Chronik einer Endomorphose, 23. Juli 2000

Familienurlaub auf Juist vom 6. Juli bis zum 22. Juli 2000.

Die nachfolgenden Erinnerungen an unseren Familienurlaub auf Juist dienen zweierlei. Zum Ersten sind sie natürlich ein einfaches Tagebuch für uns selbst. Zum Zweiten versuche ich aber auch Dinge zu erwähnen, die sich in den kommenden Jahren verändern könnten.

Inhalt: An- und Abreise per Bahn - An- und Abreise per Schiff - Wetter - Dialekt - Politik - Klimawandel - Kinder - Preise - Edeltourismus - Publikum - Veranstaltungen - Bergbau - Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer - Treibgut - Lebewesen - Kuriositäten - Küstenmuseum - Die Juister - Wattwanderung - Der Horizont - Sport -Ausflug nach Norderney - Geschichtliche Einbettung - Literatur - Homepage von Gunter Heim

An- und Abreise per Bahn: von Aachen Richterich ging es morgens um halb sechs mit dem Taxi für 22 DM zum Hauptbahnhof Aachen, von dort aus weiter mit reservierten Plätzen im Interregio-Zug "Borkum" nach Emden. Alles klappte hervorragend. Ab Köln war der Bistrowagen besetzt und man konnte Kaffee und Tee genießen (5DM der Becher). Hinter Recklinghausen bis Münster sah man viele Pferde auf Koppeln. Hinter Lingen - das Atomkraftwerk ist gut zu sehen - sieht man bis zur Küste jede Menge Windparks. Von Emden bis Norddeich ging es im Bimmelbahntempo durch die schöne Krummhörn: kleine Dörfer, kaum bis keine Indsutrie aber viele Windräder. Auch auf der Rückfahrt klappte alles mit der Bahn hervorragend. Wir hatten Plätze mit Tisch und Kindersitz. Die ganze Bahnfahrerei kostete inklusive Schiffspassage, einem Fahrrad und Reservierungen rund 350 DM. Unsere Tochter Jennifer bezahlte noch nichts weil sie jünger als sechs Jahre war und wir Erwachsenen hatten eine Bahn Card. Das Bahnpersonal ist mir als auffällig freundlich aufgefallen.

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An- und Abreise per Schiff: Zur Insel kann man fliegen oder per Schiff anreisen. Hin- und Rückfahrt kostet für Erwachsene 46 und für Kinder 23 DM. Bereits von Norddeich aus erkennt man die Häuser auf Juist und Norderney. Hat man einmal das Ostende von Juist erreicht wird es spannend: die Fähre wird deutlich langsamer und man fährt haarscharf an einer Sandbank mit Seehunden vorbei. Dann geht es parallel zu Juister Südküste Richtung Hafen. Die Fahrrinne wird nicht freigebaggert und ist sehr sehr flach. Sie ist durch kahle Birkenstämme markiert und verläuft streckenweise sehr geschlängelt. Das Schiff muß viele Kurven fahren. Schnelle Fahrt kann dabei nicht gemacht werden. Immer wieder geht ein Ruck oder Zittern durch das Schiff, wenn der Kiel den Grund berührt. Dann werden die Motoren etwas hochgefahren und man sieht im Kielwasser wie sich das an sich grüne Kielwasser je nach Untergrund durch den aufgewühlten Schlamm schwarz (Schlick) oder sandfarben verfärbt. Ein kleineres Ausflugsschiff, die MS Wappen von Juist, fährt sogar dann noch, wenn die Wattflächen jenseits der sehr schmalen Fahrrinne trocken liegen. Auf einer Fahrt nach Noderney hätte man auf "hoher See" vom Schiff aus mit einem verlängerten Besenstiel das trockene Watt berühren können. Seegang gibt es kaum. Lediglich im Gat (Durchlass vom Wattenmeer zur offenen See) zwischen Norderney und Juist kommt manchmal etwas Seegang auf, aber im Schutz des Watts ist alles so ruhig wie auf einer Mainfähre.

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Wetter: sehr bescheiden. Die ganze Zeit über war es mehr oder minder stark bewölkt. Der längste Sonnenabschnitt während der ganzen Zeit dauerte etwa 3 Stunden. Einem längerem Strandaufenthalt standen entweder Regen, kalter Nordwestwind oder kalte Luft entgegen. Die Lufttemperaturen lagen zwischen 15 und 20 Grad Celsius, die Wassertemperaturen um die 16 Grad Celsius.

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Dialekt: ich habe kein unverständliches Plattdeutsch gehört (obwohl mir das sehr gefallen hätte). Selbst Einheimische die miteinander in der Öffentlichkeit redeten konnte man gut verstehen. Wie es freilich privat in den Familien und Kneipen aussieht weiß ich nicht. Ich hörte mehr Schwäbisch und Hessisch als Norddeutsch.

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Politik: Im Stadtrat von Juist sind CDU, SPD, die Grünen und die FDP vertreten. Die CDU kann mit einer Stimme Mehrheit regieren. Es gibt des öfteren Bürgerfragestunden an denen auch Kurgäste teilnehmen können.

