Chronik einer Endomorphose, 19. September 2000

"Genforschung: Estland will Erbgut vermarkten"
Spiegel Nr. 38, 18. Sept. 2000, Seite 184

In einem einseitigen Artikel wird darüber berichtet, daß über die Universität Tartu die genetischen Daten von etwa einer Million Esten gesammelt werden.

Vision ist es, daß in etwa 10 Jahren die meisten Esten eine persönliche Gendatei auf einer Chipkarte haben. Erklärter persönlicher Nutzen hiervon ist unter anderem die vorbeugende Therapierung von Krankheiten.

Die größe des Datenbestandes soll aber auch die Erforschung von Kranheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Beschwerden vorantreiben.

Die Datensammlung soll laut Spiegel dann häppchenweise an Pharmaunternehmen verkauft werden, Interesse hätten diese schon bekundet.

Der Staat erhoffe sich von dem Projekt vor allem eine Senkung der Gesundheitskosten. Rund 90% der Esten seien angeblich mit dem Projekt einverstanden.

Dieser Artikel im Spiegel zeigt sehr schön eines: die Vermarktung der Genforschung kann nicht mehr aufgehalten werden. Diskussionen über die ethischen Folgen kommen wahrscheinlich zu spät, um deren Ergebnisse auch noch umzusetzen.

Eine Senkung von Gesundheitskosten ist ein starkes wirtschaftliches Argument für eine Technik oder ein Verfahren und wenn es einzelnen Ländern tatsächlich gelingen sollte, ihre Bevölkerung dank Gentechnik preiswerter zu halten, dann wird alleine der ökonomische Druck der globalisierten Weltwirtschaft dafür sorgen, daß mehr und mehr andere Länder nachziehen.

Unternehmensberater = SS-Männer?