Chronik einer Endomorphose, 12.04.2002

DIE ZEIT Nr. 16, 11. April 2002, Seite 42:

Per Zeitmaschine in die Vergangenheit

  Weitere Zeitungsartikel und Medienbeiträge aus dem Jahre 2002Zeitungsartikel aus dem Jahre 2003
Ein kleiner Artikel in der ZEIT beschreibt die Archivierung von Teilen des World Wide Web. Zuerst nennt der Artikel zwei Fakten über die Lebensdauer der Inhalte im World Wide Web:   Direkter Link auf das Archiv (Stand April 2002)Das Archiv im Internet: www.archive.org
  1. Im Durchschnitt ist eine Internetseite 75 Tage erreichbar
  2. Die Maschenstruktur im WWW habe eine Halbwertszeit von 55 Monaten: In dieser Zeit wird die Hälfte aller Hyperlinks unbrauchbar
   
Seit 1996, so der Artikel, sammle der Amerikaner Brewster Kahle Websites um sie langfristig zu archvivieren. Das Archiv werde etwa alle zwei Monate um eine Momentaufnahme der Suchmaschine "Alexa" erweitert. Das Archiv mit dem Namen "WaybackMachine" beinhalte heute rund 10 Milliarden Webseiten mit einem Speichervolumen von über 100 Terabyte (1,5 Millionen CD-ROMs). Mit jedem Schnappschuss wachse der Bestand um weitere 12 Terabyte.    
Es gebe sogar Konzerne und Institute, die ihre eigenen Seiten gezielt in diesem virtuellen Gedächtnis ablegen lassen. Ein Problem, so der Artikel, bereite den Archivaren aber die rasant anwachsende Datenmenge im Netz.    

Zur Startseite: Beginnt eine schleichende Artenspaltung der Menschheit gepräft von kommerziellen Evolutionsdrücken?

Auf diesen Internetseiten wird der Gedanke gesponnen, dass sich Unternehmen oder sonstige großen Organisationen aufgrund einer evolutionären Evolution zu einer neuen Lebensform verdichten könnten. Dabei werden sie ähnliche Bausteine von Intelligenz aufbauen wie es die Evolution in organischen Lebensformen realisiert hat. Wesentliches Merkmal der intelligenten Unternehmen könnte sein, dass sie eine Art zererbral-neuronale Intelligenz entwickeln.

 
Erzeugt die ökonomische Evolution ebenso lebende Wesen wie es die biologische Evolution tat?Evolutionäre Ökonomie: gibt es eine ökonomische Evolution?

Assoziationssprung: das Bewusstsein von Unternehmen als Analogon zu menschlichen BewussteinExkurs: Entwickeln Unternehmen ein Bewusstsein?

Menschen und Computer werden zusammenwachsen, ein Buch aus dem Jahre 1999Buchtipp: Ray Kurzweil prophezeit hybride Lebensformen noch für dieses Jahrhundert