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Klimawandel: In den Medien wird seit einigen Jahren ein möglicher Klimawandel auf der Erde beschworen. Fast jede Woche gibt es dazu Beiträge in den großen Zeitungen. Nun sollte man denken, daß dieses Thema auf den ostfriesischen Inseln, welche ja kaum über den Meeresspiegel herausragen, eine besondere Rolle spielen sollte. Dem scheint aber nicht so zu sein. Folgende Stichpunkte möchte ich festhalten:

  • Auf der ganzen Insel sah ich gerade einmal ein Solardach. Solardächer gelten als Boten einer klimaneutralen Energiewirtschaft.
  • Am Festland um Norddeich und auf der Krummhörn allerdings war der Horizont übersät mit Windrädern, die hier zu meiner Praktikumszeit in der Emder Thyssenwerft 1989 noch nicht standen. Auf Norderney und Borkum stehen ebenfalls 3 bis 5 Windräder. Die ostfriesischen Inseln scheinen von den Windrädern allerdings weniger angetan zu sein. Ein Zeitungsartikel verwies darauf, daß eventuell Windparks seeseitig also nördlich der Insels errichtet werden sollen. Borkum käme hierfür vor allem in Frage hieß es. Die Inseln fürchten dann allerdings um den schönen Weitblick aufs Meer und verweisen auf den niederländischen Tatbestand der Horizontverschmutzung (horizon vervuiling) wie er im dortigen Umweltrecht verankert sein soll.
  • Ein möglicher Meeresspiegelanstieg würde die ostfriesischen Inseln langsam von Norden nach Süden in Richtung Festland wandern lassen. Juist verlor an seinem Westende, an der sogenannten Bill, schützende Dünen in einer Breite von mehreren Zehnermetern durch eine stärkere Sturmflut im Früjahr 2000. Seit der großen Sturmflut 1962 verlor Juist dort gut 200 bis 250m an die See. Zur Sanierung der seeseitigen Dünen werden zur Zeit insgesamt 6 größere knickgelenkte Dumper (Caterpillar und Volvo), sowie ein Caterpillar Hydraulikbagger eingesetzt. Der Sand wird wahrscheinlich mit Planierraupen vorsichtig von der Sandbank westlich der Bill abgeschabt. Auf Norderney werden im großen Stil Sandvorspülungen mit einem Umfang von 300.000 Kubikmetern in diesem Sommer vorgenommen. Der Sand wird mit Saugbaggern der Robbenplate zwischen Norderney und Juist entnommen und per Pumpleitung (Größenordnung 2 Megawatt Pumpleistung), große Rohre und Planierraupen auf dem norderneyer Strand verteilt.
  • Der Wattführer Heino Behring ging nicht auf die Gefahren eines möglichen Klimawandels ein obwohl seine Tour geprägt war von großen Engagement für den Umweltschutzgedanken.
  • In dem Buch "Sturmfluten Küstenschutz zwischen Weser und Ems", von Johann Kramer, 14.80 DM, ISBN 3-922365-84-1 schreibt der Autor - ein renommierter Deichbauer mit Berufserfahrung vor allem aus den 60iger bis 80iger Jahren - explizit, daß mit deichbautechnischen Mitteln einem Meeresspiegelanstieg um 2m an der Nordseeküste durchaus wirksam begegnet werden könne.

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Kinder: Juist ist eine sehr kinderfreundliche Insel. Es fahren abgesehen vom Artzt, der Feuerwehr und Polizei keine Autos auf der Insel. Die Pferdefuhrwerke und Fahrradfahrer scheinen auch etwas defensiver im Verkehr eingestellt zu sein als der durchschnittliche Autofahrer. Veranstaltungen wie etwa die Wattführung von Heino Behring sind sehr auf Kinder zugeschnitten. Das Nationalparkhaus richtet sich mit seinen Exponaten und Vorträgen vor allem auch an Kinder. Die Kurverwaltung richtet kostenlose Kinderbelustigung am Strand aus. Es gibt Märchen- und Spielstunden in den zwei Häusern des Gastes auf der Insel, große Spiel- und Tobzimmer die durchweg tagsüber geöffnet sind und vor allem bei Regenwetter ein beliebter Anlaufpunkt für Familien sind. Die evangelische und katholische Kirche richtet Märchen- und Bastelstunden aus. Der Juister Kindergarten veranstaltete über einen ganzen Tag hinweg ein Fest für Kinder. Das Inselkino bringt recht oft Kinderfilme. Es gibt schöne Spielplätze auf der Insel, vor allem direkt am Hafen. Selbst bei schlechtem Wetter konnten wir die Tage meist gut rumbringen.

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Preise: Juist ist teuer. Man kommt sich vor wie in Schweden. Eine DM entspricht etwa 50 Cent, also einem halben Euro.

  • Will man Essen gehen, muß man mit Getränk für drei Personen gut 70 bis 100 DM einplanen um satt zu werden. Es gibt kaum ausländische Restaurants auf der Insel die die Preise verderben können. Zwei Italiener gehören auch eher der gehobenen Preisklasse an. Lediglich ein Chinese bietet gute Gerichte ab 13.80 DM in größerer Auswahl an.
  • Übernachtungen im Appartment in der Saison kosten ab 90 DM pro Person und Nacht. Die Übernachtung mit Halbpension in der Jugendherberge kostet (wenn ein Kind dabei ist) für Senioren gut 28 DM - was sehr günstig ist.
  • Der Eintritt ins Küstenmuseum kostet für Erwachsene 4 DM und für Kinder 2 DM.
  • Ein Waschgang mit Trocknen im Waschsalon kostet 13 DM.
  • Die Schiffsüberfahrt von Norddeich kostet 46 DM retour für Erwachsene, für Kinder die Hälfte. Frei Haus Transport von Gepäckstücken 11 DM retour.
  • Ein daumengroßer Seehund aus Kalbsfells als Andenken kostet etwa 9 DM, eine präparierte Strandkrabbe ebensoviel.
  • Typische Getränkepreise: Tasse Kaffee 3.60 DM, 0.25 Liter Apfelwein von der Kelterei Höhl aus Hochstadt: 3 DM, 0.3 Liter Bier 4.60 DM, 0.5 Liter Weizenbier 6.50 DM
  • Kutschenfahrt vom Flugplatz einfach: 7 DM
  • Kino im Nachmittag: 10 DM Einheitspreis egal für wen und wo man sitzt, abends teurer.
  • Dia-Vortrag über Sturmfluten im Haus des Gastes: 5 DM
  • Vortrag eines Bochumer Professors über Religion und Naturwissenschaft in der katholischen Kirche: 5 DM
  • Wattwanderung über drei Stunden für zwei Erwachsene und ein Kind inklusive präpariertes Seepferdchen: 40 DM.
  • Tagesausflug mit dem Schiff nach Norderney: 26 DM für Erwachsene und 13 DM für Kinder
  • Rundflug mit einem Sportflugzeug über die Insel (maximal 15 Minuten): 45 DM, freitags 38 DM in einem größerem Propellerflugzeug (weniger gute Sicht!)
  • Kurtaxe für 2 Erwachsene und 1 Kind für 16 Tage: 127 DM.
  • Fahrradverleih 8-15 DM pro Tag, billiger im Loog als in der Stadt!
  • Moonzopf in der Bäckerei: 4 DM

