Chronik einer Endomorphose, 27. Mai 2000

Zur Zeit liest man sehr viele Artikel in verschiedenen Zeitungen über die Möglichkeiten und Gefahren der Gentechnik. Daß man in naher Zukunft Menschen und alle sonstigen Lebewesen nach Plan wird bauen können, scheint inzwischen weitgehend anerkannt zu sein.

  • Aachener Nachrichten vom 27. Mai 2000, Seite 5:
    Streit um die Biomedizin: Gesundheitsministerin Fischer steht vor einem Dilemma: Ethischer Dammbruch: Organe aus der Genfabrik?
    Zitate aus dem Artikel: "Dürfen im Labor gezeugte Embryos vor der Verpflanzung in die Gebärmutter auf Gendefekte untersucht und aussortiert werden?" ... "Die Gegner Präimplantationsdiagnostik befürchten dagegen einen ethischen Dammbruch, der das Tor zur Züchtung qualitätsgeprüfter Babies nach Maß öffnet." ... "Horrorvision der Menschenzuüchtung"

Dieser Artikel ist typisch für den gegenwärtigen Grundtenor in der Auseinandersetzung mit der Gentechnik:

  1. Das gezielte Züchten von Menschen mit vordefinierten Eigenschaften wird als Schreckgespent akzeptiert (warum eigentlich?).
  2. Die Möglichkeiten einer begrenzten Anwendung im Dienste der Gesundheit wird als problematisch in der Abgrenzung zu Punkt eins erörtert.
  3. Grundsätzlich nicht oder kaum erörtert werden Anwendungen mit klar wirtschaftlichen oder militärischen Zielsetzungen. Ist dies ein Tabu-Thema?

Aber der Titel des Artikel in den Aachener Nachrichten deutet mit dem Schlagwort "etischer Dammbruch" sehr wohl an, worauf die Entwicklung hinauslaufen könnte: Hat man weitgehende Manipulationen am menschlichen Bauplan zu medizinischen Zwecken erst einmal akzeptiert, wird man aufgrund fehlender Abgrenzungskriterien schnell auch beim Klonen intelligenter Menschen aus sozialen Erwägungen und dem Züchten schmerzunempfindlicher Killersoldaten und dunkelliebender Bergleute angelangt sein. Und das ist dann erst der Anfang auf dem Weg zum Gehirn, welches von alleine in einer Schüssel wächst, ernährt von einem Blutersatz, und sich beim Wachsen von alleine mit Computern vernetzt...

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