Ein wesentlicher Bestandteil menschlicher Intelligenz ist unser Gedächtnis. Und der Artikel in der ZEIT legt nahe, dass nun auch auf der Ebene digital vernetzter Organisationen so etwas wie ein umfassenden Gedächtnis entstehen könnte, ein organisationales Gedächtnis das weit über die Funktionen eines klassisches Archivs mit Papierordnern, Faltplänen und Magnetbändern hinausgeht.   Geschrieben  um 1932, zeigt dieses Buch eine sehr ambivalente Welt individuellen GlücksBuchtipp: "Schöne Neue Welt" von Aldous Huxley
Denn wer ein Gedächtnis betreiben will, der muss eine ganze Reihe von Funktionen erfüllen, dass es überhaupt nutzbar wird. Oder besser: je mehr intelligente Funktion mit dem Gedächtnis angeboten werden können, desto mehr steigt sein Nutzwert. Dazu einige Beispiele:   Es werden immer mehr Daten für Datamining verfügbar, z. B. ÜberwachungskamerasDer Gedanke eines sozialen Immunsystems (2001)
  • Archivierungskriterien: geht man davon aus, dass der Speicherumfang oder der Zugriff auf die Inhalte eine begrenzte und somit zu optimierende Größe darstellen, so muss es Kriterien geben, nach denen über die Aufnahme eines Inhaltes in ein Gedächtnis entschieden wird.
  • Löschkriterien: Inhalte können mit der Zeit ihren Nutzen verlieren. Woran kann man das erkennen? An den Zugriffen? An der Anzahl von Hyperlinks auf einen Inhalt? An einem mitabgespeicherten "Verfallsdatum"? Denkbar ist es, dass sich ein Löschmanagement aus ähnlich vielen gegeneinander abzuwägenden Faktoren zusammensetzen wird, wie die Bewertung (ranking) von Internetseiten durch Suchmaschinen.
  • Zugriffspriorisierung: Wenn der Zugriff auf die Gedächtnisinhalte eine begrenzte Ressource ist, dann muss auch diese intelligent zugewiesen werden. Denkbar wäre: wer mehr bezahlt, bekommt schnelleren Zugriff, es gibt Dauerabos mit zugesicherten Zugriffsleistungen, bestimmte Nutzer haben vorher festgelegte Prioritäten, es gibt ein situationsabhängiges Priorätenmanagement: im Kriegsfall haben andere Leute schnelleren Zugriff als bei einem Börsencrash. Ein mengemäßig hoher Zugriff kann von Datamining AgentenEin Zeitungsartikel vom 11. April 2002 über Datamining (Datenbergbau) und ähnlichen Softwareprodukten erwartet werden.
  • Realitätskonstruktion: Die Gedächtnisinhalte sind untereinander verknüpft durch Hyperlinks. Durch Änderungen am Gedächtnisinhalt oder durch das Einbringen von Inhalten aus dem WWW ins Archiv können solche Verknüpfungen zerstört werden. Ähnlich wie das Gehirn die fehlenden visuellen Informationen vom blinden Fleck des Auges rekonstruiert, so könnte eine eigene Software die Links zwischen einzelnen Seiten automatisch möglichst aktuell halten.
  • Komprimierungsalgorithmen: Bei jedem neuen Inhalt der in das Gedächtnis eingestellt werden soll stellt sich die Frage, ob er nicht im Ganzen oder in Teilen bereits vorhanden Inhalten entspricht. Diese Frage kann sich auf ganze Strukturen aber auch auf kleine Teile wie einzelne Bilder oder Textbausteine beziehen. Es muss also ein Kriterium gefunden werden, nach dem die Gleichheit von Bildern, Texten und sonstigen Inhalten bewertet werden kann.
  • Räumliche Rekonfiguration: Je nach Speichervolumen und Zugriffsraten könnte es sein, dass die räumliche Verteilung der Gedächtnisinhalte Assoziationssprung: die geographische Zentralisierung von Datenbeständenauf verschiedene Computer, Gebäudeteile oder sogar geographische Lagen zu einer Optimierung des Leistungsfähigkeit führen kann. Eine entsprechende Software müsste Relokalisierungspotenziale erkennen und gegebenenfalls umsetzen. Diese Funktionalität könnte vielleicht letztendlich eine räumliche Differenzierung verschiedener Gedächtnisinhalte Assoziationssprung: die räumliche Anordnung von Information im menschlichen Gehirnhervorbringen, wie sie auch im menschlichen Gehirn realisiert ist.
  • Rechtekonzept: Im Gehirn eines Menschen nicht unbedingt erkennbar aber vielleicht doch irgendwie implementiert: eine Regelung, welcher Nutzer wann und wie auf welche Daten zugreifen darf.
  • Thematische Strukturierung: Zwar organsiert sich das WWW in vielen Bereichen durch Hyperlinks und Metatags von HTML-Seiten sowie aktive Kategorisierungen von Suchmaschinen selbst. Zusätzlich aber könnte ein Gedächtnis über spezielle Mechanismen zur inhaltlich-thematischen Strukturierung von Gedächtnisinhalten dienen.
  <= Einzelfunktionen eines globalen Gedächtnisses

Englischsprachige Beschreibung über Ähnlichkeiten zwischen dem Surfen im Internet und dem Denken im eigenen KopfThe internet mode of thinking: ist das was beim Denken in unseren Köpfen abläuft das Ergebnis der links beschriebenen Struktur?

