Voraussetzungen für die Genetisierung
der Wirtschaft sind bereits heute vollzogen oder
aber zumindest ansatzweise erkennbar. Man sollte dies,
genauso wie auch die Vision selbst, nicht zu wörtlich
nehmen. Vielleicht entwickeln sich die Funktionalitäten
der zukünftig genetisierten Wirtschaft aus ganz anderen
Keimen heraus und vielleicht werden es auch gar nicht die
Investmentfonds sein, die eine so zentrale Rolle spielen.
Vielleicht wird ein internationales
Riesen-Ketten-Unternehmen (z. B: fast food) den Vorreiter
machen. Aber das ist eben auch nicht wesentlich. Es
werden nun nachfolgend einige denkbare Ansätze zur
Erfüllung der vier Voraussetzungen genetischer Evolution
in der Wirtschaft erwähnt:
- Gleicher Erfolgsmasstab:
alle an der Evolution beteiligten Individuen
müssen sich an dem gleichen Erfolgskriterium
messen lassen. Die zunehmende Globalisierung und
die immer deutlich werdende Allmacht des Kapitals
erzwingt, dass als einziges Unternehmensziel die
Kapitalrendite eine Rolle spielen wird.
Unternehmensziele wie die Sicherung einer
nationalen Rohstoffversorgung, ein sozialer
Auftrag, oder die Sicherung des eigenen
Unternehmensbestandes werden immer mehr an
Bedeutung verlieren.
- Kodierung des Bauplans: die
Merkmale eines Individuums sind kodiert und
dienen als Bauplan für die nächste Generation. Standardsoftware
wie etwa SAP definiert und standardisiert
präzise beschriebene Geschäftsprozesse. Ein
neues Unternehmen welches mit SAP arbeiten will,
wird diesbezüglich bereits per kodierten Bauplan
errichet.
Immer mehr Unternehmen legen ihre
Personalstrategie, ihre Marktabsichten oder etwa
ihre "Unternehmenskultur" in Unternehmensleitlinien
fest.
ISO 9000 und die Öko-Audit Verordnung sind
andere Beispiele für eine übertragbare
Kodierung von Unternehmensmerkmalen.
- Erfolg = Vermehrung
erfolgsbeteiligter Merkmale: Die Anzahl der
an die nächsten Generation weitergegeben
Merkmale hängt von dem eigenen Erfolg ab. Hier
sehe ich gegenwärtig eher die gegenteilige
Tendenz verwirklicht: Anstatt neue
wirtschaftliche Einheiten mit den Merkmalen
bisheriger Erfolgsträger auszustatten, ist das
Ergebnis wirtschaftlichen Erfolges vor allem die
Fusion mit anderen Unternehmen. Dies mag vor
allem mit der erst kürzlich in voller
Radikalität eingesetzten Globalisierung
zusammenhängen und in einigen Jahrzehnten seinen
Abschluss finden. Man wird dann erkennen, dass
eine Fusion nicht zwangsläufig zu mehr
Wirtschaftlichkeit führt. Jede Fusion bedingt
nämlich vollkommen neue Unternehmensstrukturen
und -abläufe womit zwangsläufig einige der
alten erfolgsfördernden Merkmale der
Fusionspartner über Bord geworfen werden.
Momentan könnte das Prinzip "Vermehrung bei
Erfolg" am ehesten von Kettenunternehmen
verwirklicht werden. Einzelhandels- oder
fast-food-ketten eröffnen bei Erfolg
einfach neue Filialen und übernehmen dabei
weitestgehend die Merkmale der alten Filialen.
Man lasse diesbezüglich einige Kettenunternehmen
vor das geistige Auge treten: Aldi, Edeka,
Shell-Tankstellen, Schlecker, McDonalds, Burger
King und so weiter.
Ein bedeutender Schritt in Richtung
Genetisierung würde hier erfolgen, wenn
einzelne Merkmale definiert und bei der
Neugründung einer Filiale gezielt variiert
werden würden. Alte Filialen könnten
darüberhinaus in den Variationsprozess
miteinbezogen werden, indem auch sie erfolgreiche
Merkmale anderer Filialen zwangsweise übernehmen
müssen; total-Benchmarking sozusagen.
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- Variation: Genetische
Mechanismen sorgen für eine effektive Variation
kodierter Merkmale. Hier erkenne ich nur
zaghafte Ansätze im gegenwärtigen
Wirtschaftsleben. Vorsichtig könnte man das
Gebaren einzelner Investmentfonds oder
Grossunternehmen deuten: Über ihre Portfolio-Strategie
versuchen sie Beteiligungsunternehmen
"strategisch" zu bündeln und greifen
auch erheblich in deren Zielsetzungen ein. Ist
das Grossunternehmen nicht erfolgreich, gehen
Beteiligungen an andere Unternehmen über. In
vorsichtiger Deutung könnte man hier eine
Beteiligung als ein Gen auffassen und das oftmals
turbulente Kaufen und Abstossen von Beteiligungen
seitens der Grossunternehmen oder Investmentfonds
als "Rekombination".
Der Gedanke lässt sich noch fortspinnen, über
die stete Reduzierung von Unternehmen auf ihre "Kernkompetenzen".
Setzt man Kernkompetenz gleich mit einem Merkmal,
könnte sich aus einem extrem
"kernkompetenzreduzierten"
Kleinunternehmen eine Art
"Genunternehmen" bilden. Jedes
Kleinunternehmen steht für ein Merkmal (z. B:
Kompetenz für Instandhaltung bei Störung,
Kernkompetenz für agressive Werbung etc.) und
kann mit anderen Kleinunternehmen zu
Grossunternehmen (den Organismen) kombiniert
werden.
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Investmentfonds zwingt Bayer Konzern zur
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