Wie das Selbst sein Gehirn steuert

   
Titel: Wie das Selbst sein Gehirn steuert
Titel der englischen Originalausgabe: How the Self Controls its Brain
Autor: John Eccles
Verlag: Piper GmbH & Co. KG, München
ISBN: 3-492-22286-2
Erscheinungsjahr: 1994
Seitenzahl: 281

   
Der neuseeländische Neurophysiologe John Eccles vermutet, daß der selbstbewußte Geist - das Selbst - als immaterielles Feld in Analogie zu Wahrscheinlichkeitsfeldern der Quantenphysik direkt auf Ereignisse der materiellen Welt Einfluß nehmen kann. Eccles ist allerdings kein Anhänger sogenannter panpsychischer Theorien, die jeglicher Materie ein Mindestmaß an psychischen Qualitäten zuspricht. Ein Vertreter dieser Richtung wäre etwa der Jesuit Teilhard de Chardin. Eccles glaubt vielmehr, daß der Geist gezielt in Wechselwirkung mit genau benennbaren Bereichen des Gehirns steht.

So vertritt er aufgrund experimenteller Befunde an Split-Brain Patienten die Auffassung, daß nur die jeweils dominante Hirnhälfte bewußt erlebt. Das Selbst "scannt" in dieser Hirnhälfte dann sogenannte Module ab, von denen manche gerade für die Lesevorgänge des Bewußtseins offen sind, andere nicht.

Über die Beeinflussung von Quantenprozessen in den präsynaptischen Vesikeln von Nervenzellen verändert das Selbst die Wahrscheinlichkeit einer Ausschüttung von Transmitterstoffen an den Synapsen und darüber die Aktivitätsmuster bestimmter Hirnbereiche.

Eccles ist ein scharfer Gegener materialistisch-monistischer Weltanschauungen. In seinem Buch setzt er sich eingangs engagiert mit den folgenden Wissenschaftlern auseinander: J. P. Changeux, F. Crick, C. Koch, D. C. Dennett, G. M. Edelman, D. Hodgson, Roger Penrose, J. R. Searle, R. Sperry und Henry P. Stapp.

Eccles bezeichnet seine eigene Theorie als "dualistischen Interaktionismus".

Gott ist uns verborgen hinter einer Schnittstelle aus Quasi-Zufälligkeit? Themensprung: die Mystik des Bewusstsein...
Dualisistischer Interaktionismus?

Die folgenden Zitate dienen zur Charakterisierung von Eccles sehr detaillierter Theorie.

  Literaturliste über Religion und die modernen NaturwissenschaftenLiteraturliste Geist-Körper Problem

Literaturliste über Religion und die modernen NaturwissenschaftenBuchvorstellung und Zitate von Popper und Eccles Buch "Das ich und sein Gehirn"

Zitate aus Huxley`s Buch "Die Pforten der Wahrnehmung" (The Doors of Perception), 1953Aldous Huxley über religiöse Erfahrungen über das Ich infolge einer Einnahme von Mescalin

Zitate aus dem Buch "Vom Wunder der Seele" (Seelengrund)Meister Eckhart über das Ich im mystischen Angesicht Gottes

Eine philosopische Hausarbeit über Platons Ideenlehre und die QuantenphysikJohn Eccles, Quantenphysik und Platons Ideenlehre (2001)

Was hat Quantenphysik mit Holismus zu tun? Abstract eines FachartikelsHolismus in der Quantenphysik

Extrakte aus einem Artikel der ZEIT vom 7. März 2002Namen im Zusammenhang mit "Neurotheologie"

Eccles Ablehnung des Materialismus, Seite 12:
Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben dieses Buches, den Materialismus herauszufordern, vom Thron zu stoßen und das geistige Selbst als Herrscher im Gehirn wiedereinzusetzen.

Quantenphysik und Neokortex, Seite 14:
Wesentlich ist, daß Beck - ausgehend von ausgezeichneten Struktur- und Funktionsuntersuchungen der mikroskopischen Schlüsselorte des Neokortex (Akert, Fleischhauer, Peters, Redman und Mitarbeiter) - die Hypothese der Wechselbeziehung zwischen Geist und Gehirn mit Hilfe der Quantenphysik erklärt, ohne gegen die Erhaltungsgesetze der Physik zu verstoßen.