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Edeltourismus: anders als etwa Sylt oder Norderney verlegt sich Juist anscheinend exklusiv auf Edeltouristen. Insbesondere die hohen Übernachtungskosten und die Unmöglichkeit ein Auto mit auf die Insel zu nehmen dürften sehr viele Menschen abschrecken. Es gibt keinen Campingplatz, keine richtigen Discos, Nachtleben auch nicht, keine Essbuden am Strand, keine "Fun"-Animation, kein Paragliding am Strand, kein Moutainbiking. Viele Gegenden Juists sind aufgrund der Nationalparkverordnung nicht zugänglich. Es gibt auch keine billigen ausländischen Restaurants. Döner, Kebab oder eine Pizza für 6 DM wird man vergeblich suchen. Auch Ramschläden wie "Urban" oder agressive billig-Discounter mit großspurigen Werbetafeln wird man kaum finden. Alles wirkt eher klein, fein und gediegen oder anheimelnd. Meiner Meinung nach kann Juist als Modellbeispiel für einen gelungenen insgesamt schonenden Tourismus nach dem Motto "Qualität statt Quantität" stehen.

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Publikum: sicherlich hängte es mit den unerschiedlichen Ferienzeiten in den unterschiedlichen Bundesländern zusammen, daß wir viel Schwäbisch und einiges an Hessisch aber weniger Rheinisch und Ruhrpottslang hörten. Es gab viele Familien mit 2 oder mehr Kindern und sehr viele ältere erholungssuchende Menschen. In der Jugendgherberge und im Seeferienheim wohnten auch immer viele Jugendgruppen. Es herrschte insgesamt Ruhe vor. Lediglich am Jachthafen hörte ich an einem Abend einmal laute Krawallsmusik. Ausländische Urlauber scheinen eher eine Rarität zu sein. Ich hörte nur einmal Niederländisch, kein Englisch oder Französisch.

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Kontakte: wenn ma sich halbwegs offen gibt, findet man sehr schnell Kontakt zu anderen Leuten. Unsere fast sechsjährige Tochter Jenny freundete sich gleich an einem der ersten Tage mit "Lisa aus Langen" an. Lisa war etwa ihr Alter und mit ihrer Oma auf Juist. Auch in der Jugendherberge fanden sich für Jenny immer Spielgefährten. Mit Helena spielte sie fast jeden Tag. Ein Tipp für Erwachsene: ich baute einen riesigen Kanal am Strand, arbeitete an einem Tag 14 Stunden daran. Da das Bauwerk auch bald optisch auffiel blieben einige Leute stehen und man kam schnell ins Gespräch. So entstehen schnell längerlebige Inselbekanntschaften.

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Es werden sehr viele Veranstaltungen angeboten. Jeden Tag kann man etwas tun. Alles hängt in vielen Schaukästen über die ganze Insel verteilt. Wir machten bei den folgenden Sachen mit:

  • Kindergartenfest mit echter Taufe, Shanty-Chor Juist, Trachtengruppe und Marathontombola (über zwei Stunden non-Stop)
  • Dia-Vortrag über Sturmfluten (sehr interessant)
  • Wattwanderung (ein Erlebnis zum Wiederholen)
  • Kinofilm über Sturmfluten an der Nordsee mit Schwerpunkt auf der 1962 Flut und vielen Luftaufnahmen auch von den Halligen
  • Tagesausflug nach Norderney
  • Vortrag in der katholischen Kirche über Religion und Naturwissenschaft vom Bochumer Mathematik Professor Günther Ewald.
  • Märchenspiel "Schneewittchen"
  • Kinderbelustigung im Haus des Gastes
  • Salzwiesenwanderung des Nationalparkhauses
  • Film des Nationalparkhauses über den Nationalpark
  • naturkundliche Wanderung zum Kalfamer (Ost-Ende von Juist gegenüber Norderney)
  • Vortrag in der evangelischen Kirche über die religiöse Bedeutung friesischer Sagen

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Bergbau: die Rohstoffgewinnung scheint in der deutschen Nordsee eine untergeordnete Rolle zu spielen:

  • Bis vor einigen Jahren noch wurde "Schill" mit Saugbaggern vom Meeresgrund abgesaugt. Aber aufgrund der schlechten Auswirkungen auf die Umwelt ist dies nun verboten. Schill sind Muschelreste aus deren Kalk am Festland Dünger oder Baustoff gewonnen wurden.
  • Die Mittelplaate ist eine künstliche Insel in der Nordsee, von der aus Öl gewonnen wird. Die Größenordnung der dort noch oder insgesamt zu gewinnenden Ölmenge soll bei rund 40 Millionen Tonnen liegen (Angabe unsicher).
  • Das Gasförderrevier "Ekofisk" in der nördlichen Nordsee beliefert Deutschland über eine Pipeline welche bei Rysum nahe Emden das Festland erreicht. Die Gasleitung verläuft durch das Watt zwischen dem Westende von Juist und der Insel Memmert vorbei.
  • Eine vor vielleicht 15 bis 20 Jahren im Watt südlich von Juist und Borkum niedergebrachte Gaserkundungsbohrung führte nicht zu einer späteren Gewinnung. Dies wird auch zur Zeit nicht diskutiert.
  • Die in den Dünensanden enthaltenen Schwerminerale (Ilmenit?, Rutil?) sind nicht bauwürdig.

