Chronik gesellschaftlichen Wandels, 9. Sept. 2003 Hirnverkabelung |
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[1] In seiner Online-Version vom 9. September 2003 schreibt der Stern über die Visionen des britischen Spiele-Designers Peter Molyneux. |
<= Quelle | |
[2] Nach seinen größten Wünschen bezüglich zukünftiger Spiele gefragt antwortet Molyneux, dass er sich vor allem ein Ein- und Ausgabegerät wünsche, welches Wahrnehmungen direkt ins Gehirn übertragen könne: "Ich wünsche mir ein komplett neues Gerät, welches ich direkt in mein Gehirn stöpseln kann." | <= Die Vision | |
[3] Bis vor wenigen Jahren, und für viele Menschen noch jetzt, ist das Bild eines mit technischen Geräten verdrahteten Gehirns bestenfalls eine illustrative Metapher. | <= Bloß Metapher | |
[4] Es gelingt kaum, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, in denen mögliche Anwendungsszenarien einer solchen Technik ersonnen werden. Weder im privaten noch im wissenschaftlich geprägten Umfeld trifft man auf Menschen, die Spaß daran hätten, technische Möglichkeiten auszuloten. Könnten wir uns damit nicht des Körpers entledigen, zum Beispiel im Falle von Krankheiten? Könnten wir uns nicht gänzlich mit ferngesteuerten Robotern verbinden und mit diesen Abenteuer in unwirtlichen Gegenden erleben? Der polnische Autor Stanislaw schlug solche "Remotes" einmal in einem seiner Bücher vor. Und welche Abenteuer erwarten Menschen, die ihre Gehirne unmittelbar miteinander verkabeln? Welche ästhetischen Entdeckungen stehen einem Menschen bevor, dessen Gehirn mit einem Spinnen-Roboter verbunden wird? Werden vollständig verkabelte Gehirne vielleicht einmal künstliche, simulierte Welten bevölkern? |
<= Visionsscheu als Grundhaltung Mehr über Lem`s Buch "Peace on Earth" aus den 1980er-Jahren Januar 2003: Simulierte Welten als Kosmos für verkabelte Hirne? |
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[5] Gerät ein Gespräch in Nähe solcher Überlegungen, wird meist schnell darauf verwiesen, dass dies reine Zukunftsmusik sei und der aktuelle Stand der Technik in dieser Sache weit von solchen Visionen entfernt sei. Insbesondere Wissenschaftler die an der Entwicklung phantasieanregender Technologien arbeiten, verweisen jegliche Resultate jenseits eines 3-Jahre-Horizontes in den Bereich unseriöser Phantasie. Aber dennoch wird Stück für Stück und leise an der Machbarkeit solcher Vorstellungen gearbeitet: Cochlea-Implantate ersetzen Teile des Hörorgans, Blinde erhalten Videosignale ins Gehirn eingespielt und gelähmte Menschen können durch Gedankenkraft eine Computermaus bewegen. Man kann sich schon fragen, warum wir ständig neue technische Möglichkeiten schaffen und keine Freude an Visionen, an Träumen haben. Ich glaube, dass wir durchaus lebenswerte, digital erzeugte Welten ersinnen können. Das wäre eine wirklich reizvolle Herausforderung für Philosophen, Theologen, Phantasten, Science Fiction Autoren, Soziologen, Virtual Reality-Programmierer... | <= Visionsmüdigkeit | |
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