Sherrington über die Personalität des Ichs, Seite 15:
Jeder Tag unseres Lebens ist eine Bühne, die zum guten oder schlechten - in einer Kompdie, Farce oder Tragödie - von einer "dramatis persona" beherrscht wird: dem "Selbst". Und so wird es bleiben, bis der Vorhang fällt. Dieses Selbst ist Einheit. Seine ständige Präsenz in der Zeit - manchmal kaum unterbrochen vom Schlaf -, seine unveräußerliche "Innerlichkeit" im sinnlichen Raum, seine Beständigkeit in der Art, die Dinge zu sehen, und die Privatheit seiner Erfahrung machen gemeinsam seine einzigartige Existenz aus... Es betrachtet sich selbst als Eines, andere betrachten es als Eines. Es wird als Eines angesprochen, mit einem Namen, auf den es hört. Gesetz und Staat legen es als Eines fest. Es selbst sowie Gesetz und Staat identifizieren es mit einem Körper, von dem sie alle übereinstimmend sagen, daß er mit ihm ein Ganzes bildet. Kurz gesagt, nach nie bezweifelter und in Frage gestellter Überzeugung ist es Eines. Die Logik der Grammatik bestätigt dies durch ein Pronomen im Singular. Die ganze Vielfalt des Selbst geht in einer Einheit auf (Charles Sherrington, 1947)

Kernaussage des dualistischen Interaktionismus, Seite 27:
Die wichtigste Aussage des dualistischen Interaktionismus lautet, daß Geist und Gehirn eigentständige Entitäten sind - das Gehirn befindet sich in Welt 1 und der Geist in Welt 2 - und daß sie über die Quantenphysik eine Wechselbeziehung aufnehmen, wie in den Kapiteln 6, 9 und 10 beschrieben und in den Abbildungen 9.5 und 10.2 dargestellt wird.

Über die Entbehrlichkeit des Phänomens Bewußtsein, Seite 27:
...gibt es nirgendwo in den Gesetzen der Physik oder in denen der von ihr abgeleiteten Wissenschaften Chemie und Biologie einen Hinweis auf Bewußtsein oder Geist.

Quantenphysik und Exozytose:
...zeigt die Anwendung der Quantenphysik auf die Ultra-Mikrostruktur und Funktionsweise des Gehirn (Neokortex) in Kapitel 9 dieses Buchs, daß eine mentale Tätigkeit die neuronalen Reaktionen verstärken könnte, indem sie die Quantenwahrscheinlichkeit durch Exozytose erhöht, ohne mit den Erhaltungssätzen der Physik in Konflikt zu geraten (Beck und Eccles 1992). Somit läßt sich die dualistische Interaktion jetzt im Prinzip erklären.

G. M. Edelman über die Relation von Erregungsmustern und Bewußtseinszuständen, Seite 63:
Viele unterschiedliche Gehirnzustände können zu einem einzelnen bewußten Zustand führen.

Roger Penrose über Interaktionismus, Seite 73:
Es scheint als hätten wir im "Geist" (oder vielmehr im"Bewußtsein") ein nicht-materielles "Ding", das einerseits von der Welt der Materie hervorgebracht wird und andererseits diese materielle Welt beeinflussen kann.