Vielleicht werden schon bald Softwarepakete im Sinne einer "Company Memory" kommerziell angeboten. Wie oben angedeutet, würde sich dahinter aber sehr viel mehr verbergen als ein großes Datenspeichervolumen. Man stelle sich für ein großes Unternehmen einmal die Fülle aller Daten vor, die täglich anfallen: abertausende von E-Mail, Zwischenstände von Word-Dokumenten, Präsentationen, Daten aus der Maschinendiagnose und Prozessleittechnik, Bilder aus der Kameraüberwachung des Werksgeländes...    
Um all die oben aufgelisteten Teilaufgaben durchführen zu können wäre es sogar denkbar, dass sich das Gedächtnis hin und wieder weitgehend gegen die Umwelt abschotten muss: Die Überprüfung der Integrität von Datenbeständen dauert und während bestimmter Überprüfung müssen die Datenbestände unverändert bleiben. Auch während einer denkbaren räumlichen Neukonfiguration über Gebäude oder Länder hinweg sollten Daten nicht aktualisiert werden. Eine konsequente Weiterführung dieses Gedankes führt zu der Vorstellung, dass Unternehmen zukünftig vielleicht einmal schlafen müssen. Ein solcher Schlaf könnte einige Tage dauern und die Belegschaft welche mit Wissensarbeit an den zentralen Datenspeichern beschäftigt ist könnte in dieser Zeit wenig arbeiten verrichten. Sie würde also auch schlafen (frei haben, also).   <= Brauchen Unternehmen hin und wieder einen Schlaf?
Während eines solchen Schlafes könnten zusätzlich zur Datenpflege auch physikalische Wartungsarbeiten am eigentlichen Computer-Netzwerk durchgeführt werden oder sogar Arbeiten an Gebäuden. Je mehr die Integrität von Daten nur in einer gesamtheitlichen Bearbeitung der Bestände gewährleistet werden kann, desto wahrscheinlicher wird die Möglichkeit, dass Unternehmen einmal schlafen müssen.   In einem hybriden Mensch-Maschinen-Netzwerk hält der Kanalmolch das System physikalisch sauber...Phantasie: der Kanalmolch pflegt hybride Netzwerke
Abschließend wird die philosophische Frage in den Raum gestellt, ob die denkbare Entstehung quasi-lebendiger Unternehmen mit Gedächtnis, Bewusstsein und vielleicht auch einem eigenen freien Willen (zum ökonomischen Überleben?) vielleicht Teil eines mehr oder minder zwangsläufigen Prozesses im Kosmos hin zur Entstehung immer komplexerer Gebilde ist.   Spekulationen über lebende Unternehmen als Zwischenschritt in der EvolutionGibt es eine erkennbare Richtung in einem erkennbaren Weltprozess?

Spekulation: von Molekülen über Organismen hin zu lebenden Unternehmen...Sind lebende Unternehmen der nächste Schritt in der Evolution?

Themensprung: Bewusstsein als Quanten-Scanner aus dem Jenseits
Lebendes Unternehmen mit Bewusstsein als Endziel dieser Entwicklung?

   
1 Ebene höher: Hybride Menschen als Ergebnis eines ökonomischen Evolutionsdruckes?

Zwei Ebenen höher: Spekulationen über: Freier Wille, Quantenphysik, Religion, Weltprozess, Mystik, Bewusstein

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