Die Schwarmwelt und Weichenereignisse

Anders als in der Schwarmwelt der klassischen Physik fliegen jetzt nicht Stahlkugeln unabhängig voneinander im Kasten umher, sondern „Quantenvögel“. Diese Vögel fliegen so ähnlich wie Wildtauben, das heißt sie bleiben meist in einem klar erkennbaren Schwarm zusammen, haben aber keinen klaren Anführer. Jede Taube für sich hält sich zwar im Groß und Ganzen an die Richtung des Schwarmes, fliegt aber immer wieder kleine scheinbar zufällige Eskapaden. Irgendwie scheint der Schwarm als Ganzes seine Richtung aus den vielen kleinen Eskapaden seiner Mitglieder zu ermitteln. Lediglich kurzfristig scheinen einzelne Tauben einen besonderen Einfluss auf den restlichen Schwarm auszuüben.

Die Tauben sollen Quanten versinnbildlichen. Denn auch Quanten beeinflussen sich gegenseitig (Masse etwa zieht sich gegenseitig an), verhalten sich aber dennoch punktuell zufällig.

Die kleinen Eskapaden der Tauben sind Quantensprünge, die entweder absolut zufällig ablaufen können oder aber auch versteckt von einem Willen aus dem Jenseits beeinflusst sein könnten.

Wohin fliegen die Tauben in dem Kasten als nächstes? Steuert ein jenseitiger Wille das Diesseits, verborgen hinter einer Art Scheinzufälligkeit?

Unbeeinflusst zieht der Taubenschwarm seine Bahn. Gesteuert von einem Zufallsgenerator machen die einzelnen Tauben ihre persönlichen Eskapaden, mal brechen sie etwas nach links, rechts, oben oder unten aus, mal fliegen sie etwas schneller, dann wieder etwas langsamer. Im großen Mittel bevorzugen sie dabei keine Richtung für ihre Spielereien. Sie sehen bloß zu, daß sie stets mit ihren Nachbarn möglichst in eine Generalrichtung fliegen. An den Wänden prallen sie mehr oder minder nach der Regel „Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel“ ab.

Entsprechend fliegt der Schwarm pur nach Zufall durch seine Kastenwelt. Beobachtet man ihn über einen langen Zeitraum, wird er keinen Platz im Kasten bevorzugen.

Zu jedem Zeitpunkt gibt es einige Tauben, die den Schwarm besonders stark zu beeinflussen scheinen. Mehr zu einer göttlichen Beeinflussung der Welt...

Links im Bild fliegt der Schwarm von unten rechts nach oben links und wird gleich an die Ecke prallen. Der griechische Gott versinnbildlicht einen freien Willen und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Tauben möglichst überwiegend in der linken Seite des Kastens zu halten. Nachdem er den Schwarm eine lange Zeit beobachtet hat, weiß er, daß die jeweils vorderen Tauben einen übermäßigen Einfluß auf das Verhalten des Schwarmes haben. Also versucht er vorzugsweise deren Entscheidungen im Sinne von Weichenereignissen zu steuern.

Die Taube ganz oben links kann auf verschiedene Weisen von den Wänden abprallen. Das Zufällige in ihrem Verhalten läßt viele Wege offen. Zwei schwarze Linien mit Pfeilspitzen am Ende zeigen nur zwei der Möglichkeiten an. Um die eine oder die andere Möglichkeit zu bevorzugen, muss unser Grieche der Taube nur einen kleinen Schnick nach links oder rechts geben und schon hat er mit einer guten Erfolgsaussicht den ganzen Schwarm beeinflusst. Und wählt er den unteren Weg, bleibt der Schwarm etwas mehr links im Kasten, was ja dem Ziel des Griechen entspricht. Bleibt der Grieche beharrlich bei der Sache, kann er bewirken, daß sich der Schwarm stark überwiegend links aufhält.

Um den Wahrscheinlichkeitscharakter aller Ereignisse nicht zu gefährden, wird er für jeden Schnick einer momentan wichtigen Taube einer weniger wichtigen Taube einen entgegengesetzen Schnick erteilen.

Geht der Grieche dabei halbwegs geschickt vor, dürfte es für einen Aussenstehenden der nur die Folge der Geschwindigkeits- und Richtungsänderungen der Tauben vorgelegt bekommt einigermassen schwierig sein, die Beeinflussung zu erkennen. Aber der Unterschied ist deutlich. Unbeeinflusst bevorzugt der Schwarm keinen Platz im Kasten, beeinflusst bevorzugt er eindeutig die linke Hälfte. Das ist Emergenz. Das Auftreten eines Phänomens, das sich aus den Naturgesetzen alleine nicht ergibt.

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