Henry Stapp: Bewusstsein und Quantenphysik, Seite 89 und 90:
Ein bewußter Gedanke ist ein wirkliches Objekt, das eine essentielle Einheit aufweist. Er ist nicht nur eine Summe einfacherer Bestandteile. Er ist seinem Wesen nach ein ganzes Objekt.
In der klassischen Physik ist es nicht möglich, etwas zu schaffen, das essentiell mehr als die Summe seiner Teile ist. Aber ein Quantenzustandsereignis hat genau dies zur Folge: Es erschafft einen neuen Zustand, indem es verschiedene Aspekte eines früheren Zustands erfaßt und zu einem neuen ontologischen Ganzen komibniert. Die Verfügbarkeit integrativer Zustandsereignisse dieser Art ist einer der beiden Hauptgründe dafür, weshalb man sich der Quantentheorie zuwenden muß, um die Verbindung zwichen Geist und Gehirn rational schlüssig zu verstehen: die reduktionistische Naturvorstellung der klassischen Physik ist von ihrer inneren Logik her nicht für die Aufgabe geeignet, essentiell vereinigte, bewußte Gedanken zu erklären.
Der zweite Hauptgrund, weshalb wir uns der Quantenphysik zuwenden müssen, ist der, daß in der klassischen Physik bekanntlich kein rationaler Platz für Bewußtsein ist - sie ist bereits vollständig. Die physikalische Welt enthält nach Maßgabe der klassischen Physik nichts außer den verschiedenen Partikeln und Feldern, deren Eigenschaften innhalb der Theorie restlos bekannt sind. Es gibt innerhalb dieses Begriffsgebäudes keinen logischen Platz für eine Entität einer anderen Art, wie etwa Bewußtsein - wenn Bewußtsein überhaupt in die Theorie eingebracht wird, dann muß dies einfach "per Hand" geschehen statt aufgrund des logischen Aufbaus der Theorie.
Die logische Situation in der Quantentheorie ist völlig anders: Dort besteht eine absolute logische Notwendigkeit für etwas anderes - wie etwa Bewußtsein.

Präsynaptische Vesikelgitter, Seite 94:
Entscheidend ist, daß jede Synapse ein parakristallines, präsynaptisches Vesikelgitter aufweist, das die probabilitstische Freisetzung der quantalen Ausschüttung ermöglicht.

Das Versagen der künstlichen Intelligenz, Seite 96:
...Jedoch wird dieser Fortschritt durch den Glauben behindert, daß das Gehirn eine superkomplexe elektronische Anlage darstellt. Sie wird bei allen Forschungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, der neuronalen Netze und der Robotermodelle untersucht, wie sie Minsky, Moravec, Edelman und Changeux anstellen. Ich halte dies für einen großen Fehler...

Margenaus Charakterisierung von Geist, Seite 118:
Man kann den Geist als Feld im anerkannten physikalischen Sinn dieses Wortes betrachten. Aber er ist ein nicht-materielles Feld; seine engste Analogie ist vielleicht ein Wahrscheinlichkeitsfeld.

Interaktionismus und Vesikelgitter, Seite 124:
Nach der dualistisch-interaktionistischen Hypothese (Kapitel 1.4, 2.2) bietet das präsynaptische Vesikelgitter die Voraussetzung dafür, daß der mentale Vorsatz absihtlich die Warhscheinlichkeit seiner synaptischen Freisetzung verändert.

Der Zufall überlagert die Wirkung des Geistes, Seite 124:
Somit hängt die Zuverlässigkeit, daß ein metnaler Vorsatz wirksam wird, von der Integration der zufälligen Ereignisse an einer Vielzahl von präsynaptischen Vesikelgittern an dem betreffenden Neuron ab.

Geist und Wahrscheinlichkeitsfelder, Seite 130:
Wir können nur vermuten, daß mentale Ereignisse - die in der Art, wie Margenau (1984) es postuliert hat, als Feld wirken - Modifizierungen der räumlich-zeitlichen Aktivität eines Moduls bewirken, indem sie die Wahrscheinlichkeit der Emission in vielen Tausenden aktive Synapsen verändern. Die Erhaltungsgesetze der Physik werden dabei nicht verletzt.

Sperry über das Holistische des Mentalen, Seite 131:
Sperry (1976) hat vermutet, daß mentale Ereignisse holistische, konfigurative Eigenschaften des Gehirnprozesses darstellen.

  Spekulationen über den Sinn des Universums Gibt es einen Weltprozess, auf den die Einflußnahme des Bewusstsein hin arbeitet?

Themensprung hin zu neuronalen Unternehmen, Unternehmen als lebende WesenHaben auch Unternehmen ein kollektives Bewusstsein?


   
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