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Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: 1986 wurde diese "Institution" gegründet. Auf Juist ist sie mit einem museumsähnlichen Nationalparkhaus direkt am Kurplatz vertreten.

  • Der Nationalpark soll den einzigarten Lebensraum Wattenmeer schützen, hat aber wohl nicht die Strenge von Naturschutzgebieten. Die Einzigartigkeit liegt unter anderem in seiner Wichtigkeit als Rastplatz für Zugvögel und als "Klärwerk" der Nordsee begründet.
  • Der Nationalpark kennt drei Zonen: Ruhe-, Zwischen- und Erholungszonen. In den Ruhezonen ist der menschliche Zutritt untersagt. Ausnahmen bilden wirtschaftliche Interessengruppen wie Krabben- oder Muschelfischer. Die Erholungszone dient der menschlichen Erholung. Typisch hierfür ist der Badestrand. Die Zwischenzone liegt was die Strenge der Verbote angeht zwischen diesen beiden. Weite Sandflächen, Salzwiesen und Wattgebiete und insbesondere die Dünen gehören zur Ruhezone.
  • Tatsächlich scheinen sich die meisten Urlauber an die Regelungen zu halten. Man sieht auf Wanderungen kaum, daß Urlauber von den erlaubten Wegen abweichen. Der Müll in den Dünen beschränkt sich weitgehend auf Zigarettenschachteln (vor allem Marlboro).
  • Die Vertreter des Nationalparkhauses weisen jedoch darauf hin, daß der Küstenschutz Vorrang vor dem Naturschutz genieße und die Muscheln- und Krabbenfischerei noch immer erlaubt seien. Gegen die Miesmuschelfischerei läuft eine Unterschriftenkampagne.
  • Im Nationalparkhaus findet man die folgenden Exponate: Seewasseraquarien mit Strandkrabben, Seepocken (=Ruderfußkrebse), Seeblumen, Aalen, Schollen, Miesmuscheln, Schnecken, ein Mikroskop mit wechselnden lebenden Objekten, ausgestopfte Seehunde, viele Schautafeln zum Ökosystem Watt und der Umweltverschmutzung (Öl und Überdüngung!), Muschelschalen, viel relevante Literatur zum Lesen (Spektrum der Wissenschaft, HB Bildatlas Ostfriesland, Tagungsberichte, geologische Führer etc.) und Kaufen, CDs für Kinder, Postkarten, ausgestopfte Vögel. Und vor allem für Kinder: eine optisch leicht abgetrennte Mal- und Spielecke. Für Naturbeobachtungen werden auch Ferngläser ausgeliehen. Das Nationalparkhaus hat fast täglich mit einer Mittagspause geöffnet.
  • Die Mitarbeiter des Nationalparkhauses rekrutieren sich neben einer hauptamtlichen Kraft vor allem aus Freiwilligen: Frauen auf einem ökologischen Jahr, Studenten (vor allem Geologie und Geographie), Zivildienstleistende, ABMler (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme). Solche Hilfskräfte werden meist für 3 bis 6 Monate eingestellt und erhalten eine freie Unterkunft. Das Taschengeld schwankt zwischen 300 und 600 DM pro Monat. Je länger man sich verpflichtet, desto mehr kriegt man. Es gibt allerdings mehr Bewerber als freie Stelle. Ein Engpass ist die kostenlose Unterkunft auf der Insel. Der Leiter des Nationalparkhauses ist vom BUND angestellt, die anderen Kräfte werden über Spenden finanziert. Der Leiter wünscht sich für die Zukunft vor allem Mitarbeiter die den Nationalpark auf Juist als Aufpasser und vor-Ort Informanten für die Besucher begehen.

Die wirtschaftlichen Interessen Juists müssen in den folgenden Punkten mit den Interessen des Nationalparks abgewogen werden:

  • Nach europäischem Recht muß die Start- und Landebahn des Juister Flugplatzes (nur Propellermaschinen) um 500m verlängert werden, um die jetzt erlaubten Flugzeuge auch in Zukunft noch aufnehmen zu dürfen. Diese Verlängerung würde aber in Ruhezonen des Nationalparks hineinreichen.
  • Eine erweiterte Salzwiesenbeweidung wäre dür die vielen Pferde auf Juist (keine Autos!) wünschenswert. Zur Zeit darf - glaube ich - nur ein Drittel der Salzwiesen beweidet werden, andere Weideflächen gibt es nicht.
  • Unmittelbar östlich vom Hafen soll ein Golfplatz eingerichtet werden. Politisch ist dies noch nicht durch. Insbesondere ein Juwelier oder Antiquitätenhändler macht sich hierfür in seinem Schaufenster stark.

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Treibgut am Strand: Man findet einiges an Treibgut im Spülsaum. Wir sahen unter anderem:

  • Tetrapack-Milchtüten aus Russland (kyrillische Schrift), Holland (Melkunie), Orangensaft-Tetrapack aus Frankreich
  • Europaletten aus Holz mit abstehenden Nägeln,
  • Rocheneier in Hülle und Fülle
  • Sepia-Schulpe (Tintenfisch"knochen")
  • Herzmuscheln, Schwertmuscheln, Trogmuscheln, Bohrmuscheln
  • Grüne Fischernetze
  • Meerschaum,
  • Wellhornschnecken
  • Keramikscherben (Datierung unbekannt)
  • Feste Torffladen, die fast so fest sind wie Braunkohle und meist Bohrlöcher von Bohrmuscheln aufwiesen.
  • Plastikeimer
  • Strandkrabben und Taschenkrebspanzer
  • Leuchtstoffröhren

Wir fanden nicht:

