Chronik einer Endomorphose, 31. März 2001

Flözbrände in China

 
Auf einem von der Vereinigung Aachener Bergakademiker veranstalteten Kolloquium über Bergbau und Umwelt am 30. März 2001 sprach ein Mitarbeiter der Firma "DMT GmbH" über Bemühungen riesige Flözbrände in China dauerhaft zu löschen.

Über dieses Thema gab es auch einen Artikel in dem Wochenmagazin "Der Spiegel" irgendwann im Jahre 2000.

Das Problem ist teils vom Menschen gemacht, teils aber auch natürlich. Insbesondere im Norden und Westen von China stehen viele Kohleflöze sehr oberflächennah an. Aufgrund der natürlichen Erosion werden sie dann freigelegt und infolge des trockenen und heißen Klimas kommt es zu Selbstentzündungen der Kohle. Die Kohle verschwelt dann, wobei als Verbrennungsrückstand neben CO2 vor allem auch Methangas entsteht, welches 21mal klimaschädlicher wirken soll wie CO2.

Der Verbrennungsprozess findet auch unterirdisch statt, sofern Sauerstoff an das Flöz gelangt. Insofern hat der Mensch die Verbrennung von Kohle begünstigt, indem alte Bergwerke unverfüllt hinterlassen wurden und somit eine Sauerstoffzufuhr bis weit unter die Erdoberfläche erfolgen kann. Die Chinesische Regierung soll angeblich beabsichtigen bis zu 30.000 Kleinstbergwerke zu schließen (unter anderem auch aufgrund der Arbeitssicherheitssituation).

Vor Ort gemachte Bilder zeigen eine karge, gebirgige und stark zerklüftete Landschaft in der mehrere Meter breite und sehr tiefe Rinnen durch verbrannte Kohle entstanden sind. Schwefelablagerungen und Rauchschwaden verleihen der Landschaft einen düsteren Anstrich. Wo Kohle unterirdisch verschwelt ist, entstehen zuweilen bis 10m tiefe Einsturzkrater. Die Gefahr von unsichtbaren Hohlräumen macht die Begehung des Geländes zu einer Lebensgefahr. Die gemessenen Temperaturen in diesen Hohlräumen liegen bei über 1000°C. Selbst an der Oberfläche werden Temperaturen von mehreren 100°C gemessen.

Zur Zeit ist die DMT gemeinsam mit chinesischen Partnern damit beschäftigt, zunächst eine Bestandsaufnahme des Problems und möglicher Lösungen durchzuführen. Es ist angedacht, die Brände zuerst mit Wasser zu löschen, welches unter anderem über Bohrlöcher in den Untergrund eingebracht wird. Eine dicke Abdeckung aus dem örtlich vorhandenen Löß soll eine erneute Entzündung dauerhaft verhindern. Eine Begrünung der Lößoberfläche soll einer Erosion vorbeugen.

Pro Jahr würden zur Zeit rund 10 Millionen Tonnen Kohle alleine in der westlichen Provinz Xinjang verbrennen. Zum Vergleich sei erwähnt, daß die gesamte Steinkohlenförderung in Deutschland zur Zeit bei etwa 35 Millionen Tonnen jährlich liegt.

Der Redner der DMT stellte dann einen Vergleich zwischen den Kosten zur Verhinderung der Enstehung CO2-äquivalenter Massen infolge von Kraftwerken und Flözbränden an. Mit der Verhinderung von Flözbränden in China sei mit einem Bruchteil der Kosten eine ungleich höhere Klimaschutzwirkung zu erzielen, wie mit einer Wirkungsgraderhöhung deutscher Kraftwerke.

Die Diskussion dieses Beitrages endete mit der Frage eines Zuhöhers, ob sich Deutschland denn mit diesem Engagement in China von der moralischen Verpflichtung selbst Maßnahmen durchführen zu müssen freikaufen wolle.

 

 
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Osnabrücker Zeitung