Chronik einer Endomorphose, 17.05.2002

Der Markt ist keine Patentlösung

VDI nachrichten 17. Mai 2002, Seite 2

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Das Wort "Globalisierung" wird zur Zeit in den Medien sehr oft benutzt. Im Wesentlichen ist damit die Abschaffung von politisch gesetzten Grenzen für den weltweit freien Fluss des Kapitals gemeint.   Animation: globale Finanzströme suchen sich optimale "Standorte"Das weltweite Kapital sucht sich optimale Vermehrungsmöglichkeiten
Bundespräsident Johannes Rau wies nun in der "Berliner Rede" vom 13. Mai 2002 auf einige Zweifel an der oftmals unausgesprochen unterstellten These hin, dass die Kräfte des Marktes alles von sich aus zum Guten richten.    
Rau plädiert in seiner Rede für eine Regulierung von Märkten, um unerwünschte Folgen internationaler Arbeitsteilung zu mildern und er formuliert auch klar, was der Markt erbringen soll:    
"Dem Markt einen Rahmen zu geben und den Wettbewerb fair zu organisieren, das zählt zu den großen Kulturleistungen der Menschheit ... Alle müssen an den Vorteilen teilhaben können, die die weltweite Arbeitsteilung mit sich bringt."    
Rau stellt aber fest, dass wir davon "weit entfernt" sind und: "Bisher droht die Globalisierung den Globus zu zerstückeln". Rau macht dies besonders an der zunehmend ungleichen Verteilung von Wohlstand und Armut fest:    
  • In den ärmsten Staaten der Welt leben heute 40% aller Menschen, ihr Anteil am Welthandel liegt unter 3%.
  • In Afrika leben 13% der Weltbevölkerung; sie haben aber nur 0,3% aller Internetanschlüsse.
  Voller Titel eines Buches von Friedrich Engels aus dem Jahr 1845Das erinnert sehr an die Zustände in Europa zur Zeit Friedrich Engels um 1845.
Auch innerhalb der Industrienationen wachse die Kluft zwischen Arm und Reich:

"In den USA verdiente 1970 ein Manager im Durchschnitt sechsundzwanzig mal so viel wie ein Industriearbeiter. 1999 war es vierhundertfünfundsiebzig mal so viel."

   
Rau argumentiert nun, dass solche Ungleichheiten bei vielen Menschen zu dem Gefühl führen können, dass dies nicht mehr ihre Gesellschaft sei und sie dort keine faire Chance hätten. Dieses Gefühl, so Rau, könne dazu führen, dass sich Menschen zurückziehen, mit Protest reagieren oder sogar mit Gewalt.    
Ein Schwerpunkt von Raus Rede liegt auf unserem Verhältnis zu den Entwicklungsländern. Er fordert, dass die reichen Nationen ihren Handel nicht gerade dort gegen Konkurrenz aus ärmeren Ländern abschotten, wo diese ärmeren Länder eine Chance auf Export hätten.    
Rau betrachtet es als ein "seltsames Verständnis von Ethik und Moral, wenn reiche Länder die technischen Eliten aus Entwicklungsländern anheuern, gleichzeitig aber den Produkten, die in diesen Ländern mit billiger Arbeit produziert werden, den Zugang versperren."    
Rau schlägt eine stärkere Nutzung der UNO vor und er ruft auf, "Vertrauen in unsere Gestaltungskraft" zu haben.    
Vor allem dieser letzte Satz ist bemerkenswert. Denn Rau ermutigt uns damit dazu, die Marktmechanismen nicht als gottgegebene Naturgesezte hinzunehmen. Rau setzt den Marktmechanismen politische Gestaltungsmechanismen entgegen die wir nutzen können und sollen.    
Auf diesen Internetseiten sind in loser Tagebuchform Gedanken und Notizen zu den laufenden Umwälzungen infolge neuer aufkommender Technologien gesammelt. Ob nun die Gentechnik, die Robotik, die Neurowissenschaften, die Nanotechnik oder die Informatik: Wissenschaft und Technik werden uns in den kommenden Jahrzehnten mit einer überraschenden Fülle neuer Möglichkeiten ausstatten. Ob uns diese zum Vorteil oder zum Nachteil gereichen wird wesentlich davon abhängen, ob wir die Entwicklungen aktiv über gesellschaftliche Diskussionen und politische Instrumente steuern oder ob wir die Verantwortung dafür einem blinden Ökonomismus übergeben.   Zur Startseite: Beginnt eine schleichende Artenspaltung der Menschheit gepräft von kommerziellen Evolutionsdrücken?Eine Ebene höher

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