  • Holländische Holzschuhe (fand ich in den 1970iger Jahren vereinzelt auf Borkum)
  • Teerklumpen
  • Menschen die mit Metalldetektoren den Strand nach Münzen absuchten
  • Autoreifen
  • Rippenquallen

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Die folgenden Lebewesen konnte ich auf Juist eindeutig erkennen:

  • Seehunde: am Kalfamer, sieht man vom Schiff aus sehr gut
  • Austernfischer: vor allem im Watt
  • Silbermöwen: überall, frech, aggressiv, intelligent
  • Lachmöwen
  • wir sahen keine einzige Kuh auf der ganzen Insel!
  • Schafe: an der Domäne Bill
  • Pferde: überall als Transportmittel
  • verschieden Quallenarten (lila, orange, blau)
  • Andel: auf der Salzwiese
  • Sanddorn: in Dünen überall
  • Strand-Wegerich: auf der Salzwiese
  • Rosa-rugosa: überall
  • Rosa pimpinella-folia: überall
  • Wellhornschnecken: viele Gehäuse insbesondere am Oststrand
  • Miesmuscheln: wenig, künstliche Bänke werden von Wattführer Heino Behring neu angelegt. Komischerweise keine Miesmuscheln im Hafen
  • Sandklaffmuscheln: im Watt
  • Herzmuscheln: im Watt
  • Strandschnecke: im Watt, am Hafendamm
  • Baumröhreenwürmer: viel am Norderneyer Strand
  • Spatzen: vereinzelt siedlungsnah
  • Efeu: viel als Bewuchs an Häusern
  • Beinwell: im Vorhof der Jugendherberge
  • Minze: in einem Blumenkübel in der Stadt bei der Kurverwaltung
  • Kompaßqualle: am Strand angespült
  • Sandflöhe: am Strand
  • Weißdorn
  • Schwarz-gelb gestreifte Raupen am Rainfarn
  • Klebriges Labkraut: am Hammersee
  • Strandkrabben: im Watt, am Strand nur als Gehäuse
  • Elster: vereinzelt
  • Rainfarn: viel um den Hammersee
  • Fasane: viel in den Dünen
  • Birken: am Hammersee
  • Brombeeren: am Hammersee und in den Dünen
  • Farne: am Hammersee
  • Moose, Flechten
  • Lichtnelke: am Hammersee
  • kleine knorzige Äpfel: am Hammersee
  • weißer Klee: am Hammersee
  • Ufer Wolfstrapp: am Hammersee
  • Blutweiderich (?): am Hammersee
  • Libellen mit blauem Querstrich am Hinterende: am Hammersee

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Kuriositäten:

  • Es gibt auf Juist keinen Computerladen
  • Es hängen nirgends vernünftige Fahrpläne für Linienkutschen aus. Wie die Kutschen fahren scheint etwas mit Esoterik zu tun zu haben: man braucht viel Insiderwissen.
  • Warum werden eigentlich für einen tidenunabhängigen und umweltverträglichen Verkehr mit dem Festland keine Seilbahnen, Züge auf Stelzen oder leise Luftkissenboot eingesetzt?
  • Wird man irgendwann einmal zum Küstenschutz genmanipulierte Mangroven als höheren Bewuchs im Watt anpflanzen um Vorland zu gewinnen?
  • Das Dritte Reich scheint auf der Insel keine oder eine nur sehr unbedeutende Rolle gespielt zu haben. Man findet im Küstenmuseum, auf Vorträgen und in Büchern kaum einmal einen Hinweis auf diese Zeit, und wenn dann nur sehr lapidar.
  • Warum hat eigentlich nicht jedes Haus ein selbstaufblasendes Rettungsboot im Garten? Bedenkt man, daß in Sturmfluten immer wieder Leute ums Leben kommen, ist dieser Gedanke doch gar nicht so abwegig.
  • Telefonzellen sind auf Juist noch gelb.
  • Der Wattführer Heino Behring und das Nationalparkhaus haben kaum bis keine gegenseitige Werbung betrieben, obwohl doch beide ähnliche Ziele verfolgen und keine Konkurrenz zueinander darstellen.

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Küstenmuseum: Für 4 DM (Kinder 2 DM) kann man das sehr sehenswerte Küstenmuseum besuchen. Zwei Stunden vergehen darin wie im Fluge. Man lernt dort unter anderem:

  • den Bergbau in der Nordsee, vor allem die Ölgewinnung etwas kennen
  • wie unsere Altvorderen auf Warften lebten und um 1000 nach Christi Geburt anfingen Deiche zu bauen
  • etwas über den wechselhaften Verlauf der Küste um den Dollart, die Leybucht und den Jadebusen
  • wie man heute Deiche baut
  • daß die ostfriesischen Inseln zur Zeit der Römer wahrscheinlich zusammenhingen und "Burchana" (=Borkum?) hießen
  • daß die ostfriesischen Inseln aus Sand zusammengeweht wurden, die nordfriesischen Inseln aber ehemals Festland waren
  • daß manche Fanggeräte für Fische wie etwas die Buttpricke oder eine Aalquetsche heute verboten sind
  • wie reiner Schwefel aus der Gasaufbereitung in Rysum aussieht (zitronengelb)
  • daß es die norddeicher Mole erst seit etwa 1900 gibt und vorher die Landreise in Ostfriesland so schlecht war, daß Gäste direkt mit Schiffen aus Hamburg, Emden und sogar Holland nach Norderney und Juist reisten
  • was der Unterschied zwischen Geest und Marsch ist
  • daß der Brauch Sandburgen zu bauen auf die Zeit um 1880 zurückgeht
  • daß im 19ten Jahrhundert es bei Strafe verboten war, dumme Sprüche oder Namen in die hölzernen Strandkarren zu ritzen
  • daß man früher auch mit Pferdekarren vom Festland nach Norderney anreiste
  • daß seeseitig der ostfriesischen Insel zwei Seestraßen mit jeweils zwei Spuren verlaufen: südlich für Containerschiffe und Frachter die meist nach Hamburg wollen und nördlich davon eine für große Tanker die meist Wilhelmshaven ansteuern. Diese Schiffe kann man fern ab am Horizont - gut 20 Kilometer Entfernung - von Juist aus erkennen.
  • wie man früher auf Juist behaglich wohnte
  • daß die Insel im Bereich des Hammersees einmal geteilt war und der alte Hauptort dort untergegangen ist.

