Chronik einer Endomorphose, 28.07.2002

An Outpost of Progress
Written by Joseph Conrad in 1896

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Im Jahre 1896 schrieb der englische Autor Joseph Conrad eine Kurzgeschichte über das Leben auf einer abgelegenen Handelsstation tief im Dschungel von Afrika. Die einzigen Weissen auf der Station waren zwei einfältige Figuren namens Kayerts und Carlier. Beide waren vor ihrer Versetzung irgendwo in die Nähe des Kongo in komplexe menschliche Organisationen eingebunden: Kayerts hatte in der "Telegrafenverwaltung" gearbeitet und Carlier hatte einst der "Kavallerie" angehört.   Joseph Conrad: An Outpost of Progress. In: Joseph Conrad - Selected Short Stories. Verlag: Wordworth Classics. Erscheinungsjahr: 1997. ISBN: 1 85326 190 4
Nun, 300 Kilometer entfernt vom nächsten Handelsposten, waren Kayerts und Carlier vollständig auf sich alleine gestellt, umgeben von einem undurchdringlichen Dschungel. Ihre einzigen Gefährten waren die schwarzen Bewohner des Landes, in deren Gedanken- und Gefühlswelt sie sich nicht auch nur ansatzweise hineinversetzen konnten. Keiner von beiden wird den Auftrag überleben.   <= Abseits jeglicher Zivilisation

Themensprung: eine Phantasie über denkbare Auswüchse einer unkontrollierten Ökonomie

Tief im dunklen Dschungel

 
Conrad beschreibt wie diese zwei Produkte unserer Zivilsation außerhalb fester, vorgegebener Ordnungen vollständig scheitern, scheitern müssen:   <= Wie isolierte Ameisen
"They were two perfectly insignificant and incapable individuals, whose existence is only rendered possible through the high organisation of civilised crowds. Few men realise that their life, the very essence of their character, their capabilities and their audacities, are only the expression of their belief in the safety of their surroundings. The courage, the composure, the confidence; the emotions and principles; every great and every insignificant thought belongs not to the individual but to the crowd: to the crowd that believes blindly in the irresistible force of its institutions and of its morals, in the power of its police and of its opinion."   <= Zitat, Seite 5: Das Individuum lebt nur durch die Gruppe, alleine ist es ein Nichts. Der Mensch definiert sich ausschießlich durch die Gemeinschaft.
Auf diesen Internetseiten Chronik einer Endomorphose: Die Auflösung des Individuums in einer Übergesellschaftwird der Gedanke betrachtet, dass zur Zeit (21. Jahrhundert) auf der Erde eine Art lebender Überorganismus entsteht. Die zellulären Bestandteile dieses Organismus sind Menschen, Maschinen, Computer, Biotope und so weiter. Wie sich einzelne Zellen in einem biologischen Organismus in Zellgewebe differenzieren, so differenzieren sich auch die menschlichen Bestandteile des erwachenden Überorganismus hinein in spezielle funktionale Aufgaben: Krankenhäuser planen, Autofahren, Drohnen steuern, Wissenschaft betreiben, Straßenfegen, Touristen unterhalten und so weiter. Mit einer fortschreitenden Spezialisierung verlieren die einzelnen Menschenb zwangsläufig auch an Autarkie: sie sind immer mehr auf das gesellschaftliche Umfeld angewiesen, um überleben zu können. Werden sie aus diesem Umfeld herausgenommen, so verlieren sie jegliche Orientierung. Genau das beschreibt Joseph Conrad in "An Outpost of Progress".   Arbeitsteilung führt zu Autarkieverlust: Kooperative Einzeller in der UrsuppeAls sich Einzeller vor über 700 Millionen Jahren im Präkambrium zu kooperativen Kolonien verbanden, gab jede einzelne Zelle ebenfalls Autarkie an die Gemeinschaft der Zellkolonie ab.

Im Kosmos gibt es eine Tendenz hin zu höherer Komplexität...Animation zum philosophischen Hintergrund dieser Internetseite

Ist der Mensch bloß eine Maschine? Philosophische Gedanken zu dem Thema...

Der Mensch als Bauteil eines übergeordneten Systems?

   
Conrad sieht aber nicht nur die Abhängigkeit des Individuums vom Überwesen, also der Gesellschaft. Er sieht auch die Abängigkeit der Gesellschaft vom einzelnen Individuum:    
"Society, not from any tenderness, but because of its strange needs, had taken care of those two men, forbidding them all independent thought, all initiative, all departure from routine; and forbidding it under pain of death. They could only live on condition of being machines."   Banken als lebende Überwesen zwingen Menschen ihren Willen auf: Zitate aus dem Buch von John SteinbeckÄhnliche Atmosphäre, ähnliches Thema mit Banken als "Gesellschaft": The Grapes of Wrath, 1939
Conrads Beschreibung kann als ein Indiz dafür betrachtet werden, dass der Mensch als Individuum tatsächlich immer stärker abhängig wird von seiner Umwelt und von dieser in stets weitere funktionale Differenzierungen hinein gedrängt wird: genau das ist der Gedanke der "Endomorphose der Menschheit", wie er auf diesen Internetseiten betrachtet wird.    

Assoziationssprung: ist der "eingeschüsselte Menschen" wirklich denkbar?

  Ob der Mensch aber tatsächlich von einem Überorganismus geformt wird oder nicht, das wird erst die Zukunft zeigen. In der Literatur wurde dieses Thema verschiedentlich behandelt:

Chronologisch sortierte Literaturliste über Gesellschaftsentwürfe, Utopien, Phantasien, die Life-Sciences etc.Literatur über das Thema Individuum und Gesellschaft


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Ein globaler Überorganismus formt den Menschen nach seinen Bedürfnissen... Zwei Ebenen höher: Private Homepage über Quantenphysik, Religion, Weltprozess, neuronale Unternehmen, evolutionäre Ökonomie etc.
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