkurrenz zwischen Abteilungen eher nützlich als
schädlich? Sollte das Informationsmanagement eines
Großunternehmens unternehmensweite Module zum Erinnern
und Vergessen aufweisen? Sollte ein Großunternehmen
gezielt einen "Phantasiegenerator"
installieren? Auch hierzu werden auf diesen Seiten einige
Beispiele angeboten. Unten sind einige Analogien des
obigen Bildes ausformuliert:
Die Nervenzellen eines
Gehirnes sind vor allem untereinander
vernetzt; das Verhältnis von eingehender zu
intern verarbeiteter Information ist sehr klein.
Die meisten Zellen beschäftigen sich mit den
Signalen anderer Zellen des Gehirns. |
Die Mitarbeiter der
Hauptverwaltung beschäftigen sich vor
allem untereinander mit sich selbst. Viele
Entscheidungen erfordern aufwendige
Abstimmungsprozesse. Jeder will mitreden, jeder
will informiert werden. |
Das Gehirn
koordiniert die Tätigkeiten der anderen Organe
zu einem sinnvollen Ganzen. Beine, Arme,
sensorische Aufmerksamkeit, Gedächtniszugriffe,
Halsmuskeln etc. müssen organübergreifend
gesteuert werden, um beispielsweise ein Flugzeug
sicher zu führen. |
Die Hauptverwaltung
eines Großunternehmens koordiniert das
Zusammenspiel aller Betriebe, Abteilungen,
Filialen und sonstiger Untereinheiten zu einem
sinnvollen Ganzen. Bei der Markteinführung eines
neuen Produktes etwa müssen unter anderem
"Forschung und Entwicklung",
"Marketing",
"Rechtsabteilung",
"Finanzwesen" (Kapitalbereitstellung!),
"Versicherungswesen" und
"Produktion" an einem Strang (und in
die gleiche Richtung) ziehen. |
Lunge, Herz,
Verdauungsorgane, Arme, Beine und so
weiter dienen vor allem der Umsetzung der im
Gehirn getroffenen Entscheidungen. Diese Organe
beschäftigen sich weniger mit sich selbst,
sondern vor allem unmittelbar mit der Umwelt. |
Produktionsbetriebe,
Vertrieb, Logistik, Niederlassungen im
Ausland, Betriebsräte, Projektteams vor Ort,
Konstruktionsabteilungen und derlei mehr setzen
die Strategien und Ziele der Hauptverwaltung um.
Diese "Organe" des Großunternehmens
setzen sich vorranging mit der Umwelt unmittelbar
auseinander; mit der Natur, mit Kunden, mit
Projektpartnern etc. |
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