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Die Juister sind wie Menschen anderswo auch. Die Bedienung in den Gaststätten war auffällig gut gelaunt und freundlich. Man hatte nie das Gefühl abgefertigt zu werden. Sehr negativ aufgefallen ist uns allerdings eine Variante von Arroganz die etwas mit allzusicheren Einkünften zu tun zu haben könnte. Mehrere Monate vor unserem Urlaub schrieben wir einen Fahrradverleih an um uns zu erkundigen, ob man den Fahrräder auch im Voraus gegen Vorausbezahlung buchen könne. Der Brief blieb unbeantwortet. In einem Telefonat (wir riefen an) kurz vor Beginn unseres Urlaubes erklärte mir der Fahrradverleiher als ob ich vollkommen begriffsstutzig wäre, daß seine Räder immer vollständig ausgebucht seien und er Vorausbuchungen nicht nötig habe. Den Brief hat er wohl erhalten, es aber nicht für nötig befunden ihn zu beantworten. In einem Supermarkt - der immer gut besucht war - viel die Bedienung durch eine sehr abweisend barsche Art auf. Eine Bekannte erzählte uns, daß sie einmal Postkarten dort kaufte und frug, ob man denn auch Briefmarken dazu bekäme. Dazu die abweisend kanppe Antwort: "das ist extra". Dies aber waren die einzigen negativ-Highlights. Insgesamt herrschte eine entspannte, lässige Atmosphäre vor. Besonders gefiel es mir, daß man selten das Gefühl von Zeitdruck hatte.

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Wattwanderung: sehr empfehlenswert! Man trifft sich ohne Voranmeldung in der Nähe des Hafens. In einer Gruppe von gut 30 Leuten ging es dann ins Watt. Kosten für zwei Erwachsene und ein Kind: 40 DM. Die meisten Leute gingen barfuß und in kurzer Hose. Man bleibt immer in Sichtweite des Hafens, geht aber doch recht nah an die Fahrrinne nach Borkum heran (westlich des Hafens). Die Tour von Heino Behring ist für Kinder sehr gut geeignet, obwohl sie fast drei Stunden ging kam nie Langeweile auf. Er erklärte unter anderem die folgenden Dinge:

  • Der Sandpierwurm reinigt das Watt: er holt die organischen Bestandteile heraus und hinterläßt sauberen und festen Sandboden. Man erkennt den Wurm an seinen Kothäufchen. Wo diese Häufchen fehlen - mithin auch der Wurm - ist das Watt schwarz, glitschig und stinkt schnell da die natürliche Reinigung fehlt.
  • Die Herzmuschel kann sich mit ihrem Fuß schnell ins Watt eingraben. Man kann ihr dabei zugucken. Der Eingrabvorgang vollzieht sich in einem ruckenden Wackeln der Muschel. Hierzu gab es eine Eindrucksvolle Vorführung. Außerdem reagiert die Muschel auf Schalldruck. Hält man eine Muschel mit ausgefahrenem Fuß vor den Mund und spricht laut, fährt sie den Fuß sofort ein. Hieraus machte der Wattführer eine schöne kleine Vorführung unter Beteiligung verschiedener Kinder.
  • Die Sandklaffmuschel lebt gut 30 Zentimeter tief im Boden und kennt dort keine Feinde. Man sollte sie nur mit der Hand ausgraben, um sie nicht zu beschädigen. Allerdings findet das ungeübte Auge die Muschel nicht anhand der Oberflächenstruktur des Watts. Sandklaffmuscheln können sich tiefer eingraben, aber nicht mehr nach oben hoch arbeiten.
  • Miesmuscheln sind oder besser waren die Filtrierer der Nordsee. Heino Behring berichtete lebhaft von alten Photos seines Vaters (der auch Wattführer war) die riesige Muschelbänke im Watt zeigen. Diese seien heute so gut wie vollständig durch kommerziellen Abbau vernichtet. Heino habe mit Hilfe von 7000 Kurgästen kleine künstliche Muschelbänke wieder errichtet, die man auch während der Wanderung begeht. Heino verteufelt die Miesmuschelesserei im Binnenland, da dies zu Raubbau führe. Auch gezüchtete Muscheln seien ökologisch nciht vertretbar, da die Laren oder Jungmuscheln durchweg der Natur entnommen würden. Als Heino anfing gegen die Miesmuschelfischer vorzugehen - so berichtet er - wurde ihm mit Veweis auf das Nationalparkgesetz verboten photographisches Beweismaterial von den Muschelfängen und den Folgen zu sammeln. Dazu müßte er ja den Muschelfischern in die Ruhezone des Nationalparkes folgen, was aber einer Privatperson ohne Sondergenehmigung verboten sei. Er habe daraufhin "die Medien" verständigt, die ihre eigenen Wege kennen um an Bildmaterial heranzukommen. Auch habe man ihm mit Gerichtsprozessen gedroht, falls er das Wort "Raubbau" weiter benutzen wolle und behaupte, früher hätte es ausgedehntere Muschelbänke gegeben. Heino verweist dann auf das Bildmaterial seines Vaters, welches ihm als Beweis dienen könne. Er wolle bei seinen Behauptungen verbleiben. Er sei auf jeden Fall froh, daß die Herzmuschelfischerei inzwischen verboten sei und kämpfe nun weiter gegen die Miesmuschelfischerei, die zunächst noch bis ins Jahr 2006 mit Fangquoten erlaubt sei. Politisch ein Problem seiem vor allem etwaige Entschädigungsforderungen der Fischer an die Regierung. Diese hätten im Falle der Herzmuschelfischerei in einer Größenordnung von 10 Millionen DM gelegen.
  • Den Nationalpark betrachtet Heino als wohl wenig hilfreich, wenn Berufsgruppen den Grundgedanken über Sondergenehmigungen aushebeln könnten.
  • Strandkrabben führte Heino gleich im Dutzend vor. Er griff mit ungeschützter Hand in einen Eimer voller Krabben (die er zu Beginn der Wanderung gesammelt hatte) und ließ sie auf seiner Hand umherlaufen. Kinder durften Krabben selbst halten. Nun kam der Trick: nähert sich ein Finger einer Krabbe langsam von oben, schnappt sie schnell mit den Scheren zu. Nähert sich der Finger aber von unten - bis hin ans Maul oder die Augen des Tieres - bleibt die Krabbe friedlich.
  • Am eindrucksvollsten war freilich das Erlebnis des auflaufenden Wassers. Als die Flut einmal die tiefen Priele und die Fahrrinne nach Borkum gefüllt hatte drängte sie auf breiter Linie mit Marschgeschwindigkeit vor. Das Watt ist stellenweise so flach, daß die Flut in einer wenigen Zentimeter tiefen kontinuierlichen Welle darüber hinwegläuft. Man bleibt kurz stehen, läßt sich etwas erklären und steht plötzlich knöcheltief im Wasser und hat einige hundert Meter zu gehen bis zum Trockenen. Zwischen Norderney und Juist würden täglich oder pro Flut (ich weiß es nicht mehr genau) etwa 300 Millionen Kubikmeter Wasser auflaufen. Im gesamten Watt von Schleswig-Holstein wären es rund 4 Milliarden Kubikmeter. Das scheint mir sehr wenig, bedenkt man doch, daß die Sophienhöhe bei Jülich, die Abraumhalde des Braunkohlentagebaus Hambach, zur Zeit etwa 2,5 Milliarden Kubikmeter umfasst.
  • Heino war ausgerüstet mit einem Funkgerät und Kompaß. Im Notfall würde er einen Hubschrauber anfordern, was aber erst einmal in seiner ganzen Laufbahn nötig geworden sei.
  • Heino Behring ist gut im Internet vertreten unter: http://www.wattinfo.de
  • Als besondere Attraktion schenkte Heino jedem Kind zu Beginn der Führung ein präpariertes Seepferd.
  • Besonders frustriert äußerte sich Heino am Schluß der Tour bei einer Diskussion über die "heutige Jugend". Vor allem das Desinteresse und eine Zunahme der Gewaltbereitschaft könne er feststellen. So würden heute Jugendgruppen von ihren Leitern gefragt werden, ob sie denn an einer Wattwanderungen teilnehmen wollen. Gruppen die unter solchen Vorzeichen kämen, würde er lieber ablehnen. Die gestiegene Gewaltbereitschaft spürt er wie folgt: Hält er zwei Krabben in seinen Händen und sagt er dann, daß diese sich gleich auf Leben und Tod bekämpfen würden, falls er sie nur nah genug zusammenbrächte, so hätten früher vielleicht einmal 3 Jugendliche aus einer großen Gruppe heraus dies gewollte. Fragt er heute eine Gruppe, ob er es tun solle, so würden zwei Drittel der Jugendlichen den Kampf auf den Tod gerne sehen.
  • Nicht eingegangen ist Heino auf die Gefahren der Klimakatastrophe.

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Der Horizont ist weit von Juist aus. Von einer hohen Düne bei guter Sicht sieht man das folgende:

  • das Kraftwerk Eemshaven in Holland
  • gefühlsmäßig etwa 100 Windräder an der deutschen Küste (man sieht auch noch Landstreifen ohne Windräder zwischen den Parks)
  • seeseitig der Inseln sieht man keine Windräder weil es dort noch keine gibt.
  • den erloschenen Leuchtturm von Memmert
  • den aktiven Leuchtturm von Borkum aus dem 19ten Jahrhundert
  • den alten Leuchtturm von Borkum aus dem 16. Jahrhundert
  • Windräder auf der Borkumer Reede (etwa 3)
  • große Seeschiffe im Norden
  • die norderneyer Strandkulisse
  • ab und zu ziehen am Abend Kutter meist von Ost nach West an Juist seeseitig vorbei
  • ab und zu sah man in großer Höhe Düsenflugzeuge. Gehört hat man diese nie.

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Sport auf Juist: Es gibt keinen Extremsport auf Juist. Sportarten bei denen der "Körperkult" im Vordergrund steht findet man hier kaum oder gar nicht.

  • Man sieht viele Segel- und Motoryachten und einige holländische Flachboote im Hafen und auf dem Watt liegen.
  • eine früher vorhandene Segelflugschule gibt es vielleicht nicht mehr. Ich sah kein einziges Segelflugzeug auf Juist, wohl öfters einen Motorsegeler.
  • Man sieht keine Mountainbiker. Die geschützten Dünen verbieten sich hierfür ohnehin.
  • Lenkdrachen sieht man öfters, vor allem am Hafen wo man bei gutem Wind einer regelrechten Drachenparade zugucken kann.
  • Am Strand fahren - wahrscheinlich Einheimische - mit segelbesetzten Strandseifenkisten entlang, aber eher selten.
  • Windgesurft wird in ausgewiesenen Gebieten nahe am Hafen. Man sah aber wenige Surfer. Wenn überhaupt, dann kaum mehr als zwei oder drei.
  • Schwimmen: bei 16 Grad Celsius aber einer tollen Brandung an den sehr gewissenhaft von Rettungsschwimmern bewachten Stränden ein schönes und sicheres Erlebnis.
  • Tretroller fahren: Zur Zeit sind die alufarbenenen Tretroller für Erwachsene Mode. Man sieht sie vereinzelt.
  • Roller-Blade (eine Art Rollschuh) Fahrer waren eher selten.
  • Strandgymnastik wird kostenlos angeboten.
  • Es gibt auf Juist einen Tennisclub.
  • Man kann auf Juist ausreiten, ich sah aber kaum Reiter.
  • Eine Golfanlage ist geplant, aber politisch noch nicht durchgesetzt.
  • Am offenen Meer sah man Angler in der Brandung.
  • Man sah kaum Dauerläufer. Die für Jogger und Radsportler üblichen knallengen und knallbunten Klamotten sah ich auf Juist bewußt gar nicht.
  • Es gibt keine Sportaucherei auf Juist.
  • Am Strand gibt es Volleyballnetze an denen auch immer wieder Gruppen spielen.
  • Ab und zu sah man Boccia Spieler.

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Ausflug nach Norderney: Mit der MS Wappen von Juist, einem kleinen Motorschiff kann man für 26 DM als Erwachsener und 13 DM als Kind einen Tagesausflug nach Norderney unternehmen. Die einfache Fahrt dauert etwa 1 Stunde 15 Minuten und ist selbst schon das Geld Wert. Das Schiff fasst gut 100 Personen und ist bei nicht-Strandwetter schnell ausgebucht. Bei niedrigem Wasser schrappt es immer noch in der Fahrrinne auf Grund obwohl es nur 80 cm Tiefgang hat. Norderney selber hat uns gar nicht gefallen. Das was wir an Juist schätzen, fehlt auf Norderney: Bescheidenheit und Ruhe. Gleich am Hafen fährt recht schnell ein Bus und dann ein Laster vor unseren Füßen entlang. Uns fiel direkt auf, wie laut Verkehr ist. Und der Fußweg in die Stadt führt vorbei an einer phantasielos mit Werbezügen bemalten Fassade: "Preiskauf". Dort wo in Juist ein schöner Vorgarten liegt, stehen auf Norderney die Autos. Die Stadt selbst ist quirlig und lebendig. Wahrscheinlich gibt es hier vor allem ein für Jugendliche ein interessanteres Nachtleben als auf Juist. Im Gegensatz zu Juist ist der Strand auf Norderney mit Buhnen bespickt und man sieht überall die großen Stahlleitungen für die Sandvorspülung. Gut 10 Planierraupen (Caterpillar) schieben den künstlich aufgespülten Sand auf dem Strand umher. 300 Tausend Kubikmeter Sand sollen in diesem Sommer aufgespült werden. Die Kosten liegen bei etwa 2 Millionen DM. Auf der Insel verweilte gerade die Fußballmannschaft von Bayer Leverkusen in einem Trainingscamp. Positiv: hier gab es anders als auf Juist eine Deutsche Bank, sodaß wir ohne Zusatzgebühr das Geld für die Jugendherberge abheben konnten (in der JH Juist gibt es noch keine bargeldlose Bezahlung).

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Geschichtliche Einbettung, was in etwas zur Zeit unseres Urlaubes sonst noch passierte:

  • Das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Bundkanzler Helmut Kohl wird wahrscheinlich gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 200.000 DM eingestellt. Er war im Zusammenhang mit dem Spendskandal der CDU der Veruntreuung von Geldern angeklagt. Er weigert sich beharrlich auch weiterhin die Namen der Geber von illegalen Spenden zu nennen.
  • Der Spritpreis lag in Deutschland knapp über 2 DM pro Liter, was von vielen Leuten wehleidig beklagt wird.
  • Palästinenser und Israelis verhandeln in Camp David mit US Präsident Bill Clinton über einen Frieden.
  • Die deutsche Wirtschaft und Politik verpflichtet sich gegenüber ehemaligen Zwangsarbeitern des Dritten Reiches zu finanzieller Wiedergutmachung. 55 Jahre nach Ende des Krieges.
  • Der Jugoslawische Präsident hat die montenegrinische Teilrepublik politisch faktisch entmachtet. Es droht ein erneuter Krieg auf dem Balkan.
  • Die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover droht finanziell zu einem Mißerfolg zu werden. Bürgschaften des Bundes und vom Land Niedersachsen in Höhe von 1.8 Milliarden DM würden fällig.
  • Die Medien schreiben viel über eine Annäherung der SPD an die FDP. Gibt es bald Rot-Gelb statt Rot-Grün?
  • Im Weltraum wird eine internationale Raumstation zusammengebaut.
  • Der russische Präsident Putin ist weiterhin fürn den Westen schwer einschätzbar: Sucht er die Konfrontation oder die Annäherung an den Westen?
  • Die Amerikaner planen ein Abwehrschild gegen Nuklearraketen.
  • Die möglichen Folgen eines Klimawandels werden insbesondere im Wochenmagazin Spiegel immer wieder diskutiert (Dürren, Meerespiegelanstieg, Stürme, Hunger, Überschwemmungen).
  • Die rot-grüne Regierung hat gerade den Ausstieg aus der Atomwirtschaft mit Restlaufzeiten bis über 2030 hinaus beschlossen.
  • Auf der philippinischen Insel Jolo halten muslimische Terroristen noch eine größere Anzahl Geiseln, darunter viele Urlauber aus dem Westen gefangen. Das Thema dominiert mithin die Medien.

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Literatur:

  • "HB Bildatlas Nationalparks Wattenmeer Nordsee", 16.80 DM, ISBN 3-616-06737-5
  • "Natur Magazin draußen Wattenmeer", DM 14.80, ISBN 3-616-06344-2
  • "Sturmfluten Küstenschutz zwischen Weser und Ems", von Johann Kramer, 14.80 DM; ISBN 3-922365-84-1
  • "Seemanns-Sagen und Schiffer-Märchen", von Rolf L. Temming, 18.80 DM, ISBN 3-88042-720-8

Treibhauseffekt